All I want for Christmas... | Adventskalender

21,5. Dezember

»Hilfe«

Als Jimin und Taehyung am nächsten Tag gemeinsam ins Studio fuhren, glitzerten ihnen von zwei weiteren Towern Weihnachtsbäume entgegen. Begeistert beobachteten sie, wie Fotos von ihrem Baum die Runde im U-Web machten. Gemeinsam mit ihrer letzten Talkshow und einer Botschaft: Besinnt euch auf eure Vergangenheit.

Das war zwar nur sehr grob das, was sie beide wirklich ausdrücken wollten, aber es war ein Anfang. Und wenn sie heute nicht von ihrem Vorgesetzten gevierteilt wurden, dann würden sie das hier fortsetzen.

Nervös stiegen sie aus dem Fahrstuhl in der sechsundsiebzigsten Etage. Das Banner mit dem Namen ihrer Show leuchtete wie gewohnt auf die Metropole hinab. Nichts hatte sich verändert. Außer der winzige, echte Weihnachtsbaum, der in einer Ecke des Korridors stand. Jimin und Taehyung sahen sich fragend an. Vielleicht wurden sie doch nicht gevierteilt.

Als sie an der Fensterfront entlangliefen, auf die Besprechungsräume zu, machten sie sich auf alles gefasst. Auf eine Vierteilung und auf ein eventuelles Lob. Ihr Boss war unberechenbar.
Taehyung öffnete zögerlich die Tür zum Konferenzraum und lugte um die Ecke. Als er sich sogleich wieder kerzengerade aufrichtete, wusste Jimin, wer da wohl schon auf einem der Stühle saß und auf sie wartete.

Die Moderatoren traten aufrecht in den hellen Raum und verbeugten sich kurz vor ihrem Vorgesetzten.
"Park Jimin und Kim Taehyung", begrüßte er sie kopfschüttelnd, doch Jimin glaubte ein winziges, unscheinbares Lächeln auf seinen Lippen zu erkennen.
"Setzt euch." Die Freunde folgten seiner Aufforderung und betrachteten ihn dann aufmerksam.

Herr Lee lehnte sich mit verschränkten Händen an die halbhohe Lehne des Stuhls.
"Ihr seid meine ersten Angestellten, die vergessen zu scheinen, dass sie einen Vorgesetzten haben." Jimin schluckte. Nervös suchte er Taehyungs Blick, der seinen jedoch fest auf den älteren Mann vor ihm gerichtete hielt.
"Aber ihr seid auch die ersten, die keine Angst haben, etwas so wichtiges anzusprechen. Ich dachte anfangs, dass wir jetzt vollkommen aufgeben können. Es stellte sich aber heraus, dass viel mehr Menschen, der selben Meinung sind oder wenigstens wissen wollen, was ihr noch zu sagen habt."

Jimins Augen wurden größer und sein Herz begann schneller zu schlagen. Was würde das jetzt für sie bedeuten? Herr Lee lehnte sich wieder vor und näherte sich ihnen um einige weitere Zentimeter.
"Für heute Abend hat sich Dong Youngbae angekündigt. Er ist hellauf begeistert von euch. Ich möchte das hier gerne fortsetzen, aber dafür muss ich wissen, was ihr längerfristig erreichen wollt. Was ist euer Ziel?"

Gespannt hielt Herr Lee den Blickkontakt zu seinen Moderatoren. Diese jedoch waren zu überrascht, um irgendetwas sagen zu können. Er lächelte und lehnte sich wieder entspannt zurück.
"Es ist nicht nur so, dass ich das hier für die Einschaltquoten tue. Wobei die schon gestern Abend um ein Vielfaches stiegen. Mich interessiert es auch persönlich, was ihr zu sagen habt. Ich möchte wissen, was euch dazu bewegt hat, anders zu denken. Und ich möchte wissen, was dieses andere Denken für euch zu etwas besonderem macht. Also noch einmal: Was ist euer Ziel?"

Diesmal ließen sie ihn nicht noch länger warten. Taehyung war der erste, der den Mund aufmachte und eine wahre Flut von Worten erfüllte den Konferenzraum.
"Ich denke, dass die Menschen im einunddreißigsten Jahrhundert nicht mehr wissen, wie man lebt. Ich weiß, was das Leben für mich lebenswert macht und ich habe früh bemerkt, dass das System eben nicht perfekt ist. Es gibt bestimmte Dinge, die können wir einfach nicht von Robotern und Maschinen erledigen lassen. Es gibt Dinge, bei denen Gefühle eine so wichtige Rolle spielen, dass wir sie selbst in die Hand nehmen müssen. Aber ich musste feststellen, dass heutzutage kaum einer noch weiß, was wirkliche Gefühle sind."

Jimin nickte zustimmend. 
"Ich habe es nicht bemerkt. Bis Tae mich mit auf diese Reise nahm. Plötzlich war ich in einer ganz anderen Welt. Und sie gefällt mir um einiges besser. Ich möchte, dass wir wieder lernen zu leben. Das ist unser Ziel: Wir wollen zeigen, was zum Leben dazugehört und wie man lebt."

Über Herr Lees Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. "Ich wusste, ihr würdet es nochmal zu etwas bringen. Dann werden wir uns heute mit den anderen zusammensetzen und einen vorläufigen Sendeplan für die letzten Tage vor Weihnachten erstellen. Ich werde euch helfen, die Leute zu aufzuwecken."

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-Joiy

Bonus!