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"Du warst gestern also weg?" Fragt Ian, während er gelangweilt auf seine Nägel sieht. "Jup. War auf einer Hausparty, aber nicht lange." Antworte ich und sehe dann auch schon Dustin um die Ecke fahren. Als ich auf das Auto zugehe höre ich Ian noch hinter mir lachen, wohl weil er sich schon gedacht hat dass ich nicht so lange auf der Party war, sondern Zuhause meinen Spaß hatte. "Mila!" Ruft Jonas freudig, als er auf mich zu läuft. "Ich hab dich schon ewig nicht mehr gesehen, du siehst so erwachsen aus." Fügt er noch hinzu und mustert mich von oben bis unten. "Schön dich zu sehen." Meine ich nur lächelnd, lasse mich kurz umarmen und gehe dann auf Dustin zu, der mit einem finstersten Blick Ian betrachtet. "Dachte ich mir schon." Teilt er mir kalt mit, bevor er sich wieder ins Auto setzt. Jonas hingegen stellt sich freundlich bei ihm vor. Als wir alle im Auto sitzen lächle ich Ian entschuldigend zu, doch er verdreht nur die Augen. Nachdem Jonas uns noch gefragt hat wie es uns geht, ob wir aufgeregt sind und ob wir gestern etwas unternommen haben sitzen wir alle still da, die Stimmung ist dank meinem Bruder noch immer angespannt. Um seinem stechendem Blick, der mich immer wieder im Rückspiegel trifft zu entgehen, ziehe ich mein Handy aus der Tasche und checke meine Nachrichten. Rosie hat mir geschrieben, dass sie und Matt wahrscheinlich in etwa einem Monat nach Deutschland kommen werden und sie sich auf mich freut. Ich beschließe, ihr später zu antworten und gehe auf den Chat mit der unbekannten Nummer.

Hi. Lebst du noch?
Hoffe es zumindest, brauche dich noch. ;)
(Max, übrigens)

Meine Lippen verziehen sich zu einem Grinsen und ich antworte ihm schnell.

Ja, mein Bruder hat dich nicht mehr gesehen. Wofür brauchst du mich denn?

Nur wenige Sekunden, nachdem ich meine Nachricht abgeschickt habe, erhalte ich schon eine Antwort.

Ach, für dies und jenes. Wer war eigentlich der Typ vor deiner Tür? Stalker oder Loverboy?

Haha, Ian. Ein Freund - nichts von Beidem. Er tut mir heute einen Gefallen.

Ahaaa.. welchen denn? ;)

Er spielt meinen Freund für meine Mum - keine große Sache.

Achso, na klar, haha.
Was hast du denn dann heute vor?

Der Freund meiner Mum hat Geburtstag. Und du?

Uh.. große Party?
Nichts, vielleicht hol ich den Schlaf nach, den du mur verwährt hast.

Ja, scheinbar. Achso, war ja auch nur meine Schuld.;)

Jup. Ich mach nie so unanständige Sachen. Hast du morgen was vor?

Genau, glaub ich dir aufs Wort. Ne wieso?

Ich könnte (vorbei)kommen. ;)

Ja, kannst du machen. Schreib mir einfach wann.

Vielleicht. Vielleicht auch nicht.

Ich lasse diese Nachricht einfach so stehen und sehe grinsend von meinem Handy auf. Ian zieht misstrauisch seine Augenbraue hoch, worauf ich nur abwinke und Jonas versucht kurz darauf, mich in ein Gespräch über mein Studium zu verwickeln. Ich spiele ihm lächelnd vor, dass alles gut läuft, da ich Dus gut genug kenne um zu wissen, dass er seinem Partner nichts von meiner 'schwierigen Phase' erzählt hat. Jonas weiß zwar, wie die Geschichte mit Liam damals geendet hat, denkt jedoch wohl, dass ich darüber weg bin. Manchmal frage ich mich, ob ich das je sein werde. Schnell verdränge ich den Gedanken und setze wieder ein Lächeln auf, das werde ich heute wohl den ganzen Tag machen.

Ein erleichtertes Aufatmen geht durch das ganze Auto, als Dustin es in der Einfahrt meiner Mum parkt. Das Schweigen hat endlich ein Ende. An der Haustür angekommen klingelt Jonas und grinst Dustin an, woraufhin sich endlich auch seine Mundwinkel ein wenig heben. Als Schritte von Innen zu hören sind greift Ian schnell nach meiner Hand und ich drehe mich grinsend zu ihm, da ist wohl jemand schon in seiner Rolle. Weil ich die kleine Geste so niedlich und ungewohnt finde, bemerke ich garnicht, dass meine Mum bereits Jonas und meinen Bruder begrüßt hat uns nun vor uns steht. Nach meiner kurzen Schockstarre falle ich ihr jedoch um den Hals. "Schön dass du hier bist!" Flüstert sie mir glücklich ins Ohr, und ich nicke nur lächelnd, als wir uns voneinander lösen. Dann drehe ich mich um. "Ian, das ist meine Mum. Mum - das ist Ian." Stelle ich die beiden einander vor. "Schön Sie kennenzulernen." Meint Ian freundlich und schüttelt meiner Mum die Hand. "Ach bitte, nenn mich Greta." Antwortet sie lachend und bittet uns ins Haus. Es sind bereits einige ihrer Freunde und viele Verwandte da und so dauert es ein wenig, bis ich Tom in der Menge entdecke. Ich winke kurz, sodass auch er mich sieht und einige Sekunden später steht er vor uns und zieht mich in eine Umarmung. "Happy Birthday." Gratuliere ich ihm grinsend, bevor ich auch ihm Ian vorstelle, der sich meinen Glückwünschen anschließt. Nach einer schnellen Runde Smalltalk ist Tom auch schon wieder verschwunden, da weitere Gäste eingetroffen sind. Ich lächle Ian kurz aufmunternd zu und drücke seine Hand, bevor ich ihn in Richtung der restlichen Gäste ziehe. "Mila. Dich habe ich ja schon ewig nicht mehr gesehen! Wie geht es dir und was machst du jetzt?" Überrumpelt mich auch promt Frau Saam, die Nachbarin meiner Mum. Ich setze ein Lächeln auf und erzähle ihr, dass mein Lehramts-Studium hervorragend läuft und ich mich in meiner neuen Wohnung sehr wohl fühle. Lügen kann ich inzwischen ziemlich gut. "Und wer ist der junge Mann, der dich heute begleitet?" Fragt sie neugierig. "Ich bin Ian, schön Sie kennenzulernen." Stellt er sich freundlich vor und reicht der älteren Dame die Hand. "Saam." Meint sie nur nickend, bevor ihr Blick wieder zu mir schweift. "Schön zu sehen, dass du mit der Geschichte abgeschlossen hast." Ohne ein weiteres Wort dreht sie sich um und verschwindet in den Garten. Mein gamzer Körper fühlt sich an wie eingefroren, dank ihren Worten. Ich weiß genau was sie bedeuten und ich weiß, dass ich hier nicht sein will. Jeder hier kennt meine Geschichte. Liams Geschichte. Unsere Geschichte. Zumindest glauben sie, sie zu kennen. Mindestens die Hälfte der Personen in diesem Haus urteilen über mich, und genauso über Liam und Ian. Ich kann ihre Blicke regelrecht spüren. "Wir hätten niemals hier her kommen sollen." Murmle ich, während ich mich umdrehe und so schnell ich kann aus dem Haus stürme, damit niemand die Tränen sieht, die sich einen Weg aus meinen Augen bannen. "Mila! Warte verdammt nochmal auf mich!" Ich höre Ian direkt hinter mir, bleibe stehen und warte, bis er vor mir auftaucht. "Was meinte die Frau?" Fragt er verwirrt. Wir beide hatten nie die Art von 'Beziehung' in der wir über solche Dinge geredet hätten. Jedoch will ich das auch nicht ändern. Ich will einfach nur hier weg. So sehr ich versuche Liam zu vergessen, ich kann meine Tränen nicht aufhalten, sobd ich an ihn denke.

Teacher 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt