Das Date (Teil 1)

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Tut mir leid, dass ich so lange nicht geupdated habe. Ich werd euch nicht mit Ausreden zutexten, sondern wünsche euch viel Spaß mit Teil eins des Dates 😊

Am Vormittag hatte ich noch ein Vocal coaching, das aber aufgrund meiner Nervosität eher schlecht als recht lief. Gott sei Dank hatte Alvaro Verständnis dafür und mich mit ausreichend Übungsaufgaben für die nächsten Tage etwas früher entlassen. Als ich vom Mittagessen zurückkam, lag auf meinem Bett eine schlichte schwarze Jeans, eine petrolfarbene Bluse und meine Lederjacke. Auf dem Boden stand ein paar coole Stiefeletten, das ich nie zuvor gesehen hatte. Sie hatten mit ca. sieben Zentimeter mehr Absatz als mein gesamtes restliches Schuhportfolio, waren aber aufgrund der weichen Sohle erstaunlich bequem, sodass ich keine Bedenken hatte, darin den ganzen Abend herumlaufen. Im linken Schuh steckte ein Zettel.
Du hattest keine Schuhe dabei, die in meinem Kopf zu Outfit und Ambiente gepasst haben.
Ich hole dich um 18:00 Uhr. Brich bis dahin nicht in Panik aus ♥️
Und das sorgte tatsächlich dafür, dass ich nicht in Panik ausbrach. Vorerst, denn jetzt - eine Stunde bevor er mich abholen würde - rufe ich panisch meine beste Freundin an. Per Videocall, weil sie mir dringend helfen muss.
"Lexa, ich kann das nicht.", in der linken Hand halte ich den Lockenstab, während ich mit der rechten verzweifelt versuche meine Haare ordentlich darum zu wickeln. Aber es will und will nicht funktionieren.
"Lillian Heider, du legst jetzt sofort dieses Ding weg und hörst mir zu!", ermahnt sie mich, nachdem ich die erste Strähne auch nach dem fünften Anlauf nicht zu einer Locke gedreht bekomme. Meine Haare sind fast ein wenig zu kurz, außerdem zittern meine Hände viel zu sehr. Weiß der Teufel, wie ich mich schminken soll.
Mit einem tiefen Seufzer räume ich den Lockenstab beiseite und schaue auf den Bildschirm meines Laptops. Lexa hat ihren Kopf auf den Händen abgestützt und guckt mich durch die Kamera ernst an. Als sie meine volle Aufmerksamkeit hat, beginnt sie zu sprechen: "Du atmest jetzt erstmal tief durch und machst dir bewusst, mit wem du heute ein Date hast. Es ist Nico, dein bester Freund. Er hat dich schon in allen möglichen Zuständen gesehen und findet dich immer noch wunderschön. Er kennt dich, also entspann dich und leg diesen ganzen Makeup-Scheiß weg, den du sonst auch nie benutzt."
Ich mache, was sie sagt und es hilft tatsächlich. Ich habe mir so viel Stress wegen der Date-Geschichte gemacht, dass ich vergessen habe, dass es hier um Nico und mich geht. Es besteht kein Bedarf an aufwendigen Frisuren oder einer Menge Makeup, hinter der ich mich verstecke. Ich muss mich nicht verstecken, nicht verstellen oder sonst etwas.
"F*ck", rutscht es mir heraus, "du hast recht."
Mit einem weiteren, tiefen Atemzug greife ich nach meiner Haarbürste und ordne damit das Chaos auf meinem Kopf. Dann greife ich nach meiner getönten Tagescreme und trage diese gleichmäßig auf meinem Gesicht auf, bevor ich meine Wimpern tusche. Fertig.
Und das fünfzehn Minuten bevor Nico kommt. Ich bedanke mich bei meiner besten Freundin und verabschiede mich mit dem Versprechen, ihr sobald möglich ein Update zu schicken. Dann schlüpfte ich in das Outfit, das Nico mir bereit gelegt hat und werfe einen prüfenden Blick in den Spiegel. Ich sehe mich selbst. Natürlich, immerhin gucke ich gerade in den Spiegel. Aber ich erkenne mich selbst auch wieder, fühle mich nicht verkleidet, sondern vollkommen wohl in der Wahl meines Outfits. Gerade richtig, denn es ist fünf vor sechs. Ich bin mir nicht sicher, was ich außer meiner Schlüsselkarte noch brauche. Also lege ich vorerst Handy, Geldbeutel, Schlüsselkarte Taschentücher und meine Handtasche auf den Tisch, damit ich erst Nico fragen kann, was ich alles brauche.
Zum Warten setze ich mich auf das Bett, schließe meine Augen und atme bewusst, um mich ein wenig zu Entspannen.
Es ist nur ein Date mit Nico. Wir kennen einander bereits. Wir tun Dinge, die wir schon hundert Mal gemacht haben. Der einzige Unterschied ist, dass wir uns jetzt offiziell auf einer Stufe zwischen Freunden und Pärchen befinden. Aber sind wir unbewusst nicht schon viel länger auf dieser Stufe? Es gibt also absolut keinen Grund zur Sorge.
Als Nico kurz darauf an der Tür klopft habe ich mir das erfolgreich eingeredet und bin tatsächlich weniger angespannt und mehr ich selbst.
Wir begrüßen uns mit einer kurzen Umarmung, bevor wir uns gegenseitig mustern. Er trägt bereits seine Lederjacke, die den selben Ton hat wie meine, darunter ein lockeres, dunkles Hemd und eine Jeans. Es passt perfekt zu dem, was er mir herausgesucht hat, ohne zu sehr nach Partnerlook auszusehen. Als würden wir zusammengehören, aber müssten es nicht aller Welt sagen. Während mein Blick sein Gesicht scannt, sehe ich, dass etwas hinter mir seine Aufmerksamkeit erlangt.
"Du brauchst keine Handtasche, mi Corazon. Handy und Schlüsselkarte passen in die Hosentasche und mehr brauchst Du nicht.", sagt er. Ein dezenter Hinweis, dass ich ja nicht uf die Idee kommen soll, heute irgendetwas zahlen zu wollen. Was auch immer er mit mir vorhat.
Ich weiß, dass er mir nicht sagen wird, was wir machen werden, weil ich ihn die letzten Tage immer wieder danach gefragt habe. Und er hat immer gesagt, ich soll mich überraschen lassen.
Ich schnappe mir also meine Lederjacke, die der seinen so ähnlich sieht, schlüpfe in die Schuhe, die dafür sorgen, dass ich beinahe so groß bin wie er, und wir gehen los.

I'll be your wings to fly Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt