telephone

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Er lag im Bett, seine Frau war in der Dusche. Die Kinder schliefen. Zwei kleine Jungen, Zwillinge. Erschöpft fuhr er sich über die Augen. Das plätschern des Wassers und der Gesang seiner Frau, damals entspannte es ihn immer. Doch seit einigen Monaten, da war es Qual für ihn.
Seine Hände verweilen immer noch auf seinen Augen, er drückte sie ein wenig ein und hörte erst auf, als es schmerzte. Aber er brauchte diesen Schmerz, er wollte wissen, ob er träumte. Oder es doch das eiskalte Leben war.

Er spürte, wie alles schwerer wurde. Seine Arme. Beine. Sein Kopf. Sein Nacken fing an zu schmerzen, genauso sein Kopf. Er spürte, wie seine Augen leicht feucht wurden. Schnell strich er unter ihnen entlang. Zitternd atmete er aus. Sah an die Decke. Er vermisste seine Kinder, obwohl sie da waren. Er hörte wie das Wasser ausgeschalten wurde, dann hörte er sein Handy klingeln.

Er sah auf sein Handy. Panik überkam ihn. Das Wasser ging an, seine Frau sang wieder leise. Ein Schauer fuhr über seinen Rücken, er hasste sich selbst dafür, sie nicht mehr lieben zu können. Er nahm sein Handy. »Hallo?«, die Stimme klang verzerrt, durch das Telefon.
»Warum rufst du jetzt an? Warum jetzt?«, bebend sprach er dies aus, fast schon weinend richtete er sich auf. Sein einer Arm knickte etwas weg.
»Ich wollte nur deine Stimme hören, tut mir leid.«, er hörte die Reue hinaus. Die sanfte Stimme klang wie ein Lied, welches in sein Ohr gesummt wurde. Genüsslich schloss er die Augen, spürte, wie wieder etwas Energie durch ihn floss und die Verzweiflung bekämpfte.

»Ist okay..«, hauchte er und schaute kurz Richtung Bad. Die Tür stand offen, er sah seine nackte Frau sich einschäumen. Damals hätte es ihn bestimmt erregt. »Ich will nicht, dass du Probleme bekommst.«, die Stimme flüsterte dies leise, er hörte wie die Person sich im Bett umdrehte und ein Gähnen versuchte zu unterdrücken. Ein schniefen war zu hören.

»Hast du geweint? Und da gibt es nichts, wo ich Probleme bekommen könnte. Wir.. wir sind ja nur befreundet, wir haben nichts getan.«, ein tiefer Kloß bildete sich in seinem Hals, als er dies sagte. Wie falsch sich doch diese Worte anfühlten.
»Natürlich sind wir nur befreundet, aber ich weiß, wie eifersüchtig sie sein kann.«, er nahm ein knistern wahr. Hörte in unterdrücktes fluchen. Er musste schmunzeln. »Tut mir leid, ich bin auf das Telefonkabel getreten.«
»Macht nichts.«, er sah auf die Uhr. Halb zehn. »Doch du weißt, dass ich sie nicht mehr liebe.«, flüsterte er nun leise. Er hatte Angst sie würde ihn hören, er wollte nicht, dass sie es so erfahren würde.

»Geh doch weg, du weißt, dass du gehen kannst. Sie wird traurig sein, aber dich nicht töten.«, die Stimme auf der anderen Seite klang unsicher, doch nicht, wegen dem 'töten', nur man konnte nur erahnen, dass es sie erschüttern würde. Doch wen würde dies nicht? Fragte er sich.

»Ich kann meine Kinder nicht alleine lassen. Ich kann es nicht ertragen sie dann traurig zu sehen. Aber ich kann sie auch nicht alleine lassen, mit zwei Söhnen. Sie ist noch so jung.«, seufzte er, biss sich auf die Lippe und hörte wieder dem Rauschen des Wassers zu.
»Sie ist drei Jahre jünger als du.«, er hörte die Person lachen, lachte automatisch mit. Obwohl es nicht witzig war. »Vierundzwanzig ist viel zu jung, um sie mit zwei Kindern alleine zu lassen!«, gab er besorgt von sich.

»Du könntest sie doch besuchen! Die zwei kleinen. Und sie können dich besuchen. Du wirst doch nicht aus ihrem Leben verschwinden.«
Nun schniefte er. Die Tränen hatten es doch geschafft, sich auf seine Wangen zu brennen. »Bitte weine nicht..«

»Doch wo soll ich dann hin?«, winselte er und vergrub sein Gesicht in dem Kissen.
»Du kannst jederzeit zu mir.«
»Ja, wirklich?«, sein Herz schlug schneller. »Wirklich, wirklich.«
»Okay.«, er legte auf.
Die Dusche ging aus. Singend ging seine Frau hinaus. Trocknete sich ab.

Er zog seine Jacke an. Ging in den Flur. Als er an dem Zimmer seiner Kinder vorbei ging, blieb er kurz stehen. »Ich liebe euch, wirklich sehr.«, seine Stirn lehnte gegen der Tür. Eine Träne rann seine Wange hinab. Bis zum Kinn, über den Hals. Er sah noch einmal in das Schlafzimmer. Und dort stand sie. In ein großes, weiche Handtuch gewickelt. Nasse Haare. Und rote Augen.

Ihre Lippen formten ein leises, nicht ausgesprochenes, 'Ich liebe dich.'
Bedrückt sah er auf den Boden. Sah sie wieder an. 'Es tut mir leid.'
Sie nickte, wischte ihre Tränen mit dem Handtuch ab. »Es ist er, nicht wahr?«
Er konnte nur nicken, sie weinte. Dann nickte sie wieder. »Ich liebe dich und möchte, dass du dein Glück findest.«, dennoch klang sie verzweifelt und wütend. Doch sie wollte sein Glück, das wusste er.

Er zwang sich ein lächeln auf, es scheiterte. Dann ging er. Leise schloss er die Haustür. Draußen war es kühl, doch warm genug, um nur eine dünne Jacke anhaben zu müssen. Er steckte seine Hände in die Taschen. Sie fühlten sich frei an.
Denn der Ring lag auf seinem Nachttisch und nicht um seinen Finger.

ℴ nℯSℋOℸSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt