Kapitel 16

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In dieser Umarmung fühle ich mich wieder um einiges wohler. Ein unfassbar vertrautes Gefühl, und ein enorm vertrauter Geruch umgibt mich. Ich lasse mich in die Umarmung fallen. Mit geschlossenen Augen stehen wir so da, eng umschlungen, einfach nur die Umarmung des anderen genießend. Ich vergrabe mein Gesicht in ihrer Halsbeuge und ihren Haaren. Am liebsten würde ich jetzt weinen. Nicht, weil es so unfassbar traurig ist, eher im Gegenteil, aber weinen ist nicht immer etwas negatives. Also lasse ich es einfach zu, und es laufen einige Tränen. Langsam drückt Steff mich von sich, um mir in die Augen zu sehen. "Yvonne. Was ist los?" fragt sie mich mit einer unfassbarer Sänfte. "Ich weiß es nicht. Ich weiß es wirklich nicht, Steff. Ich bin mir nur unsicher, was ich denken oder fühlen soll. Das ist so verwirrend. Irgendwie passiert immer etwas zwischen uns, wenn wir etwas getrunken haben. Und ohne auch. Irgendwie. Aber das verwirrt mich so... Ich verstehe das einfach nicht. Bitte, sag mir was das ist." flehe ich. Sie sieht mich einfach nur an. Vorsichtig wischt sie die Tränen weg, die unaufhörlich laufen. Sie sagt nichts, was mich beinahe verzweifeln lässt. "Steff, sag doch was." Versuche ich sie dazu zu bewegen, etwas zu sagen. "Yvonne..." sie atmet tief aus. "Ich weiß es doch auch nicht. Aber lass uns einfach weiter machen. Irgendwas wird sich doch bestimmt irgendwann ergeben." meint sie dann. "Nichts tun? Steff,  aber..." Ich weiß nicht, wie ich das ausdrücken soll. "Steff, übermorgen ist das Finale, dann ist es vorbei, wann werden wir uns wiedersehen? Glaubst du, wir treffen uns mal so zufällig in der Bäckerei an der Ecke? Steff, wir können nicht immer nur darauf warten, dass etwas passiert, irgendwann müssen wir auch selber mal etwas in die Hand nehmen!" Sie sagt nichts. Sieht mich nur an. "Ich-" sie bricht ab, ihre Stimme versagt. Langsam steigen auch ihr Tränen in die Augen. Dann sieht sie auf den Boden, während sie auf ihre Lippe beißt. Dann dreht sie sich um, verlässt schleppend langsam den Raum. Und ich? Ich sehe ihr einfach nur etwas geschockt nach. Mit so einer Reaktion hatte ich nicht gerechnet. "Steff..." flüstere ich in den leeren Raum. Mein Blick wird erneut glasig, und schon wieder laufen die Tränen. Eine Person betritt den Raum. In der Hoffnung dass es Steff ist, sehe ich auf. Doch es ist Rea. "Rea?" bringe ich nur leise heraus. Er sieht mich an, kommt auf mich zu und nimmt mich wortlos in den Arm. Eine Umarmung die ich gerade nötig habe. Sie hilft mir ungemein, und ich fühle mich geschützt, aber es ist anders. Anders als Steff, anders als bei Steff. Er ist auch nicht Steff. Ich wäre lieber in den Armen von Steff, aber die ist nicht hier. Rea schafft es trotzdem, mich zu beruhigen. Fast ein wenig Väterlich. Aber so ist Rea eben. Ich bin ihm ziemlich dankbar.

Liebe für sich- CatterkloßWo Geschichten leben. Entdecke jetzt