Nervös saß ich im Wartezimmer der Onkologie. Nachdem ich vor zwei Wochen mit einem Knoten in der Brust zur Frauenärztin gegangen war, hatte diese mich umgehend zu weiteren Untersuchungen in die onkologische Klinik München überwiesen. Heute würden die Ergebnisse der Untersuchung besprochen werden. Neben mir saß meine beste Freundin Lexa, die ich gebeten hatte, mich zu begleiten.
"Frau Heider bitte zu Dr. Kamhubner.", rief mich die Sprechstundenhilfe endlich auf.
Erleichtert und noch nervöser als zuvor stand ich auf und warf Lexa ein letztes gequältes Lächeln zu bevor ich mich auf den Weg zu Dr. Kamhubner ins Sprechzimmer machte. Der Arzt erwartete mich bereits mit einer freundlichen, doch undurchdringlichen Miene. Er war noch recht jung für einen Facharzt. Anfang 30 und somit um die zehn Jahre älter als ich selbst, schätzte ich.
Nachdem wir uns mit einem kurzen Händedruck begrüßt hatten und ich ihm gegenüber Platz genommen hatte, sprach er die Worte aus, die mein ganzes Leben verändern sollten.
"Frau Heider, es tut mir leid, Sie sind erst 20, aber Sie haben Brustkrebs im UICC-Stadium III B. Die Behandlung wird einiges an Zeit in Anspruch nehmen, das heißt, Sie sollten Ihr Lehramtsstudium pausieren. Leider kann ich Ihnen zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen, ob eine Verbeamtung für Sie wieder in Frage kommen wird."
Nach diesem Schock besprachen wir die weitere Vorgehensweise, den Start und die Art der Therapie, für die ich stationär in der Klinik aufgenommen werden musste.
Als ich aus dem Sprechzimmer trat, wartete meine beste Freundin bereits auf mich und nahm mich fest in den Arm.
"Kannst du Jane, Kian und die anderen anrufen, dass wir uns am Samstag treffen? Ich möchte einen letzten schönen Tag mit euch allen verbringen, bevor ich am Montag für längere Zeit in die Klinik muss. Von meinen Eltern verabschiede ich mich dann am Freitag schon."Von der Uni meldete ich mich ab, da ich nicht wusste, wie viele Semester ich durch die Therapie wirklich verpassen würde oder ob ich danach wirklich noch Lehramt weiterstudieren wollte.
Der Abschied von meinen Eltern verlief erwartbar emotional. Sie redeten mir gut zu, versprachen mir, mich oft zu besuchen und ließen mich schwören, dass ich nicht aufgeben würde.
Der Abschied von meinen Freunden war seltsam. Ein paar - gut, eigentlich nur Lexa, Jane und Kian - reagierten ähnlich wie meine Eltern. Die anderen Mädels und deren Partner sprachen mir mehr oder weniger nur ihr Beileid aus. Bereits zu diesem Zeitpunkt beschlich mich die Vorahnung, dass sich in meinem Leben mehr ändern würde, als nur mein vorübergehender Wohnort und mein Gesundheitszustand.
Wie recht ich doch damals hatte.
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I'll be your wings to fly
FanfictionNach einem harten Schicksalsschlag, der ihr ganzes Leben auf den Kopf gestellt hat, wird Lilly von ihrer besten Freundin dazu überredet, sich auf neue Menschen einzulassen. Nie hätte Lilly damit gerechnet, dass sie mehr findet als einen neuen besten...