the truth untold

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Sie war ein tolles Mädchen. Schön, und wenn ich schön sage, dann meine ich das wirklich wahre schön. Von innen und außen. Einfach ihre Ausstrahlung.
Wenn sie lachte erleuchtete ihr Gesicht man hatte das Gefühl als würde all das Leben auf diesem Planeten nur für sie existieren. Als würde die Sonne nur für sie scheinen.

Am meisten mochte ich ihre Locken. Lange blonde Locken fielen über ihre Schultern und umrundeten ihr Gesicht. Wenn meine Hand durch ihre Haare fuhr fühlte es sich weich an und geschmeidig und dann lächelte sie mich an bis ihre Nase sich leicht kreuselte und die Sommersprossen tanzen ließen.

Ich bewunderte sie. Die Coolness, ihr Empathie Empfinden und ihren Witz. Ihr Humor war der Wahnsinn, ihr ganzer Charakter. Man konnte nicht anders, man musste sie mögen. Eine kleine Flirtmaschine steckte in ihr. Ohne es zu bemerken flirtete sie mit jeden, wickelte alle Menschen um sich herum um ihren kleinen Finger. Sie musste nur lächeln oder durch ihre gefährlich blau grünen Augen einen etwas längeren Blick jemanden schenken. Schon war man gegangen. Sie wusste es.

Sie kannte ihre Stärke. Und doch gab es die andere Seite.
Wenn sie das Gefühl hatte als würde eine andere Person sie umarmen, fest. Und dann die Krallen in sie bohren lassen und festhalten, von allen fernreißen und ihr Dinge in das Ohr flüstern.
Wenn sie nicht hörte, dann schrie die Person. So lange bis sie keine andere Wahl hatte.

Ja, sie glaubte fest daran, dass es eine Person war die sie fest von hinten im Griff hatte und versuchte voll und ganz ihren Körper in Besitz zu nehmen.
In der Klinik hatte sie gelernt, dass das nicht möglich wäre. Schließlich braucht die Essstörung einen lebenden Körper im dort bestimmen zu können.

Bis heute verstehe ich nicht warum es gerade sie treffen musste. Sie war unglaublich stark. Das musste sie auch sein, sonst wäre es nicht möglich gewesen, dass die Essstörung gerade dieses Mädchen ausgesucht hatte.
Aber warum mussten auch die Mobber sie aussuchen. Schon als sie ein junges Mädchen war, gerade mal 9 Jahre musste sie Beleidigungen ertragen, zogen sich bis sie auf eine neue Schule kam und fingen dort weiter.

Und als dann die Tritte folgten, Tritte weil sie zu dick wäre, da wurde ihr alles auf einmal klar.
Ich wünschte sie hätte nicht auf sie gehört. Ich wünschte jemand hätte es zeitiger bemerkt. Denn als sie nach einem halben Jahr schon viel zu dünn war, war es zu spät. Da war es keine Diät mehr, welche sie kurz ausprobieren wollte.
Ihr Kopf wurde schon befallen, die Essstörung hatte sich umfasst und schrie. Schrie, schrie, schrie.

Dann fing es an. Dass sie nicht mehr wie früher war und sich mehr zurückzog. Aber nicht nur zurückzog. Sie konnte nicht mehr so lachen, nicht mehr ausgeglichen und frei sein. Ich konnte sehen wie es in ihrem Kopf immer ratterte, wie sie über alles nachdenken musste.
Irgendwann hatte sie kein Leben mehr. In ihrem Zimmer lag sie auf dem Bett und starrte die Decke an, in der Hoffnung etwas zu fühlen. Doch auch das durfte nicht gewährt werden. Sie weinte, weinte, weil ihre einzigen Gefühle Angst und Hass waren. Angst davor zuzunehmen und Hass, weil sie ihre verdammte Essstörung hasste. So sehr.

Die Klinik hatte ihr viel beigebracht aber die Tage danach waren schwierig gewesen und irgendwann hatte sie aufgegeben. Sie war erschöpft.
Und eines Tages, der erste Weihnachtsfeiertag, als die Verzweiflung sie zerfraß und die Tränen über ihr heische flossen, da wurde ihr wieder einmal alles klar.

Leider kam nie gutes dabei heraus, wenn sie dachte, dass es nur so einen Sinn ergeben könnte.
Und ich wünschte so sehr ich hätte sie verstehen können. Ich wünschte ich hätte verstanden wie schwer das Leben sein muss, wenn du das Gefühl hast jemand würde es dir stehlen und darüber bestimmen wollen. Ich wünschte ich könnte verstehen warum das zerren an dem eigenen Körper einen so weit treibt, dass es nur noch einen Ausweg gibt.

Ihr einziger Ausweg war der Selbstmord. Und vielleicht war es im Endeffekt besser so für alle. Vielleicht hat sie sich somit endlich befreit. Vielleicht.
Ich wünschte ich wüsste es.

'Jeden Tag habe ich Kopfschmerzen und bin erschöpft, weil sie an mir zerrt und schreit. Sie schreit so lang bis ich es tue. Weil meine Stimme nichts mehr wert ist in Gegensatz zu ihrer.'

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⏰ Letzte Aktualisierung: Dec 26, 2020 ⏰

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