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"Morgen." ertönt plötzlich Max' Stimme und ich zucke kurz erschrocken zusammen, weil ich so vertieft in meine Dokumentation über Seelöwen war. Dann drehe ich mich um und lächle ihn an. "Seit wann bist du schon wach?" fragt er, während er sich seine Augen reibt und sich neben mich auf die Couch fallen lässt. "Seit sechs. Hab vorhin noch mit Rosie telefoniert." erzähle ich ihm. Er sieht mich daraufhin jedoch nur verwirrt an. "Meine beste Freundin. Sie lebt in Amerika und kommt nächste Woche zu Besuch." erkläre ich ihm grinsend. "Schön. Du scheinst dich echt zu freuen, dann freu ich mich auch." meint Max lächelnd, greift nach meiner Decke, um sie um seinen Körper zu wickeln. Ich boxe ihm daraufhin in seinen Arm und schlüpfe murrend mit darunter. Er grinst nur, schlingt seinen Arm um mich und zieht mich näher zu sich. "Was sehen wir uns da denn an?" fragt er wenig später verwirrt. "Seelöwen." Daraufhin nickt er nur, greift nach meiner Kaffee-Tasse und nimmt einen großen Schluck daraus. "Hey, du kannst nicht einfach alles nehmen was mir gehört." murre ich und boxe ihn noch einmal leicht. "Meinst du?" Seine Stimme klingt spielerisch und doch so rau und ernst, als er mich näher zieht und mir tief in die Augen sieht. Seinem stechenden Blick kann ich nicht standhalten und drehe mich weg. "Ausnahmsweise." murmle ich nur, bevor ich mich an ihn kuschle und merke, wie meine Augenlider langsam zufallen. 


"Hey Mila, wach auf. Ich muss los." weckt Max mich. Ich reibe mir verschlafen meine Augen. "Wie spät ist es denn?" frage ich müde. "Halb 12 und ich bin zum Mittagessen verabreden." erklärt er mir, während ich mich von seinem Schoß aufrapple, wo ich scheinbar ziemlich gut geschlafen habe. "Oh. Sorry." entschuldige ich mich, strecke meine Arme und Beine kurz durch, gähne und stehe von der Couch auf. Max nickt nur und verschwindet ins Bad. Während er sich fertig macht stelle ich meine Tasse in die Spüle, checke mein Handy und sehe, dass Dustin mir geschrieben hat, ob ich Lust habe, zu ihnen zum Essen zu kommen. Ich schicke ihm einen Daumen nach oben und mache mich auf den Weg in mein Schlafzimmer, um mir eine Jeans und ein lockeres Shirt aus dem Schrank zu ziehen. Erst schlüpfe ich in frische Wäsche, dann in die Klamotten und schließlich setze ich mich auf mein Bett, um Socken anzuziehen. Dann mache ich noch schnell mein Bett und gehe dann zum Badezimmer. Auf dem Weg kommt mir auch schon Max entgegen. "Gehst du auch weg?" fragt er, mich von Kopf bis Fuß musternd. "Ja, mein Bruder hat mich eingeladen." Erkläre ich, während ich Zahnpasta auf meine Zahnbürste gebe. Während ich meine Zähne putze nickt Max, läuft in mein Schlafzimmer und kommt in T-Shirt und Jeans wieder zurück. "Soll ich auf dich warten?" fragt er, während ich meine Haare kämme und in einen hohen Pferdeschwanz binde. "Nein, nein. Geh du ruhig." erwidere ich, lächle ihn kurz an und wasche dann mein Gesicht. "Okay, dann bis zum nächsten Mal." meint er schulterzucken, wirft mir einen Kuss zu, dreht sich um und wenig später höre ich, wie die Wohnungstür ins Schloss fällt. Ich trage noch schnell etwas Makeup und Labello auf, kämme meine Augenbrauen zurecht und verwende Deo und Parfüm. Dann laufe ich ins Wohnzimmer und sehe auf meinem Handy nach, wann der nächste Bus fährt. Da das bereits in 4 Minuten der Fall ist schlüpfe ich schnell in meine Vans und eine Lederjacke, schnappe mir meine Tasche und meinen Schlüssel, gehe ins Treppenhaus und laufe nachdem ich die Tür hinter mir zugesperrt habe die Treppen hinunter. Da die Bushaltestelle nur gegenüber von meinem Haus ist, überquere ich die Straße, stecke mir Kopfhörer in die Ohren und stelle Musik an. Nur kurz darauf sehe ich auch schon den Bus, und steige dann ein. "Morgen." grüße ich den Fahrer, der nur nickt. Ich bin außer einer älteren Frau die einzige im Bus, weshalb ich mich auf einen Platz am Fenster fallen lasse. Der Fahrer will gerade losfahren, als er nochmal anhält und einen Mann durch die hintere Tür einsteigen lässt, der wohl spät dran war und 2 Reihen hinter mir Platz nimmt. Ich fühle mich beobachtet, seit er eingestiegen ist, drehe mich jedoch nicht um. Meiner Erfahrung nach fühlen Creeps in Bus und Bahn sich dadurch nur aufgefordert, mich anzusprechen und darauf habe ich wirklich keine Lust. Also drehe ich meine Musik noch etwas lauter, rutsche tiefer in den Sitz und beobachte die vorbeiziehenden Häuser. 

Etwa 10 Minuten später sehe ich, dass wir fast bei meiner Haltestelle angekommen sind, betätige den 'Bitte anhalten' Knopf und stehe aus meinem Sitz auf. Dann laufe ich durch den stoppenden Bus nach vorne, verabschiede mich von dem Fahrer und steige aus. Während ich in die richtige Richtung loslaufe sehe ich aus dem Augenwinkel, dass auch der Mann aus dem Bus ausgestiegen ist. An sich ist daran nichts ungewöhnliches, aber Sonntags, wenn fast niemand mit dem Bus fährt passiert es doch äußerst selten, dass jemand bei der gleichen Haltestelle aussteigt, gerade hier. Dustin und Jonas wohnen am Stadtrand, also in einem eher ruhigeren Randbezirk mit vielen Familien und älteren Personen - hier nehmen nur wenige Menschen den Bus. Da ich das Gefühl beobachtet zu werden nicht loswerde, beschleunige ich meine Schritte. Bis zu Dustin muss ich noch etwa zehn Minuten laufen. Der Mann kommt mir jedoch immer näher, da ich inzwischen seine Schritte höre. Mein Herz fängt an schneller zu pochen und ich gehe ängstlich noch ein wenig schneller, die Schritte werden jedoch nicht leiser, weshalb ich panisch anfange zu rennen. Meine Atmung ist hektisch und mein Puls unglaublich hoch, ich höre das Blut in meinen Ohren rauschen, als ich plötzlich eine Hand an meinem Arm spüre und aufschreie, als ich herumgewirbelt werde. Sofort legt sich eine weitere Hand auf meinen Mund, als ich versuche um Hilfe zu schreien. Es ist tatsächlich der Mann aus dem Bus. Er hat seine Kapuze tief ins Gesicht gezogen und zieht mich mit sich weg von der Straße, bevor er sie abzieht und mich in seine stechend grau-blauen Augen sehen lässt. Die Augen, die ich niemals vergessen werde. "Liam?" raune ich durch seine Hand und er lächelt leicht. "Hi Babygirl." murmelt er. Ich schnappe nach Luft, versuche verzweifelt Sauerstoff in meine Lunge zu pumpen, doch merke wie ich scheitere und beginne zu hyperventilieren. Liam beäugt mich skeptisch, während ich panisch versuche, normal zu atmen. Liam steht wirklich hier - direkt vor mir. Was will er hier und wieso folgt er mir wie ein Stalker? Und dann ist plötzlich alles schwarz.

Teacher 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt