10.

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Meine Hände werden schwitzig und ich bin hilflos. Ich bin total durcheinander, doch ich erblicke Dad und ich entspanne mich augenblicklich.

"Wer zum Teufel ist das?", frage ich Dad mit einer zittrigen Stimme.

Warum kommst du nicht runter und wir setzen uns gemeinsam ins Wohnzimmer, mh?", er macht eine Geste mit seiner Hand, das sich die Treppen runter ins Wohnzimmer kommen soll. Ich wage es mich zu bewegen und setze einen Fuß vor den anderen die Treppe herunter. Ich schaue mir diesen Typen genauer an während ich an ihm vorbei laufe. Ich bin gespannt auf die Geschichte die Das mir jetzt erzählen wird und woher er mich kennt und wieso ich ihn noch nie zuvor gesehen habe.

Wir setzen uns alle auf Sofa und Sessel und schauen uns gegenseitig an.


"Ich bin Sid", sagt er kurz und knapp und reicht mir seine Hand. Ich nicke verwirrt mit einem skeptischen Blick und reiche ihm auch meine Hand. 

"Ich bin Lenora, aber ich schätze das weißt du ja schon."

"Ich weiß nicht wie ich es verpacken soll, aber Sid hier -er zeigt auf den fremden Typen, namens Sid- ist dein Bruder."

Mein Herz bleibt für eine Sekunde stehen und ich kann diese Worte kaum fassen, die er ausgesprochen hat. Ich habe einen großen Bruder und habe ihn nach 18 Jahren kennengelernt.

"Was? ", frage ich fassungslos. Ich merke wie meine Augen sich mit Tränen füllen, was ziemlich untypisch für mich ist. Eigentlich bin ich nicht so emotional, aber das hat mich komplett aus der Bahn geworfen. Und plötzlich hab ich dieses Gefühl von Erlösung. Als ob sich etwas befreit hat, etwas was nicht rauskommen wollte. Und jetzt ist er hier und ich fühle mich befreiter, obwohl ich meinen Bruder noch nie gesehen habe und ich nicht mal wusste das es ihn gibt. Ich kenne ihn kaum, doch nicht eine Sekunde nachdem diese Worte Dad's Mund verlassen, fühle ich mich so als ob etwas was mir schon immer gefehlt hat, endlich da ist.


"Wieso aber erst nach all den Jahren?", ich schaue in Dad's Gesicht was ich nicht beschreiben kann. Er sieht zugleich erleichtert und gestresst aus.

"Du wusstest all die Jahre nichts von ihm, weil Mom sich dazu entschieden hat ihn zur Adoption freizugeben, als du dann zwei Jahre später kamst, war sie bereit dafür, zumindest bis zu einem gewissen Punkt. Sid ist jetzt 20 und ich war all die Jahre mit ihm in Kontakt, ich weiß nicht wieso ich es dir all die Jahre verschwiegen habe. Es tut mir leid", die Worte meines Vaters sind traurig, aber enorm interessant zugleich. Ich habe mich noch nie mehr verbunden zu ihn gefühlt. All der Hass verschwindet gerade. 

"Ich bin froh dich endlich kennenzulernen und ich hoffe wir kommen gut miteinander aus. Ich würde dich morgen von der Schule abholen und mit dir essen gehen, falls das okay ist? Ich will nicht aufdringlich sein, aber ich denke wir haben einiges nachzuholen", er lächelt schief und reibt nervös seine Hände aneinander während er auf eine Antwort meinerseits wartet.

Auch wenn das für mich ein riesen Schock ist, will ich ihn kennenlernen und wissen in was für einer Beziehung er zu Mom steht und wie sein Leben verlief und was ihn dazu geführt hat hier aufzukreuzen. Außerdem sieht er so aus als hätte er eine interessante Persönlichkeit, obwohl er aussieht wie ein typischer Herzensbrecher aus einer Wattpad-Story.
"Ja klar", antworte ich knapp ohne irgendwelche Zweifel. Ein Lächeln bildet sich auf seinem Gesicht, auf Dad's genauso und jetzt auch auf meinem. Eine Frage bleib allerdings noch offen für mich. 

"Wohnt er jetzt hier?", frage ich neugierig.

 "Ja, ich hoffe das ist kein Problem für dich", sagt er verlegen.
Ich zucke mit den Schultern und ziehe meine Beine in ein Schneidersitz. 

"Solange er nicht nervt", dafür ernte ich einen vernichteten Blick von Dad, doch Sid lacht. Ich weiß nicht wieso, aber dieses Gefühl von einer kleiner Familie macht mich glücklich, ich wünschte Dad wäre auch wieder öfter in diesem Haus. Ich weiß er hasste es wahrscheinlich genauso wie ich hier drinnen, aber vielleicht änderte es sich mit der Ankunft meines Bruders.

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"Ich geh nach oben", sage ich nach einer Weile. Die beiden Unterhalten sich über Dinge die mich nciht weniger interessieren könnten, außerdem wird es langsam spät und ich möchte pünktlich aufstehen.

"Lenora, isst du noch etwas, bitte", überrascht drehe ich mich um. Seitdem er mit Rebecca zusammen ist, war das mit der Fürsorglichkeit eigentlich Geschichte. Aber er hat recht, ich habe heute noch nicht wirklich etwas gegessen. 

"Okay."

Ich entscheide mich dazu ein Brötchen mit Nutella zu machen, einfach und schnell. Ich hasse es Ewigkeiten in der Küche zu stehen, zumindest jetzt wo Mom nicht mehr da ist, sonst erinnert mich alles an sie. Und plötzlich spürte ich jemanden hinter mir, es war Sid, der mich schüchtern angrinste. 

"Hey, willst du auch eins?", ich zeige auf die Brötchen aber er lehnte dankend ab. Er setzt sich an den Esstisch und schaut sich in der Küche um. Was ein komisches Gefühl zu wissen, dass er mein Bruder ist. Es scheint so, dass ich das einfach so wegstecke, aber eigentlich ist mein Verhalten gar nicht typisch ich. Für Sid muss es allerdings auch ein komisches Gefühl sein, er ist in einem fremden haus mit einem 18-jährigen Mädchen was er vor ein paar Stunden kennengelernt hat und seine Schwester ist. Verständlich wenn man unsicher und aufgeregt ist, bin ich ja auch.

Und ein Gedankengang führte zum nächsten, ich komme auf den Gedanken, dass er Mom vielleicht ja gar nicht kennt. Er hatte gar nicht die Chance zeit mit ihr zu verbringen. Mom hat uns verlassen als ich 11 war, dass ist jetzt sieben Jahre her, fast acht. Und ich bin immer noch nicht richtig drüber hinweg, ich glaube das werde ich nie sein. Ich kann mir einfach nicht erklären warum man sowas schreckliches tut.

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