Kapitel 48 *your shadow*

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Die Monate vergingen und ich konnte es nicht glauben das ich es ernsthaft überlebt habe. Die Zeit bis hier hin, verlief aber trotzdem nur schleppend... in den ersten beiden Wochen, viel ich wieder sofort zurück in mein altes Muster und verkroch mich ausschließlich in meinem Haus. Ich wollte weder raus, noch mich unter die Leute mischen, da ich einfach Panik hatte, irgendwo auf ihn zu treffen.

Meine letzten Worte, nahm er sich ganz offensichtlich zu Herzen, denn die ersten zwei Monate hatte ich tatsächlich absolute Ruhe von ihm. Kein Anrufe... keine Nachrichten... keine Besuche... fast als hätte er nie existiert und dann kamen ganz plötzlich aus dem nichts... wöchentlich Blumen für mich in den Laden.

Es passte mir überhaupt nicht und machte mich wirklich stinkwütend. Taktisch gesehen, war es von ihm aus gesehen, gar nicht mal so schlecht, denn entweder ich würde sie irgendwann mal annehmen und alles wäre klar... oder ich melde mich bei ihm und frag ihn, ob er eigentlich noch ganz dicht ist... aber keinen der beiden Gefallen wollte ich ihm tun. Samu war das alles, nicht mehr wert für mich und ich entschloss mich dazu, ihm keine Art jeglicher Aufmerksamkeit zu schenken! Er war im Grunde nicht mehr, als ein verdammter Schatten den ich einfach nicht mehr los werden konnte.

Jede Woche aufs neue, schickte ich sie wieder zurück... doch er ließ sich das ganz offensichtlich nicht nehmen und zog das tatsächlich bis jetzt, ganze acht Monate lang voll durch. Mittlerweile war es so, das dieser Blumenbote, kein Wort mehr sagte. Er kam rein, hielt mir den Wisch zum unterzeichnen hin, drehte sich mit dem Strauß in der Hand wieder um und sagte beim raus gehen: "Bis nächste Woche" manchmal kam noch so etwas wie "diesmal sind sie aber besonders schön" und sie waren wirklich jede einzelne Woche wunderschön gewesen. Trotzdem änderte es ja schlussendlich nicht, von wem sie kamen und beim Gedanken daran, stellten sich mir nach wie vor, auch noch nach vollen zehn Monaten meine Nackenhaare hoch.

Natürlich war nicht alles schlecht an der Zeit mit Samu und wenn man es ganz genau nimmt, war im Grunde NICHTS schlecht... außer die Tatsache, wie es geendet hat!

Bis heute weinte ich keine einzige Träne dem ganzen nach. Es ist schwer zu erklären, aber vielleicht liegt es ja wirklich einfach daran, das ich mittlerweile ausgetrocknet war. Kann ja sein. All die Jahre in denen ich so unendlich viele Tränen verflossen hatte, waren genug und lagen ganz offensichtlich und glücklicherweise hinter mir. Somit startete ich mit voller Zuversicht in mein zukünftiges Glück. Zumindest versuchte ich es und begann nach vier Monaten wieder andere Männer zu daten. Doch ähnlich wie damals... funktionierte das alles nicht wirklich. Ständig fand ich irgendwelche Dinge die mich störten und wenn sie nur noch so klein gewesen waren... ich fand sie. Wieder war ich an dem Punkt angekommen, das einfach niemand gut genug zu sein scheint und Sex ohne Gefühle... tja... bis heute bin ich noch nicht dahinter gekommen, wie zum Teufel DAS gehen soll! Trotzdem veränderte die Zeit mit Samu mich zu einem gewissen Maß! Ich war viel aufgeschlossener und liebte mein Leben und das muss man jetzt einfach so sagen... Dank ihm, nach wie vor wieder.

Es war gerade Freitag Abend und ich lümmelte auf meiner Couch, als plötzlich mein Handy läutete. Ein lächeln legte sich auf meine Lippen, als ich sah wer dran war. Ich nahm ab und sagte: "Hey Taru... was gibts?"

Taru: "Es ist Freitag Abend... zieh dir was Partytaugliches an, wir gehen aus."

Elli: "Äääähhhhm Nein..."

Taru: "Was heißt hier Nein? Ich bin in einer Stunde bei dir. Heute ist im Chelsea Karaoke und du weißt wie sehr ich es liebe mich dort fremd zu schämen! LOOOOOS"

Elli: "Warte kurz... ich überlege... N.E.I.N" das nein betonte ich nochmal extra, damit sie es auch ganz sicher verstand.

Taru: "Elli"

Elli: "Taru hör mal... es geht heute wirklich nicht!"

Taru: "Wieso das denn?"

Elli: "Naja... die Sache ist die... also der Fernseher bewegt sich nicht, die Couch auch nicht und der Kühlschrank genauso wenig. Ich kann nicht anders. Das nennt man Gruppenzwang"

Ich musste schon lange grinsen, doch am anderen Ende der Leitung lag kurze Zeit absolute Stille, ehe sie sagte: "Du hast doch voll einen an der Klatsche! Eine Stunde! Bis gleich!" und schon war sie weg.

Wie ich das hasste, wenn sie das tat! Ich wusste genau, das ich bei Taru wenn es darum ging, nur wenig Chance auf Gegenwehr hatte. Nein Moment... ich tausche das Wort *nur wenig* in *KEINE* ich habe im Grunde keine Chance. Also fügte ich mich meinem Schicksal und begab mich lustlos ins Badezimmer um mich fertig zu machen.

Keine Stunde später, stand sie dann auch schon vor der Tür und wir machten uns gemeinsam auf ins Chelsea. Schon am Weg dorthin, kam sie aus dem lachen kaum mehr raus, als sie an die vergangenen Abende und dessen Akrobaten darin dachte. Es war echt peinlich gewesen und im Grunde lief dieser Abend auf Fremdschämen hoch zehn raus. Aber damit... war auch jede Menge Spaß vorprogrammiert.

Als wir dort ankamen, setzten wir uns gleich auf einen freien Tisch und bestellten uns zwei Bier. Es dauerte nicht lange, bis sich zwei richtig gut aussehende Männer zu uns gesellten und schon nach kürzester Zeit, mussten die Bier dem richtigen Alkohol weichen und es floss ab sofort Schnaps und Wodka im Überfluss. Von Stunde zu Stunde viel die Hemmung ein Stück mehr! Somit wagten auch immer mehr den Schritt auf die Bühne und damit wurde es logischer Weise immer lustiger! Das heute war mit Sicherheit unser zehnter Karaokeabend hier im Chelsea und noch NIE hatten wir schlussendlich soviel Alkohol im Blut, das auch wir den Schritt auf diese Bühne wagten und dabei sollte es auch bleiben!

Kurz nach Mitternacht, war ich gerade auf den Weg zur Toilette. Dabei stand eine Frau auf der Bühne die so dermaßen schief sang, das es im Ohr richtig richtig weh tat. Mir blutete fast das Herz dabei. Lachend drehte ich mich im gehen noch einmal zur Bühne um und konnte es kaum glauben, wie schlecht die war. Wenn es einen Preis für den miesesten Karaoke Act am heutigen Abend geben würde, dann würde dieser wohl definitiv an sie gehen. Kopfschüttelnd drehte ich mich wieder um und rannte dabei direkt in einen Mann, der sich im selben Moment von der Theke mit zwei Getränken in der Hand umdrehte.

Ich spürte wie mir der Inhalt dieser kalten Getränke den Ausschnitt langsam nach unten lief und als ich hoch blickte und los schimpfen wollte, war ich ganz plötzlich der Finnischen Sprache und allen anderen angelernten Fremdsprachen nicht mehr fähig.

Ich verlor sie in dem Moment als ich in Samu's Gesicht blickte.

Nothing is over / Samu Haber FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt