18. Ohne Fragen zu stellen II

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Irgendwie hab ich Mitleid mit Euch, weil die Story sich dem Ende neigt und die Hälfte von euch eingeschneit ist 😅

Und ich bin in dieser "Story-beenden-Motivationsphase".

Ich glaube, das Kapitel gefällt euch.


Marten starrte ihr hinterher. Sie hatte nichts mehr gesagt, keinen Ton herausgebracht. Aber ihr Blick hatte Bände gesprochen. Er war sich sicher, noch nie eine solche Enttäuschung in jemands Blick gesehen zu haben. Das Blau ihrer Augen war glanzlos geworden, ihr Mund hatte sich geschlossen.

Es hatte keine körperliche Reaktion gegeben, außer ihr Blick. Dann hatte Bella sich umgedreht und war zielstrebig zum Taxistand gegangen, eingestiegen und gefahren. Und er hatte sie ziehen lassen. Und er hatte keine Ahnung, warum. Kurzerhand tat er das einzige, was ihm einfiel. Pink Palace und Alkohol.

Bella fuhr zum Hotel. Sie fühlte sich seltsam benommen. Im Hotelzimmer angekommen, klemmte sie ihr Handy ans Ladekabel, saß auf dem Bett, starrte die Wand an. Als ihr iPhone ansprang, sah sie, dass Anna sie mit Nachrichten gespamt hatte. Bella seufzte. Sie wollte nicht, dass Anna sich sorgte. Anna passte immer auf sie auf, denn Bella vertrug einfach nichts. Und immer noch kannte sie ihre Grenze nicht, sodass Clubnächte mit ihr eigentlich ein Albtraum für Anna sein mussten. Sie schrieb ihr, dass sie im Hotel war, sich keine Sorgen machen brauchte und bitte den Abend noch genießen sollte.

Trotzdem stand Anna keine zwanzig Minuten später im Zimmer und sah wie Bella einfach nur auf dem Bett hockte. Sie hatte sich noch keinen Zentimeter bewegt.

"Ist alles okay?", fragte Anna mit sanfter Stimme, ging auf sie zu. Anna kniete sich vor sie hin, strich ihr über den Arm. "Du bist ganz nass."

Einige Regentropfen glänzten in ihren Haaren. Bella gefielen Annas lange Haare gut. Der Longbob hatte ihr zwar auch gut gestanden, aber mit den Extension unterstrich sie ihr wildes Wesen.

"Wieso bist du schon hier? Du hättest nicht meinetwegen kommen müssen", murmelte Bella. Ihre Stimme war belegt, heiser.

Anna schüttelte den Kopf. Sie würde nicht zugeben, dass sie sich Sorgen gemacht hatte, um Bella das schlechte Gewissen zu ersparen. "Nein, das war total doof noch. Joe ist einfach zugedröhnt eingepennt und Alex wollte mir erklären, dass der beste Harry Potter Teil der fünfte ist. Dabei wissen wir alle, dass es der dritte ist. Elif hat sich mit John gestritten und Toni ist irgendwann abgehauen." Sie zuckte mit den Schultern. "Also kann ich auch herkommen und Zeit mit dir verbringen." Sie lächelte.

Bella erwiderte es schwach. "Danke."

Anna stand auf, ging ins Bad und holte ein Handtuch, das sie Bella um die Schultern legte. Bella merkte erst jetzt, dass sie zitterte. Anna setzte sich neben sie, zog sie an sich. "Ist dir was passiert?", fragte sie leise.

Bella spürte die Hitze, die von Anna ausging. Sie legte ihr den Kopf an die Schulter. "Nein. Mir ist nichts passiert."

"Okay. Also bist du gut hergekommen?" Bella wusste, dass Anna wissen wollte, ob sie auf Marten getroffen war.

"Ich hab ein Taxi genommen", wich sie aus, rieb sich über die Augen.

Anna nickte. "Gut." Bella sah, wie sie sich auf die Lippe biss. Anna wollte nachfragen. Anna wollte Infos, aber Bella war nicht bereit, ihr zu gestehen, was vorgefallen war. Sie wusste, dass Anna sie nicht  verurteilen würde. Sie würde zuhören, ihr helfen, Tipps geben. Aber vielleicht würde sie sich einen Kommentar nicht verkneifen können und Bella konnte das verstehen. Nur konnte sie nicht über das sprechen, was da gerade passiert war.

Bella konnte sich Annas Fragen nicht stellen. Anna hatte Vorurteile Marten gegenüber, das war offensichtlich. Anna war eben doch wie ihr Bruder, beschützerisch, vorsichtig. Sie würde versuchen, Bella nachzuvollziehen. Ob sie es wirklich konnte, wusste Bella nicht. Aber das war ihr auch gerade egal. Sie wusste ja nichtmal, was sie sagen sollte.

La Vita è Bella | MARTEN81Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt