3.

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Erschöpft setze ich mich auf eine Bank am Eingang eines Parks. Hier komm ich eigentlich immer her wenn ich Ruhe brauche und nicht ausrasten will, was meistens dann doch nicht klappt, weil irgendetwas meinen Aggressionspegel wieder nach oben schießen lässt. Ich verstehe es einfach nicht, wie man sein eigenes Kind so verraten kann. Wenn Rebecca wenigstens manchmal recht hätte, was nicht der Fall ist, dann würde ich sein Verhalten auch verstehen. Doch es ist nicht so, weil sie das Problem ist und für jeden ist es offensichtlich, außer für Dad. Manchmal möchte ich ihn einfach anschreien und fragen was bei ihm schief gelaufen ist, ihm die Schuld an allem geben. Auch daran dass Mom uns verlassen hat und jetzt vermutlich ein besseres Leben führt. Obwohl ich mich da wieder Frage wie viel besser sie es haben kann, wenn es bei uns schon wie eine Geschichte aus dem Bilderbuch war.

"Ist alles in Ordnung?", höre ich eine bekannte Stimme fragen. Woher kenne ich diese Stimme? Ich hebe mein Kopf und sehe Arvin Miller, natürlich. Wieso denn auch nicht? Als keine Antwort von mir kommt spricht er weiter...

"Ich möchte dir keinesfalls zu nahe treten, aber ich habe das da eben mitbekommen", er zeigt in die Richtung meiner Straße während ein bemitleidender Blick auf seinem Gesicht liegt. Ich atme tief ein und wieder aus und fange einfach an zu lachen, aber nicht weil ich es in irgendeiner Weise lustig finde, nein, sondern weil es selbstverständlich alle mitbekommen mussten. Ich kann Dad und Rebecca nicht genug danken wie alle immer wieder erinnert werden, Tag für Tag, wie schlecht unser Leben läuft seitdem wir Mom nicht mehr haben. Es ist mir peinlich zu wissen, dass die Nachbarn ihre negativen über uns wahrscheinlich untereinander austauschen und sagen das wir verloren sind. 

"Die Frage ist, wer hat es nicht mitbekommen?", nachdem ich leicht meine Arme hebe klatsche auf meine Oberschenkel und stütze mich mit meinen Ellenbogen auf ihnen ab und vergrabe mein Gesicht in meinen Händen. Ich sehe wieder auf und sein Blick hat sich nicht geändert.

"Mach dir keine Sorgen, morgen hat das jeder wieder vergessen", will er mir versichern, doch wir wissen beide dass es nicht so ist und er das nur sagt um mich auf gewisse Weise zu beruhigen. "Leider muss ich auch wieder zurück, aber zerbrich dir nicht den Kopf darüber", er lächelt ein wenig und und geht. Ich danke ihm das er mich nicht verurteilt oder sich lustig darüber macht oder sich das recht nimmt sich in irgendeiner Art zu äußern. 

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Unsanft werde ich von meinem Wecker geweckt. Knurrend drehe ich mich rum und stehe ungewollt auf und lasse einen leisen Schrei raus. Der erste Schultag  nach den Ferien, mein Schlafrhythmus ist total durcheinander. Am liebsten würde ich den ganzen Tag im Bett verfaulen und die Decke anstarren, dass wäre interessanter als der Unterricht in der Schule. Ich nehme mein Handy in die Hand um den Stundenplan abzuchecken. Zu erwarten war ein schlechter Tag, aber jetzt wo ich meinen Stundenplan sehe möchte ich einfach nur weinen.

Montag:

-Geschichte

-Englisch

-Physik

"Was ist das denn?", knurre ich und verziehe mein Gesicht. Wer diesen Stundenplan erstellt hat ist auch völlig Banane. Keiner Menschenseele fällt es auch nur im Schlaf ein Physik und Englisch in einen Tag zu packen. Damit muss ich mich wohl abfinden, immerhin ist es mein letztes Jahr und mit etwas Party zwischendurch, wird das wohl ertragbar sein. Eigentlich sind meine Noten nicht die besten um Party machen zu gehen, sondern eher Hausaufgaben zu machen und für die Tests lernen, aber sie sind im Bereich wo es noch Okay ist, also mache ich mir keine Gedanken.

Ich putze meine Zähne, wasche mein Gesicht, kämme meine Haare, trage etwas Make-Up auf und ziehe mich an. Heute entscheide ich mich dazu eine Jeans und ein Top mit Strickjacke anzuziehen. 

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"In Jeans?", fragt Adam verwundert. Ja, welch Wunder mich mal in etwas anderem außer Leggings zu sehen. Er hat schon recht aber so abwegig ist es doch nicht, oder?

"Neues Jahr, neues Ich", sage ich und muss lachen, da ich mich selbst nicht ernst nehmen kann.

"Morgen kommt sie wieder mit Leggings und Hoodie, ich wette mit dir", sagt Pem und wirft Adam einen belustigten Blick zu. Wir lachen alle zusammen, weil wie wissen dass Pem recht hat.

Wir laufen zusammen zu unseren ersten Unterrichtsstunde diese Jahr. Als wir uns Plätze ausgesucht haben, klingelte es auch schon und Mrs. Stone fängt an zu reden.

"Willkommen Willkommen, zu Ihrer ersten Geschichtsstunde dieses Schuljahr!", begrüßt Mrs. Stone die Klasse. 

Ich sitze neben Adam und Pem sitzt neben Abby, Abby ist eine Schulfreundin von uns, die aber nicht weiter erwähnenswert ist. Sie hängt irgendwie mit jedem mal ab das mag ich nicht. Ich hab das Gefühl sie will von jedem gemocht werden indem sie bei allen hängt. Aber wie Taylor Swift mal gesagt hat "A friend to all is a friend to none." 

"Lenora, sind Sie anwesend? ", ich erschrecke, weil Mrs. Stone mich aus meinen Gedanken reißt. Ich schaue nach vorn, doch habe nicht verstanden was sie will. 

"Sorry was?", die Schüler um mich herum kichern wegen meiner verspäteten Reaktion.

"Verträumt wie immer.. Ich habe Ihnen eine Frage bezüglich der Überschrift gestellt, haben Sie eine Antwort darauf?", ihr Ton ist freundlich. Mein Blick fällt auf die Überschrift. Ich kann sie nicht mal richtig lesen, wie soll ich dann wissen was es heißt und was mir dazu einfallen soll. Ich mag Mrs. Stone aber mit ihrer Schrift hätte sie Ärztin werden können.

 "Leider keine Ahnung Mrs. Stone, es tut mir leid." 

Sie seufzt und fragt den nächsten. Ja, ich bin echt nicht so aufmerksam und bekannt dafür gerne mal in Gedanken zu versinken und dementsprechend die Lehrer nicht mitzukriegen wenn sie mir eine Frage stellen oder ganz einfach mit mir reden wollen. 

Die Klingel zum Stundenende läutet. 
Endlich.

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"Habt ihr gehört, der neue Englischlehrer soll total heiß sein", Adam und ich verdrehen die Augen. Ich frage mich wie man noch irgendein Gerücht dieser Schule glauben kann. Es gab schon verschiedene Gerüchte wo mir die Frage aufkam, wer auf die Idee kommt sowas herumzuerzählen. Wer auch immer so eine Fantasie hat, sollte ein Buch drüber schreiben, vielleicht wird es ja so Bekannt wie Harry Potter.

"Ich glaube Pem", antworte ich schulterzuckend und Adam wirft mir ein verwirrten Blick zu.

"Siehst du Adam", sagt sie voller Stolz. 

"Ich glaube das Prince Charming höchstpersönlich hereinspazieren wird. Und er wird auf der Suche nach seiner Prinzessin sein, die er nur als Englischlehrer an einer langweiligen, alten High School finden kann." Ich drehe mich wie eine Prinzessin im Schulflur und verbeuge mich. 

Pem hält inne und schaut mich genervt an und murmelt nur: "Arschloch."

Adam und ich können nicht anders als in Gelächter auszubrechen und uns über das Gerücht lustig zu machen und Pem wie naiv sie ist so etwas zu glauben. Das geht die ganze Pause jetzt schon so. 

"Okay ich hab's  verstanden...", sagt sie während sie verärgert in ihrem Salat rumstochert. 

just the two of usWo Geschichten leben. Entdecke jetzt