Kapitel 12

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Steff
Als ich zum zweiten Mal an diesem Tag aufwache, spüre ich wie beim ersten Mal, dass meine Hand gehalten wird. Ich öffne die Augen, und sehe Yvonne, in der einen Hand hält sie mein, mit der anderen Hand blättert sie die Seite eines Buches um. Ich beobachte sie eine Weile, wie sie ganz vertieft in dem Buch liest. Irgendwann mache ich mich bemerkbar, indem ich anfange, mit meinem Daumen kleine Kreise auf ihrem Handrücken zu ziehen. Überrascht sieht sie auf. "Du bist wach!" stellt sie unnötigerweise fest. Ich nicke lächelnd. Es ist mittlerweile ziemlich spät. Die Schwester kommt herein, es ist eine andere als vorhin, und lächelt. "Ich würde sie bitten zu gehen, die Nachtruhe beginnt jetzt, und Frau Kloß braucht auch dringend Ruhe, wenn sie morgen schon gehen will." Sagt sie freundlich. Traurig sieht mich Yvonne an. "Wir sehen uns morgen." Sie drückt nochmal meine Hand, steht dann auf und verlässt zusammen mit der Schwester das Zimmer. Kurz bevor die Tür geschlossen wird dreht sie sich noch einmal zu mir um, und lächelt aufmunternd. Dann sehe ich sie nicht mehr.

Ich wurde heute morgen aus dem Krankenhaus entlassen, worüber ich wirklich froh bin. Heute stehen intensive Proben mit Oliver für das Finale an. Mit der Band, mit Oliver und mit Yvonne. Darauf freue ich mich schon, auch wenn ich mir für Oliver keine hohen Chancen ausrechne, Paula ist einfach zu gut, da kommt niemand gegen sie an. Das Problem ist, viele Menschen gehen oft nach dem Aussehen, oder nach dem Lied, egal wie es dann gesungen ist. Paula ist sehr hübsch, kann unfassbar singen, und sucht immer coole Lieder mit Rea und Samu aus. Was soll man da machen? Ich meine, ich würde es ihr total gönnen.
Wir proben wirklich lange, wir sind auch wirklich geschafft. Morgen stehen wenwut Proben an, und dann ist tatsächlich auch schon das Finale. Oliver ist schon gegangen, Yvonne und ich packen gerade noch Noten und Texte zusammen, als Rea reinkommt. "Ladies! Wollt ihr kommen zu uns und ein Spiel spielen? Wie sagt man, ich glaube es heißt Ich hab noch nie... ich meine never have I ever. Habt ihr Bock?" Ich nicke. "Oder Yvonne, mach 'mer," Sie nickt zustimmend, und so ist es beschlossene Sache. Rea wartet noch kurz auf uns, dann gehen wir in seine Garderobe. dort sitzen schon Samu, Nico, Mark und Michael. Das wird witzig. Wir bekommen alle ein Glas mit vermutlich Alkohol darin. Nico fängt an. "Eine Unterschrift gefälscht." Alle trinken. "Bei mir war es in der Schule, nicht bei den Prüfungen, da war ich immer gut, aber wenn man die Hausaufgaben zu oft vergessen hat, dann gab es ein Schreiben an die Eltern, damit die bescheid wissen, und das sollten die unterschreiben, das habe ich halt dann quasi übernommen." erklärt Michael, und lacht leicht verlegen. Mark macht weiter. "Eine Person des gleichen Geschlechts geküsst." Ich bin etwas überrascht, dass wir so schnell zu solchen Fragen kommen. Trinken tun nur Rea, Samu, Yvonne und ich. Ich habe dabei ein Bild von Yvonne und mir im Kopf, wie wir beide uns im Flur geküsst haben, bevor ich ins Krankenhaus gekommen bin. Bei Samu und Rea ist das keine Überraschung, das weiß jeder, Yvonne und ich werden mit hochgezogenen Augenbrauen betrachtet. Die können denken was sie wollen, aber das muss nicht zwingend heißen, das das zwischen Yvonne und mir war, auch wenn es in diesem Fall so ist. Yvonne wird leicht rot und sieht auf den Boden. Ich hingegen lasse mir nichts anmerken. "Okay... das hätte ich bei euch beiden jetzt nicht gedacht." meint Michael. Wir lassen das ganze unbeantwortet. Michael ergreift wieder das Wort."Finde eine Person aus diesem Raum aktraktiv." Alle Augen wandern zu Yvonne und mir. Oha, unangenehm. Trinken tun wir alle. "Das ist interessant. Wen findet ihr hier so...?" Fragt Rea neugierig nach. "Müssen wir das weiter ausführen?" fragt Yvonne verlegen. "Ich denke nicht." Räuspere ich mich, um diese Situation, die auch für mich unangenehm ist aufzulösen. "Okay, dann mach ich jetzt einfach weiter. Noch nie habe ich meinen Partner betrogen." Irgendwie schockierend, alle trinken. Auch ich. Das ist uns allen unangenehm, und alle sind froh, als ich weiter mache. Ich spreche nun das aus, was ich gerade am liebsten tun würde.

Liebe für sich- CatterkloßWo Geschichten leben. Entdecke jetzt