# 17

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- Mona -

„Ist das nicht ein bisschen riskant, so spät noch alleine unterwegs zu sein?“
Trotz der Dunkelheit und dem spärlichen Licht der Straßenlaterne sehe ich, wie Romy, die einige Schritte vor mir geht, erst heftig zusammenzuckt und dann mit einer schwungvollen Bewegung zu mir herumfährt.
„Verdammt, bist du bescheuert?!“, faucht sie und ihr gereizter Tonfall lässt mich amüsiert schmunzeln.
„Bist du immer so charmant zu deinen Mitmenschen?“
„Sehr witzig“, brummt Romy und verschränkt trotzig ihre Arme vor der Brust, während ich gelassen auf sie zuschlendere und kurz vor ihr unter dem flackernden Schein der Laterne
stehen bleibe.
Auch wenn sie versucht, den verärgerten Ausdruck auf ihrem Gesicht beizubehalten, sehe ich, wie sich eine leichte Röte über Romys Wangen zieht.
Und das in einer milden Sommernacht.
Interessant…
Belustigt hebe ich eine Augenbraue und stemme eine Hand in meine Taille, während ich mein Gewicht von der einen auf die andere Seite verlagere, was Romy zu meiner Überraschung mehrfach blinzeln und kurz schlucken lässt.
Sehr interessant…
„Beantwortest du mir auch noch meine Frage?“
„Ähm…“
Ich muss mich arg zusammenreißen, um nicht aufzulachen, als ich Romys leicht verunsicherten Blick sehe.
„Ob es nicht riskant ist, dass du hier so spät abends noch alleine unterwegs bist“, wiederhole ich stattdessen meine Frage und ernte dafür ein genervtes Augenrollen von Romy.
„Das sagt die Richtige. Du bist schließlich auch noch unterwegs“, erwidert sie und mustert mich mit einem prüfenden Blick, „was machst du überhaupt hier? Ich dachte, du wärst noch mit Zoe und den anderen auf der Party.“
„Partys sind auch nicht mehr das, was sie mal waren“, entgegne ich schulterzuckend, woraufhin Romy spöttisch auflacht.
„Na, dafür scheinst du aber mit Hannah sehr viel Spaß auf der Tanzfläche gehabt zu haben.“
„Ach, hast du mich etwa beobachtet?“
Ich kann förmlich an Romys Gesichtsausdruck ablesen, wie sehr sie diese Frage ins Straucheln bringt, und verkneife mir nur mit Mühe ein diabolisches Grinsen.
Oh Romy, du faszinierst mich, wie schon lange keine mehr…
„D-Das…das war nur eine Feststellung“, stammelt die rotblonde Schönheit und streicht sich eine ihrer Haarsträhnen hinters Ohr, während sie meinem Blick bewusst ausweicht, „wie gesagt, ihr beiden wart auf der Tanzfläche und es war mehr als offensichtlich, dass ihr beiden…na ja…eine gute Zeit hattet.“
„Mit dir hätte ich sicher eine viel bessere Zeit gehabt. Und im Gegensatz zu Hannah hätte ich dich bestimmt nicht einfach so auf der Tanzfläche stehen gelassen, sondern dich gleich mit zu mir genommen“, entgegne ich und klopfe mir innerlich auf die Schulter, als Romys Kopf hochschnellt und sie mich mit weit aufgerissenen Augen anstarrt, während die Röte auf ihren Wangen nun mehr als deutlich zu erkennen ist.
Wow, das nenne ich mal eine Reaktion…
Ich gebe zu, dass ich normalerweise in meinen Annäherungen nicht derart plump und direkt bin, aber die subtile, leicht versteckte Art, mit der ich mich in den vergangenen Wochen immer mal wieder Romy angenähert habe, wenn ich Zoe in ihrer WG besucht habe, war bislang ohne nennenswerten Erfolg gewesen.
Immer wieder hat Romy es geschafft, sich der Situation zu entziehen oder sie mit einer spöttischen Bemerkung zu überspielen, doch ihre Körpersprache und vor allen Dingen ihre Blicke verrieten mir stets aufs Neue, dass sie auch diese besondere Spannung zwischen uns spürte, genauso wie auch jetzt…
Mit schwerem Schlucken strafft Romy ihre Schultern und ich muss ihr im Stillen meine Bewunderung aussprechen, dass sie meinem Blick immer noch so verhältnismäßig ruhig standhalten kann.
Jede andere Frau, mit der ich bisher etwas hatte, wäre zu diesem Zeitpunkt schon lange schwach geworden…
„D-Dass ich nicht lache“, stammelt Romy und funkelt mich mit einem recht unglaubwürdigen Spott aus ihren blauen Augen an. „Du…du denkst doch nicht wirklich, dass ich mich auf jemanden wie dich einlassen würde, oder Mona? Auch wenn wir in unterschiedlichen Fakultäten sind, kenne ich deinen Ruf an der Uni zur Genüge…und…und ich werde bestimmt
nicht noch dazu beitragen, dass du dich weiterhin für so verdammt unwiderstehlich hältst, weil…weil du das einfach nicht bist!“
„Stimmt, wenn hier eine von uns unwiderstehlich ist, dann bist du das, Romy“, erwidere ich und trete noch einen Schritt auf sie zu, wodurch ich nun ganz dicht vor ihr stehe.
Langsam, für meine Verhältnisse fast schon zögernd, hebe ich eine Hand und wickle eine von Romys rotblonden Strähnen vorsichtig um meinen Zeigefinger, die wiederum scharf einatmet und die Luft anhält.
Ruhig erwidere ich ihren hin und her zuckenden Blick und versuche, mein ungewöhnlich schnelles Herzklopfen dabei weitestgehend zu ignorieren.
Das ist bestimmt nur die wochenlange Anspannung…nichts weiter…
„Wenn du so gut mit meinem Ruf vertraut bist“, beginne ich und hebe meine Mundwinkel zu einem vielsagenden Lächeln, „weißt du sicherlich auch, dass ich eine Frau sehr glücklich machen kann, oder?“
Ich spüre, wie ein Schauer Romys Körper durchzuckt, bevor sie kurz darauf mit einem leichten Zittern nickt.
Mein Lächeln wird noch etwas breiter und ich lehne mich wie in Zeitlupe zu Romy vor, bis mein Mund an ihrem Ohr liegt und mein Atem ihren Hals streift.
„Darf ich dich heute Nacht glücklich machen, Romy?“

Liebe Auf Abwegen (Mona & Romy - Band 1) (girlxgirl) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt