5.

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"Nein oder?", fragt Adam ungläubig.

 "Doch, genau das hat er gesagt", antwortet Pem aufgeregt von dem was ihr gesagt wurde.

 
Sie reden über Pem's Schwarm, Joshua, er ist in unserer Parallelklasse. Er ist respektlos, wenn man die Geschichten hört was er wohl schon alles mit Mädchen gemacht hat. Einige der Mädchen tun mir wirklich unglaublich leid. Und auch ihr gegenüber ist er nicht sehr nett. Ich verstehe einfach nicht was sie in ihm sieht, das ist Pemala, die sie nichts gefallen lässt und schon gar nicht von einem dummen Jungen aus der High School der sie eigentlich ignoriert und nur was von ihr will, wenn andere Mädchen mal nicht zur Verfügung stehen. Aber Adam freut sich immer über sowas zu reden, auch wenn es über Leute wie Joshua ist.  Seitdem sich Adam vor einem Jahr als Bisexuell bei Pem und mir geoutet hat, reden sie immer öfter über Jungs. Natürlich hat Pem damit kein Problem, die genießt es über andere Menschen zu reden, ob gut oder schlecht.  Offensichtlich liebe ich es auch mitzureden, aber heute halte ich mich zurück sonst ernte ich böse Blicke von ihr, weil sie meine Meinung zu Joshua kennt. Deswegen bleibe ich heute lieber in Gedanken.

Oder auch nicht, denn ich werde aus meiner Gedankenwelt gerissen mit einem Fingerschnipsen von Pem.  

"Was ist?", frage ich während ich mein Kopf auf meiner Hand anlehne und immer noch auf den Tisch starre ohne auf etwas anderes zu achten. 

"Er starrt dich die ganze Zeit an", Pem deutet mit ihrem Daumen hinter sich, aber so dass Arvin es nicht sieht. Unauffällig versuche ich zu schauen, ob diese Aussage der Wahrheit entspricht und Tatsache. Sobald ich meinen Kopf hebe und in seine Richtung schaue, versucht er nicht auffällig auszusehen und schaut weg um andere Schüler zu beobachten ob alles in Ordnung ist. Ich verstehe nicht was er damit erreichen will oder wieso er das Verlangen dazu hat. Ich hasse es beobachtet zu werden und dann auch noch so aufdringlich. Ich schätze er meint es bestimmt nicht so, aber ich finde starren unfreundlich. Und vielleicht sollte er in der Schule drauf verzichten, nicht dass er die Gerüchteküche zum brodeln bringt. 

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Der restliche Tag ist uninteressant abgelaufen, ein typischer Schultag eben. Man wird zugestopft mit Informationen und der Kopf platzt bald.

Ich laufe extra langsam nach Hause und da wir noch keine Hausaufgaben aufbekommen haben, kann ich mir länger Zeit lassen. Ich will einfach nicht nachhause, bis heute weiß ich nicht wie ich es aushalte nicht komplett auszuticken und alles zu zerreißen und zerstören bis nichts mehr übrig ist, keine Erinnerung an Mom oder an meine Kindheit und dem Schmerz den Dad und ich durchgehen mussten. Ich liebe Mom, auch wenn sie mir und Dads Leben so viele Gewichte umgelegt hat, wie es nicht hätte sein müssen. Ich hasse sie zutiefst auf der anderen Seite, eigentlich nimmt das die Überhand. Adam meinte dass ist eine völlig normale Denkweise, auch wenn ich mich komisch dabei finde, wenn ich mir selber zuhöre. 

Seufzend öffne ich die Tür, in der Hoffnung niemand ist zu Hause. Aber diese Hoffnung verfliegt, da ich Essen rieche. Wer kocht denn? Schon wieder Rebecca? Ich seufze ein zweites mal und werfe mein Kopf in den Nacken, ich habe keine Lust auf Streit. Und schon gar nicht mit dieser Kröte.

Ich ziehe meine Schuhe aus und stelle mein Rucksack ab. Anschließend gehe ich in die Küche, ich erwarte Rebecca, aber von ihr ist weit und breit keine Spur. Ich bleibe nicht lange unbemerkt und Dad dreht sich um. Er lächelt mich an. Dieses Lächeln ist anders als sonst. Es ist diese vertraute lächeln, dieses alles wird gut lächeln. Das habe ich eine gefühlte Ewigkeit nicht mehr gesehen. Dieses Heimatgefühl habe ich vermisst, dieses Dad habe ich vermisst. Ich weiß gar nicht wie lange es genau her ist, als ich sowas gesehen habe.

"Wie war der erste Tag?", fragt er interessiert mit immer noch dem gleichen lächeln auf den Lippen. Ich bin überrascht und brauche ein paar Sekunden um diese Frage zu verarbeiten, die er mir seit Monaten nicht mehr gestellt hat. 

 "Gut, der Tag ist überstanden", antworte ich verwirrt mit einem Stirnrunzeln.  Ich atme aus und setze mich an den Tisch um mich kurz zu entspannen. Sowas würde ich normalerweise nicht tun, aber Dad scheint heute wieder der alte zu sein, also habe ich kein Problem damit.

"Ich koche, wie du siehst -er zeigt mit seinen Händen auf die Pfanne, in der er Gemüse anbrät- Mrs.Miller kommt zum Essen, sie bringt jemanden mit", erzählt er mir während er sich wieder umdreht um das Gemüse umzurühren und anschließend den Braten aus dem Ofen zu holen.

Gegen den Besuch hab ich nichts, Mrs.Miller ist eine nette Frau. Ich mag sie und die Geschichten die sich erzählt. Ich zucke mit den Schultern und will gerade in mein Zimmer gehen, als es an der Tür klingelt. Hätte ich mich nicht vorher noch frisch machen können? Jetzt muss ich so die Tür öffnen und mit Gästen essen? Das ist wohl die Strafe, weil ich mir so viel Zeit gelassen habe. 

Ich streiche mir einmal durch die Haare und richte meine Kleidung so gut es geht.


"Machst du bitte auf Lenora!", ruft mein Vater aus der Küche. 

"Ja ist okay", sage ich genervt auf dem Weg zur Haustür. Er hätte mir wenigstens sagen können, dass sie in weniger als 5 Minuten kommen, dann wäre noch Zeit gewesen dass ich wie ein zivilisierter Mensch aussehe und nicht wie ein gerupftes Huhn.

Und als ich die Tür öffne bleibt mein Herz für eine Sekunde stehen, ist das...

"Arvin, schön dich endlich kennenzulernen, deine Mutter hat mir viel von dir erzählt", Dad begrüßt ihn und dann auch Mrs.Miller die von einem Ohr zum anderen grinst.

Ich war wohl zu beschäftigt und habe deswegen vergessen, dass er der Sohn von ihr ist und deswegen sehr wahrscheinlich auch zum Essen kommen wird. Mir hätte es in den Kopf kommen müssen, sobald Dad meinte Mrs.Miller bringt Besuch mit.

Arvin räuspert sich und wendet sein Blick von mir auf Dad. 

"Schon Sie auch kennenlernen", erwidert er freundlich. 

"Nenn mich ruhig Ray, das Siezen lässt mich alt fühlen", sie schütteln ihre Hände und nicken beide. Arvins Blick richtet sich wieder auf mich und ich erzwinge ein lächeln und gebe ihm die Hand. Seine Berührung kribbelt auf meiner Haut und in meinem Bauch bilden sich Schmetterlinge. Ich lasse sofort wieder los und fasse verwirrt meinen Bauch an. Was ist das für eine Reaktion gewesen?

"Kommt rein", Dad winkt sie rein und wir begeben uns in die Küche. 

just the two of usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt