Krankenschwester

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Zweifelnd untersuchte ich die lange Wendeltreppe die zu Taddl's Etage führte. Dieser war nämlich immer noch nicht in der Lage alleine zu stehen wie sollte er dann Treppen steigen.

Vorsichtig legte ich meinen Arm um ihn und zog ihn hoch, er biss sich auf die Lippe.

„Tut mir Leid" ,fauchte ich genervt: „Ich versuch's schnell hinter uns zu bringen, okay?"

Er nickte gequält, ich umklammerte das Geländer mit meiner freien Hand und zog mich Stufe für Stufe immer weiter nach oben.

Warum mussten seine Eltern auch ausgerechnet heute auf so einen Berufs-Ball gehen. Und dann auch noch das ganze Personal mitnehmen damit Taddl endlich lernt 'Verantwortung' zu übernehmen. 16 Jahre lang war es ihnen egal gewesen ob ihr Sohn die Mikrowelle benutzen konnte oder nicht, aber dann ganz plötzlich wollen sie das er Erwachsen wird?

Erschöpft schubste ich Taddl auf sein Bett um erstmal nach Luft zu schnappen.

„Leo?"

Ich sah auf: „Was ist los, du Riesenbaby? Soll ich dich füttern oder zum Klo tragen?"

Er grinste: „Wie schön sich dein Vorschlag auch anhört, ich denke ich lehne lieber ab!"

„Okay" ,ich seufzte genervt: „Was willst du denn?"

„Also, meine Eltern kommen erst Sonntag wieder" ,fing er an: „Magst du vielleicht so lange hier wohnen?"

„Und deine Krankenschwester spielen oder was?" ,ich schüttelte den Kopf: „Never ever! Du bist alt genug und du hast Unmengen an Geld. Du kommst schon zurecht".

Ich war doch nicht seine Mutter.

„Aber bei den Treppen hilft mir Geld auch nicht weiter" murmelte er.

Ich setzte mich neben ihn: „Trotzdem, ich kann dir deine Zahnbürste und ähnliches runter tragen. Und das Wochenende verbringst du auf der Chouch. Ich werde dich nicht baden oder so ein Kack!"

Wieso musste das einzige das mir einfiel direkt wieder mit nackter Haut zutun haben? Nur die Dummheit nicht anmerken lassen, Leo. Nur nicht anmerken lassen.

Taddl seufzte: „Ich wollte nicht das du da bleibst um dich um mich zu kümmern, sondern um mich zu unterstützen. Meine Eltern werden mich nämlich rausschmeißen".

Ich musste schlucken: „Wieso das denn?"

Er grinste: „Wurde beim rauchen und trinken erwischt. Weißt du so was beschmutzt die Familenehre, wusste gar nicht das wir eine haben"

„Ich bleibe" ,ich lächelte: „Und danach kommst du mit zu mir. Ohne Wiederrede!"

~17:05~

Schweigend saßen wir und gegenüber und aßen still unsere Suppe. Das war das einzige, das ich schon mal gemacht hatte und ich bewunderte Taddl dafür das er sie aß ohne das Gesicht zu verziehen. Es war viel zu salzig, die Möhren waren wabbelig und die Nudeln steinhart.

„Das ist echt lecker" ,murmelte er und lächelte mich gespielt an.

„Keine Sorge" ,ich seufzte: „Mir schmeckt sie auch nicht!"

Taddl lachte: „Dann ist ja gut. Ich hatte schon befürchtet dass ich sie ganz aufessen muss!"

Ich verschränkte die Arme: „Musst du auch!"

„Wie jetzt?"

„Ich hab sehr viel Zeit und Arbeit in dieses Essen investiert. Gegessen wird was auf den Tisch kommt!"

Ich stand auf und schüttete dem restlichen Inhalt meiner Suppe und den Apfluss. Dann setzte ich mich wieder hin, lehnte mich etwas vor und verschränkte die Augen zu bedrohlichen Schlitzen.

„Und wehe ich höre auch nur einen Mucks".

Schnell tauchte Taddl seinen Löffel wieder in das Gebräu und steckte ihn sich in den Mund.

~18:00~

Da ich auf ihn aufpassen musste, war ich auch so was wie sein Babysitter. Ich nahm ihn sein Handy weg und leckte es auf den größten Schrank im ganzen Haus. Das war ziemlich witzig, den Taddl konnte mit seinem kaputten Bein nicht stehen.

„Du solltest ins Bett gehen!" ,lachte ich, während ich ihm bei dem Versuch zusah an sein Handy zu kommen.

„Meinetwegen" ,er schon die Oberlippe vor: „Aber nur wenn du mitkommst!"

Ich verdrehte die Augen und half ihm wieder die endlos langen Treppen hoch.

~18:45~

Taddl ließ sich auf sein Bett fallen, ich öffnete die Tür um wieder nach unten zu gehen als Taddl n ich aufhielt.

„Warte, du hast doch gesagt du kommst mit. Jetzt musst du das auch einhalten!"

„Ich bin doch mitgekommen was erwartest du von mir?" ,fragte ich angenervt!

Er lächelte und klopfte neben sich aufs Bett. Ehmmm.... Hallo? Hatte er etwa eine Gehirnerschütterung?

„Vielleicht mache ich dir erst noch einen Tee" ,lenkte ich ab.

Taddl setzte sich schnell auf und griff ruckartig nach meinem Arm, dann zog er mich langsam zu sich.

Ich war zu verwirrt um mich zu wehren: „W w was machst du da?" ,stotterte ich.

Er streichelte mir über die Haare und legte meinen Kopf auf seine Brust. Glücklicherweise hatte ich mir direkt nach dem Essen ein weites T-Shirt und eine Jogginghose abgezogen, sonst wäre das hier wahrscheinlich ziemlich unangenehm.

„Du bist immer so still!"

„Ich und still?" ,ich hatte mich wohl verhört: „Ich glaube du verwechselst mich mit jemand anderen"

„1. " ,fing er an: „Ich würde dich nie verwechseln können du bist einmalig und 2. Meine ich das du nie über deine Gefühle redest!"

„Was meinst du?" ,ich gähnte.

Taddl lächelte mich zufrieden an: „Wann lern uch dich endlich mal von deiner soften Seite kennen?"

Lass ihn das bitte nicht gefragt haben, lass ihn das bitte nicht gefragt haben.

„Ich habe keine SOFTE Seite!"

„Wierklich nicht auch nicht wenn ich" ,er küsste vorsichtig meinen Hals: „So was mache!"

Wütend schob ich seinen Kopf weg: „Taddl. Verstehst du es denn nicht. Ich bin nicht so eine, ich heule nicht nur weil mir ein Fingernagel abbricht und ich fange auch nicht an hysterisch zu quietschen nur weil ich einen Hundewelpen entdecke!"

Er presste sich näher an mich: „Das will doch auch niemand von dir! Bleib heute Nacht hier, bitte!"

„Okay" ,murmelte ich müde und blieb schlaff in seinen Armen liegen. Erneut drückte er seine rauen Lippen auf meinen Hals, und ich bekam eine Gänsehaut , dennoch ließ ich ihn.

Ich war viel zu müde und erschöpft um ihn eine zu scheuern.....

Wo bist du? (Taddl FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt