crying over you

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Sie saß in ihrem Schlafzimmer und sortierte ihre Klamotten, die sie gerade zusammengelegt hatte. In ihrem Hals drückte es und sie wollte sich gerne übergeben doch unterdrückte es, sie war nicht allein. Sie hatte beschlossen, am nächsten Tag die Schule ausfallen zu lassen. Zu viel gegessen. Zu fett. So wollte sie nicht gesehen werden. Sie schwitzte, da ihr Körper überfordert von der Heißhunger Attacke war. Wütend schluckte sie das Essen hinunter, welches gerade wieder hinauf kam.

Es klopfte, genervt legte sie ihren Kopf in den Nacken. Seitdem sie aß, war sie gereizt. Sehr. Gereizt.
„Was willst du?", genervt strich sie sich die roten Haarsträhnen aus dem Gesicht und schaute auf die Klamotten. „Wir müssen reden.", ihr Freund sagte dies sanft und kam langsam auf sie zu. Sie kniff die Augen wütend zusammen. Wer hatte ihn überhaupt reingelassen? Ihre Mutter? Ihre Schwester? Wer denn nur?

„Müssen wir das?", seufzend drehte sie sich zu ihm und verdrehte die Augen daraufhin wieder. Sie merkte nicht, wie er sich verzweifelt zur Wand drehte und die Tränen unterdrückte. Sie wies ihn ab und auch, wenn er ein Kerl war, hatte er auch Gefühle. Er war auch nur ein Mensch, mit einem Herz und einer Seele. „Ja. Oh ja, das müssen wir.", mit erstaunlich fester Stimme trat er direkt hinter sie. Wieder seufzte sie. Langsam ging sie zu ihrem Bett und setzte sich hinauf. Es war nicht gemacht.

„Also?", das sie genervt war, hätte selbst ein Baby gemerkt. „So geht das nicht weiter.", er sah sie ernst an, genau so wie sie Ernst zurück sah. „Was meinst du?"
„Du weißt es ganz genau. Der Kuchen ist alle, aber ein neuer steht dort."
Laut fing sie an zu lachen. „Wow! Schön und jetzt?", sie klatschte in ihre Hände. Sauer knetete er seine Hände. Auf einmal wurde es still und verwirrt betrachtete sie ihn. Misstrauen lag in ihrem Blick. „Woher weiß du das überhaupt?!"

Erschrocken öffnete er seinen Mund, schloss ihn danach aber direkt wieder.
Wissend nickte sie. „Mama", ein ungläubiges Lächeln huschte über ihr Gesicht. Ertappt sah er auf den Boden.
„So geht das nicht weiter.", er wiederholte sich. „Schön für dich.", er spürte, wie sie aggressiver wurde. „Du musst dagegen ankämpfen. Du hast zugenommen und.. und Gott du zerstörst dich selbst."

Ihr Kopf wurde rot. Wie konnte er nur so etwas sagen?
„Ach? Hast du mich mehr geliebt, als ich Spindeldürre war!? Als ich die schönen fünfzig gewogen habe mit fünfzehn Jahren??", wütend schmiss sie ihr Handy auf ihr Bett. „Verdammte Scheiße, du hast doch gar keine Ahnung was in meinem Körper abgeht!"
Er schluckte und sah sie ungläubig an. Beschwichtigend ging er auf sie zu, doch sie rutschte nun ganz auf ihr Bett, stand dann jedoch wieder aufgebracht auf.

„Du! Du hattest noch nie eine Essstörung! Ach, was rede ich da von EINER! Ich habe vier! Vier verdammt!", sie riss ihre Arme in die Luft und brach dann auf dem Boden zusammen, da ihr Körper es einfach nicht mehr aushielt. Stille Tränen flossen über ihre rote Wangen. Ihr fiel das atmen von dem vielen Essen schwer.
„Du hast keine Ahnung, wie es ist mit den Therapeuten zuerst über eine merkwürdige Orthorexie, dann eine verdammte Magersucht, Bulimie und eine verdammt VERFICKTE Binge- Etaing Störung zu reden! DU HAST KEINE AHNUNG!", schrie sie.

Überfordert trat er näher an die Tür. „Du liebtest mich, als ich schön dünn war. Und jetzt, jetzt wo ich fünfzehn Kilogramm mehr wiege. Was viel ist ja. Und ich sage dir eins, ich fühle mich nicht wohl in meinen Speckmantel. Ich würde ihn am liebsten wegschneiden. Aber jetzt, wo ich nicht mehr so schön dünn bin, da kommst du zu mir und sagst: so geht es nicht weiter!"
Traurig ließ sie ihren Kopf hängen und ließ es zu, dass er die Türklinke hinunterdrückte.

Sie drehte ihren Kopf in seine Richtung. Schluckend sah er mit großen Augen in ihre verweinten. „Aber damals, als ich zu dünn und untergewichtig war, als ich hätte sterben können, weil mein Körper aufgeben wollte. Damals sagtest du nichts."- zitternd betrachtete sie ihren Freund. Sie sah über seine schönen braune Haare. Über sein Gesicht mit den wunderschönen braunen Augen, der Stupsnase und den Sommersprossen. Über seinen Körper. Ihr Herz schmerzte.

„Du sagtest mir damals nur, wie wunderschön ich wäre. Damals.", flüsterte sie unter Tränen und sah zu, wie er aus dem Raum trat. Er schloss leise die Türe. Er war fort. Er ließ sie allein, genau da, wo sie ihn am meisten gebraucht hätte.

ℴ nℯSℋOℸSWo Geschichten leben. Entdecke jetzt