Joa, wie gesagt: es schreibt sich von selbst. Also noch ein kleines Kapitel für euch, quasi als Zwischenkapitel.
Tweety - warum hatte er sie ausgerechnet so genannt?
Die Frage beschäftigte Bella auch noch Tage später, während sie in ihrem Büro saß und eigentlich an einem anderen Fall arbeitete. Aber immer wieder kehrten ihre Gedanken zu dem Riesen zurück. Anfangs hatte sie ihn für dunkelblond gehalten, doch mittlerweile wusste sie, dass es eher bräunlich mit einem dezenten Rotstich war. Sie schüttelte den Kopf. Er war ein Mandant. Ein Mandant mit einem Hang zu Spitznamen. Das hatte gar nichts zu bedeuten. Die Jungs nannten Anna Pitbull, angeblich weil sie wie ein Kampfhund auf ihre Gegner losging.
Sie hatte Frieling nur die Berufungsbegründung geschickt. Das war ihr einziger Kontakt gewesen. Er hatte sie abgesegnet, sie hatte sie eingereicht. Jetzt hieß es warten.
Bella hatte viel über Marten nachgedacht. Auf dem Papier gehörte ihm ein Tattoostudio und ein Mietshaus. Eigentlich nichts womit man sich einen dicken Mercedes leisten konnte. Bella hatte ihn gegoogelt. Online war er ein Nullum. Außer Instagram gab es nichts. Sie hatte in sämtlichen öffentlichen Registern geguckt, um irgendwie an Infos zu kommen.
Marten hatte sie verunsichert. Und das nur mit diesem einen Wort - Tweety. Wieder schüttelte sie den Kopf, in der Hoffnung, dass damit auch die Gedanken an ihn verschwinden würden. Insbesondere an seine Augen.
Auf ihrer Suche nach Infos hatte sie sogar kurz überlegt, Max anzurufen. Soweit sie von Anna wusste, war ihr Bruder fast Mitglied. Sein bester Freund war es jedenfalls. Aber Max hielt Anna komplett aus allem raus. Und sie war sich nicht sicher, was sie sich von einem Anruf erhoffen würde, also ließ sie es bleiben.
Das Klingeln des Telefons riss sie aus ihren Gedanken. "Dr. Bella Mertens?"
"Hey Tweety."
Automatisch wurde ihr heiß und kalt. Ihre Atmung setzte aus und sie brauchte zwei Sekunden, um sich zu sammeln. "Nenn mich nicht so", verlangte sie. Ihre Stimme zitterte leicht.
Sie meinte, ihn schmunzeln zu hören. "Wieso? Ich find's immer noch passend."
Sie presste die Lippen zusammen. "Unser Strip Club Deal hat keine Spitznamen beinhaltet."
"Strip Club Deal?"
"Deine und meine Bedingung."
Jetzt lachte er wirklich leise. Der Klang ging Bella durch Mark und Bein.
"Meine Bedingung war nur duzen. Ich hab nie gesagt, dass ich dir keinen Spitznamen gehe."
Bella rieb sich die Stirn. An ihm war bei der Argumentation ein Jurist verloren gegangen. "Warum rufst du an?", fragte sie stattdessen.
"Gibt's schon Neuigkeiten?"
"Nein. Das Gericht wird was brauchen."
"Oh, okay. Danke für die Info."
"Keine Sorge, ich sag dir Bescheid, sobald etwas kommt."
"Cool danke." Er schwieg und Bella starrte an die Wand.
"Kann ich sonst was für dich tun?", fragte sie.
"Bist du in Berlin oder Hamburg?"
"Berlin."
"Dann nicht."
Enttäuschung machte sich in ihr breit. Sie wusste selbst nicht warum. Denn eigentlich bedeutete das weniger Arbeit für sie. "Gut."
"Hast du heute denn noch etwas Schönes vor?"
Die Frage traf sie so überraschend, dass sie antwortete bevor sie denken konnte. "Naja, es ist Mittwoch. Normalerweise würde ich mich heute Abend mit Anna treffen und Bachelor auf RTL gucken, dabei zu viel Wein trinken und über die Tussis da lästern. Aber Anna kommt heute Abend erst spät aus Köln wieder." Sie schlug sich mit der Hand vor den Mund. Sie brach gerade die nächste Regel - keine Infos aus dem Privatleben.
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La Vita è Bella | MARTEN81
Hayran KurguMarten starrte die Blondine an. Ihre blauen Augen sahen ihn freundlich an. Sie war höchstens eins siebzig groß und zierlich. Alles an ihr wirkte gebrechlich. Von ihrer Stupsnase, über die sanft geschwungenen Lippen bis hin zu ihren großen, murmelför...