6. Ohne Fragen zu stellen

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Auf einen Schlag war sie wach. "Was hast du getan?"

Sie klemmte sich das Telefon zwischen Schulter und Ohr und sprang aus dem Bett. Sofort machte sie das Licht im Raum an.

Felix stöhnte. "Was soll das denn?"

"Jetzt nicht", herrschte sie ihn an, auch wenn ihr das leid tat. Er konnte nichts dafür, dass sie um die Uhrzeit angerufen wurde. Sie riss die Schubladen der Kommode auf, nahm wahllos Klamotten und sprintete ins Bad. "Marten? Sprich!"

"Wir waren kiezen und da war so ne andere Truppe und joa..."

"Du hast dich geschlagen."

"Nicht direkt."

"Marten, wie kann man sich indirekt schlagen?"

"Round Kick voll in die Fresse. Er war sofort ausgeknocked."

Bella schlug sich mit der flachen Hand vor die Stirn. "Was ist so schwer an unauffällig bleiben?" Ihre Stimme war ganz ruhig. Sobald sich ihr Puls wieder beruhigt hatte, war sie komplett in Anwaltmodus gegangen.

"Ey, der hätte sonst Joe eins mit der Flasche übergezogen!"

"Die Einzelheiten klären wir später." Sie zog sich hastig ein TShirt an, wuselte sich einmal durch die Haare. Wenigstens könnte sie Notwehr durchbringen. "Du sagst gar nichts bis ich da bin, verstanden?"

"Bin ja nicht dumm."

"Das sehe ich gerade anders!", entfuhr es ihr und sie atmete einmal tief durch. Es war nicht ihre Aufgabe, ihre Mandanten zu erziehen. Dafür mussten sich andere rechtfertigen.

Es war still am anderen Ende der Leitung. "Da ist noch was, Bella."

Fuck. "Die dürfen diese Leitung nicht abhören. Anwaltsgeheimnis. Die rechtlichen Hürden sind so hoch, dafür reicht dein Grasdelikt nicht."

Erleichtert hörte sie Marten ausatmen. "Ich hatte eventuell ein Messer dabei."

"Eingesetzt?"

"Nein."

"Dann ist das irrelevant." Hastig schmierte sie Zahnpasta auf ihre Zahnbürste.

"Und einen Teleskopschlagstock."

Ihr Herz sackte ab. "Das ist ungünstig." Die Dinger waren nicht ohne Grund verboten. "Hast du eine Erlaubnis? Den kleinen Waffenschein?"

"Nicht wirklich."

Sie würde ihm den Hals umdrehen. "Okay. Egal. Bekomme ich abgefedert. Irgendwie."

"Bekommen die einen Durchsuchungsbeschluss für meine Wohnung?"

"Weil du wen zusammengeschlagen hast? Eher nicht." Plötzlich hielt sie inne. "Scheiße. Vermuten die, dass bei dir Waffen sind? Oder Drogen? Wurdest du danach gefragt?"

"Ja."

"Sind Waffen in deiner Wohnung?" Er schwieg. Sie seufzte. "Wo?"

"Nachttisch."

"Drogen?"

"John hat eventuell was dagelassen. Wohnzimmertisch."

La Vita è Bella | MARTEN81Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt