»Danke«
Der dreiundzwanzigste Dezember war ihr letzter Arbeitstag vor Weihnachten. An Heiligabend schaute sich niemand freiwillig eine Talkshow an und sie waren mit ihrer Planung mittlerweile so gut vorangekommen, dass die beiden Moderatoren am vierundzwanzigsten gar nicht ins Studio zu kommen brauchten.
Als Jimin einige Zeit nach Taehyung an ihrem Gebäudekomplex ankam, wurde er von einer wahren Armee aus Schneemännern empfangen. Die kugeligen Figuren grinsten ihn schon von Weitem mit ihren steinigen Mündern an. Es waren bestimmt zwanzig Stück, wenn nicht sogar mehr. Und alle hatten sie mindestens die Größe eines durchschnittlichen Menschen.
Staunend betrachtete Jimin die weißen Männer, deren runde Körper im schwachen Licht der Straßenlaternen glitzerten. Wer machte sich solch eine Mühe? Und gleich so viele!
Diese Frage beantwortete sich allerdings von selbst, als der blonde Moderator an der Eingangstür angelangte, die von zwei einzeln stehenden Schneemännern flankiert wurde. Diese hatten, statt Mündern aus Steinchen, jeweils einen Joint unter ihrer Möhrennase stecken.Yoongi und Namjoon. Jimin grinste. Wer sonst würde auch auf so eine Idee kommen?
Jimin ließ die weiße Armee in ihrer Kälte hinter sich und verschwand in dem Glasbau. Er fror entsetzlich, trotz dass er nicht lange zu Fuß unterwegs war. In seiner Wohnung angekommen kochte er sich deshalb als allererstes einen Tee, um sich aufzuwärmen.
Er ließ sich gemütlich auf seiner Couch nieder, wärmte sich die klammen Finger an der Tasse, als Trixie™ sich plötzlich meldete.
Jimin, du hast eine neue Nachricht von deiner Mutter.
Verwundert hob Jimin die Brauen. Normalerweise schrieben sie sich nicht außer der Reihe, es sei denn, es war etwas wirklich wichtiges passiert, was Jimin jedoch nicht glaubte. Dann hätte sie ihn gleich angerufen.
Öffne sie, bitte, bat er Trixie™. Sie begann ihm die Nachricht vorzulesen.
"Jimin, mein Sohn.
Ich habe lange nichts mehr von dir gehört! Geht es dir gut?
Ich schreibe dir, weil wir deine letzten Shows alle gesehen haben. Ich bin wirklich stolz auf dich, weißt du das?! Nicht nur, weil du langsam immer bekannter wirst. Viel mehr, weil du jetzt ein Ziel hast und weil du daran festhältst. Ich bin so stolz auf dich, weil du versuchst die Welt ein Stückchen zu verändern. Mir scheint, dass es sogar ein wenig funktioniert!
Dein Vater hat gestern das alte Radio von deinem Urgroßvater wieder rausgeholt. Es hat eine Weile gedauert, aber jetzt läuft es wieder. Ich habe heute auch das erste Mal in meinem Leben Plätzchen gebacken!
Wir alle lieben dich, vergiss das nie."Jimin schluckte. Er liebte seine Familie auch und es machte ihn so unglaublich glücklich, dass seine Mutter stolz auf ihn war. Viel mehr verlangte er gar nicht. Hoffentlich würde ihr auch sein Geschenk gefallen. Nachdenklich kaute er auf seiner Unterlippe herum.
War es richtig, sie plötzlich wieder besuchen zu gehen? Wo er doch schon so lange nicht mehr dort war?Nervös wippte er mit seinem Bein auf und ab und dachte angestrengt nach. Würden sie sich freuen? Oder vor Überraschung aus allen Wolken fallen?
Ein aufgeregtes Klopfen ließ ihn aufschrecken. Als er die Tür öffnete, grinste Taehyung ihn mit seinem liebevollen Lächeln an.
"Ich hatte das Gefühl, dass du jeden Moment zu mir kommen könntest. Deswegen bin ich zu dir gekommen, sonst hätte ich noch schnell meine Wohnung aufräumen müssen."Jimin schüttelte lächelnd den Kopf. Taehyung hatte wahrscheinlich einen zusätzlichen Sinn dafür, wann sein bester Freund ihn am dringendsten brauchte. Tae ging an ihm vorbei und auf die Couch zu, wo er sich sogleich in voller Länge breit machte. Jimin schob seine Füße ein wenig zur Seite und zwängte sich daneben.
"Also? Was ist los?", wollte sein bester Freund wissen. Jimin seufzte und zuckte mit den Schultern. "Meine Mutter hat mir gerade geschrieben, wie stolz sie auf mich ist. Sie hat das alles mitbekommen hier. Du weißt, ich wollte sie eigentlich morgen besuchen gehen, aber jetzt bin ich mir da nicht mehr so sicher."
Erstaunt setzte Taehyung sich auf und beobachtete ihn aus seinen runden, karamellfarbenen Augen. "Warum?"
"Ich weiß auch nicht so genau. Es fühlt sich einfach nicht richtig an, nach so langer Zeit einfach wieder aufzutauchen, als wäre nichts gewesen. Es war ja auch nichts und trotzdem war ich sie seit mehreren Jahren nicht mehr besuchen."Mit einem kläglichen Ausdruck schaute Jimin zu seinem Freund auf, der nun nickte und sich mit verschränkten Armen in die Kissen zurücklehnte.
"Aber solltest du nicht gerade deswegen zu ihnen fahren? Es ist doch Weihnachten. Und du selbst hast gesagt, dass das die perfekte Zeit ist, um zu zeigen, wie sehr man jemanden liebt und wie dankbar man ist, dass man diese Person hat. Du willst den Menschen zeigen, wie man liebt, aber schaffst es selbst nicht."
Taehyung blickte ihn durchdringend an und fuhr dann fort: "Ich bin mir sicher, du hast eine ganze Menge Menschen, die du liebst. Denen du das aber nie gesagt hast. Weihnachten ist dazu da, um das aufzuholen, was man das ganze Jahr über versäumt hat.
Du bist glücklich, wenn du deine Eltern stolz machen kannst. Weil du ihnen damit zeigst, wie dankbar du ihnen bist. Aber denkst du nicht, es ist an der Zeit, es ihnen direkt zu sagen? Einfach Danke zu sagen?
Danke, dass ihr der Grund seid, warum ich leben darf. Danke, dass ihr mich mit all meinen Schwächen ertragt. Danke, dass ich bei euch bleiben durfte, trotz der vielen Fehler, die ich gemacht habe und noch machen werde. Danke, dass ihr mich zu dem gemacht habt, der ich bin.
Danke, dass ich euch stolz machen darf."°°°
-Joiy
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All I want for Christmas... | Adventskalender
FanficIn einer Welt, in der es pünktlich zum ersten Dezember schneit und Weihnachten jedes Jahr genauso läuft, wie es sollte, wünscht sich Park Jimin nichts weiter als... Ja, als was denn? Er hat eine Menge Wünsche. Eben genauso, wie es sich für einen Men...