»Anruf«
Einige Stunden später kam der hilfsbereite Mann zurück. Mit einigem Poltern und Stampfen schloss er die Wohnungstür. Die fünf Freunde linsten gespannt um die Ecke der Küche, wollten aber nicht aufdringlich wirken und direkt auf ihn zukommen.
Als der Vater eintrat, bemerkten sie seine rote Nase und die eiskalten Hände. Seine Frau hielt ihm sofort eine heiße Tasse Tee entgegen. Die Werkstatt schien wirklich weit weg zu sein.Schnaufend ließ sich der Mann auf einem Stuhl nieder, den Taehyung für ihn frei gemacht hatte, und blickte sich suchend in der Wohnung um. "Wo sind die Kinder?"
"Sie sind schon vor einiger Zeit wieder nach Hause. Seojoon ist in seinem Zimmer", antwortete ihm seine Frau. Er nickte und schlürfte das dampfende Getränk, bevor er endlich auf die fragenden Blicke seiner Gäste einging."Ich habe euern Wagen mit meinem Abschlepper in die Werkstatt meines Kumpels gebracht. Er hat es sich schon angesehen, als ich sagte, es ist dringend. Aber er meinte, dass es ein paar Tage dauern wird, bis er das repariert hat. Solche alten Ersatzteile hat er nicht da, die muss er selbst bauen."
Jimin ließ seufzend seinen Kopf in den Nacken fallen und fuhr sich mit der Hand über die Augen. "Wie sollen wir denn jetzt weiterkommen? Diese dämlichen Skier reichen ja auch nur für zwei. Außerdem braucht man damit viel zu lange."
Taehyung nickte nachdenklich und machte ein ganz trauriges Gesicht. Als Jimin das bemerkte, nahm er ihn die Arme und streichelte über seinen Rücken.
"Es war eine dumme Idee von mir, dich mit auf so eine Reise zu nehmen. Überhaupt fahre ich doch normalerweise auch mit der Bahn zum Einkaufen."
"Du hast überhaupt keine Schuld", widersprach Jimin ihm sofort. "Außerdem hat es mir doch Spaß gemacht." Taehyung hob skeptisch seine Brauen."Hier weg zu kommen, ist kein Problem mehr. Als ich in der Werkstatt war und mich mit meinem Kumpel unterhalten habe, ging plötzlich das Radio an. Die haben das U-Web erfolgreich wieder hergestellt. Ihr könnt einfach die Elektrische nehmen. Wenn ihr Glück habt fahren weiter drinnen in der Metropole sogar die selbstfahrenden E-Busse wieder."
Mit großen Augen starrten die fünf Freunde den Mann an, als hätte er ihnen gerade mitgeteilt, dass der hunderteinjährige Präsident doch schon gestorben war.
"Das ist ja großartig!", rief Hoseok da und befreite sie alle aus ihrer Starre.
"Aber was ist mit unserem Gepäck? Das lag doch noch im Auto", wandte Jin ein und dämmte damit die Stimmung wieder.
"Ihr habt wirklich großes Glück in eurem Leben, Jungs. Ich habe bevor ich losgefahren bin, das Auto ausgeräumt und alles in unserem Kellerteil unten gelagert", grinste der Mann sie an.Nun konnte es also wieder losgehen. Jimin konnte es gar nicht glauben, aber als sie vollbepackt mit Geschenken und Taschen ins Freie traten, fiel tatsächlich keine einzige Schneeflocke vom Himmel. Die automatischen Schneepflüge waren gerade dabei die hellerleuchteten Straßen komplett zu räumen. Es war wie ein Wunder.
Mit einem breiten Lächeln und funkelnden Augen marschierte Jimin zwischen seinen neuen Freunden auf die Haltestelle der elektrischen Bahn zu. Die Infrastruktur war selbst hier im Außenbezirk der Metropole schon einigermaßen gut und so brauchten sie nicht lange zu gehen, bis sie das beheizte Glashäuschen vor sich sahen.
Erschöpft stellten sie Tüten und Rucksäcke auf dem Boden ab und ließen sich auf die Bänke fallen. Taehyung verschränkte die Arme hinter dem mützenbedeckten Kopf und grinste in die Runde. "Das Leben ist doch großartig!" Erleichtertes Gelächter brach aus. Niemals hätte Jimin gedacht, dass er lebendig wieder zu Hause ankommen würde. Und jetzt hatte er sogar vier neue Freunde und einen eindeutig persönlicheren Bezug zu Weihnachten. Einer, der ihm viel besser gefiel.
"Wie geht es jetzt weiter?"
"Jeonggukie und ich müssen uns jetzt erstmal frische Kleidung aus seiner Wohnung holen. Und dann fahren wir zu euch weiter, oder?"
Jimin und Taehyung nickten bestätigend. "Glaubst du eine unserer Wohnungen ist groß genug für uns alle?" Plötzliche Zweifel überkamen Jimin.
"Und wenn schon." Tae winkte ab. "Dann feiern wir eben auf dem Dach. Wusstest du, dass auf meinem Dach irgendein Nadelbaum wächst?"Jimin blinzelte verwirrt, dann ging ihm ein Licht auf. "Hast du Baumschmuck da?"
"Nein", lachte Taehyung. "Aber wir finden schon was."
Jimin wollte gerade etwas erwidern, als er von einer dringenden Stimme in seinem Kopf unterbrochen wurde.Jimin, ein Anruf von deinem Boss.
Mit geweiteten Augen setzte sich Jimin auf. Seine Freunde blickten ihn irritiert an, doch er bemerkte sie gar nicht.
Annehmen.
Schon schepperte die anstrengende Stimme seines Vorgesetzten durch den Mikrolautsprecher in Jimins Ohrmuschel.
"Park Jimin?"
"Ja?", räusperte er sich.
"Das U-Web geht wieder. Habt ihr das mitbekommen?" Bei der enormen Lautstärke dieser Stimme zuckte Jimin zusammen.
"Ja."
"Wir haben einiges aufzuholen. Ich will euch morgen pünktlich im Studio sehen. Alle beide! Hast du das verstanden?!"
"Ja."
"Und sag Kim Bescheid. Der geht schon wieder nicht ran", grummelte ihr Boss.Mit einem Klicken wurde der Anruf beendet. Unbewusst atmete Jimin auf. Er war sich gegenüber seinem Vorgesetzten immer sehr unsicher.
"Was war denn?", wollte Taehyung wissen und riss seinen besten Freund damit aus dessen Gedanken. Dieser wandte sich ihm mit einem wehmütigen Blick zu.
"Wir sollen morgen früh pünktlich im Studio sein. Die Talkshow geht weite."
Taehyung stöhnte. Er hatte ebenso wenig Lust auf die langweiligen Gespräche wie Jimin. Deshalb waren sie ja erst Freunde geworden."Ihr seid in einer Talkshow? Ist ja witzig. Dann könnt ihr die ganzen Prominenten ja mal so richtig auf dem Zahn fühlen", lachte Jin. Die beiden Moderatoren jedoch schnaubten nur. "So ungern wir dort auch arbeiten, wollen wir den Job doch nicht verlieren. Außerdem sind wir so unbekannt, dass wir allerhöchstens einen unbekannten Künstler interviewen dürfen."
Plötzlich erhellte sich Jimin Gesicht. "Taehyung, ich habe eine großartige Idee! Weißt du noch, was das kleine Mädchen zu uns gesagt hat?"
"Dass wir einfach Spaß haben sollen bei der Show?" Jimin nickte einfach und auch Tae begann nun breit zu grinsen.
"Dann lass uns den Spaß unseres Lebens haben!"°°°
-Joiy
Willkommen zurück zum allabendlichen Adventskalender!
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All I want for Christmas... | Adventskalender
FanfictionIn einer Welt, in der es pünktlich zum ersten Dezember schneit und Weihnachten jedes Jahr genauso läuft, wie es sollte, wünscht sich Park Jimin nichts weiter als... Ja, als was denn? Er hat eine Menge Wünsche. Eben genauso, wie es sich für einen Men...