10. Dezember

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»Weihnachtslieder«

"Hoseok meinte, du wärst absolut niedlich und zum Knuddeln." Taehyung schmollte ein wenig, als die Brüder gemeinsam in das Auto einstiegen. Jeonggukie grinste Taehyung an und zog dabei ein wenig die Schultern hoch. Sein Lächeln war außerordentlich hinreißend mit diesen süßen Zähnen, die dabei zum Vorschein kamen.

"Bin ich das denn nicht?", fragte er und legte den Kopf schief, sodass einige seiner dunklen Strähnen in seine runden Augen fielen. Taehyung quietschte bei diesem Anblick augenblicklich und strahlte über das ganze Gesicht.
"Und ob du das bist! Wie kann man nur so süß sein?"

Jimin schüttelte unmerklich den Kopf über die Reaktion seines Freundes. Er musste ihm zwar schon Recht geben, aber so süß war er dann doch nicht. Höchstens ein bisschen. Und überhaupt bemerkte man das erst auf den zweiten Blick.

Taehyung beachtete Jimin gar nicht und streckte stattdessen Hoseoks Bruder seine Hand entgegen. "Ich bin Kim Taehyung, aber du kannst mich auch Tae nennen. Taehyung nennt mich nur Jimin, wenn ich wieder einmal was angestellt habe, das er nicht so toll findet."
Jeonggukies Lächeln wurde noch ein winziges Stückchen breiter. Freudig nahm er die angebotene Hand an. "Jung Jeongguk. Ich freue mich euch kennenzulernen."

Auch Jimin begrüßte ihn und stellte sich vor, bevor Hoseok den stillen Motor des Oldtimers startete und sie ihren Weg fortsetzten. Dieser verlief jedoch keineswegs still. Die Brüder hatten sich  verständlicherweise eine Menge zu erzählen.

"Ah! Hobi-ah, ich habe einen neuen Song geschrieben. Aber für uns beide. Das heißt, du musst mich das nächste Mal mitnehmen!"
Hoseok schmunzelte bei dieser Aussage nur. Als er nicht antwortete, redete Jeongguk einfach munter weiter.

"Oh und ich soll dich um ein Interview bitten. Solar möchte dich unbedingt mit in die nächste Ausgabe haben. Ich weiß, dass du nicht gerne Interviews führst, aber leider hat sie mitbekommen, wie ich mit dir vor ein paar Tagen telefoniert habe. Wie war eigentlich dein letzter Auftritt?"

Jimin konnte es kaum fassen, aber Jeongguk schaffte es tatsächlich in so kurzer Zeit noch mehr zu erzählen als Taehyung.
"Habt ihr schon eine Idee, wo wir heute übernachten werden?", unterbrach Jimin endlich Hoseoks Ausschweifungen über sein Konzert. Es wurde bereits dunkel und um ehrlich zu sein, wusste der junge Moderator schon seit längerem nicht mehr wo sie waren.

"Hier ganz in der Nähe ist ein Hotel. Ich bin mir ziemlich sicher, dass wir dort auch noch ein oder zwei Zimmer bekommen werden."
Tae starrte aus der Frontscheibe in die Dunkelheit, als seine Augen plötzlich kugelrund wurden. "Ich weiß, wo wir sind! Hier ist irgendwo ein Weihnachtsmarkt! Können wir da hin? Bitte!" Flehend drehte er sich zu Jimin um und verrenkte sich dabei beinahe den Hals. Niemals würde er ohne seinen besten Freund Weihnachten genießen.

Eigentlich war Jimin ziemlich müde, doch er liebte das Glitzern in Taes Augen, wenn dieser glücklich wahr. Also stimmte er zu. Und ehe er sich versah, standen sie schon zu viert auf einem winzigen Weihnachtsmarkt, umgeben von klassischen, beheizten Glasbuden, deren schräge Dächer mit einer dicken Schicht Schnee bedeckt waren.

Es war entsetzlich kalt. Die jungen Männer vergruben ihre Hände tiefer in den Taschen und schauten sich staunend um. Keiner von ihnen hatte vorher schonen einen Weihnachtsmarkt gesehen, bis auf Taehyung natürlich. Dieser führte sie auch sogleich fachmännisch durch die Standreihen und kaufte jedem von ihnen eine dampfende Tasse mit Punsch. Ohne Alkohol natürlich, denn diesen gab es seit der Jahrtausendwende nur noch in Medikamenten.

Von einer winzigen Bühne erklangen aus diversen Stereoboxen typische Weihnachtslieder, wie sie jeder aus dem Radio kannte. Nichts anderes wurde mehr abgespielt seit dem ersten Dezember.

Jimin schaute sich gespannt um und bemühte sich die besondere Atmosphäre, wie er sie nicht kannte, so gut es ging aufzunehmen und im besten Falle nie zu vergessen, als er eine aufgeregte Bewegung zu seiner Rechten bemerkte. Hoseok und Jeongguk hatten bis eben noch angeregt diskutiert, schienen jetzt aber zu einem grandiosen Schluss gekommen zu sein.

Eilig gingen sie auf die Bühne am Rand des Marktes zu, kletterten darauf und schnappten sich zwei Mikrofone. Sie beendeten das eintönige Gedudel und der ältere der beiden räusperte sich.
"Guten Abend alle miteinander!" Ein einnehmendes Lächeln in die Runde erfolgte. "Wir sind Jung Hoseok und Jung Jeongguk. Wir sind Musiker und haben vor einigen Jahren eines unserer liebsten Weihnachtslieder aufgearbeitet. Es wurde original 1994 veröffentlicht und war im einundzwanzigsten Jahrhundert sehr beliebt. Wir hoffen, dass es auch jetzt wieder an Bekanntheit gewinnt."

"All I Want For Christmas Is You."

Staunend beobachteten Jimin und Taehyung ihre neuen Reisgefährten. Ihre Stimmen waren hell und klar. Kein einziger schiefer Ton konnte vernommen werden. Mit ihrem Strahlen hatten sie schnell alle Versammelten von dem Lied überzeugt.

"I don't want a lot for Christmas
There is just one thing I need
I don't care about the presents
Underneath the Christmas tree."

Jimin lauschte gespannt dem Text, den die Brüder so überzeugt sangen. Er runzelte die Stirn. Sein ganzes Leben lang wurde ihm genau das beigebracht, auf das der Komponist dieses Liedes scheinbar überhaupt keinen Wert legte. Jeder wollte viele wunderbare Dinge zu Weihnachten. Die Wünsche häuften sich nur so über das Jahr hinweg. Materielles hatte einen wichtigen Platz im Leben eines Jeden.

Aber nun stand Jimin hier und lauschte einem Weihnachtslied, das genau dieses Denken widerlegte. Das Jimins Denken in Frage stellte.

"Make my wish come true
All I want for Christmas is you."

War so etwas denn möglich? Konnte man sich ganz einfach Gesellschaft zu Weihnachten wünschen?

°°°

-Joiy

All I want for Christmas... | AdventskalenderWo Geschichten leben. Entdecke jetzt