- Mona -
"Du weißt schon, dass das keine Pyjama-Motto-Party ist, oder Süße?", frage ich und mustere Zoe mit prüfendem Blick, die mir in Jogginghose und übergroßem Kuschelpulli die Tür zu ihrer WG geöffnet hat.
"Sehr witzig, Mona." Genervt verdreht meine beste Freundin die Augen. "Ich habe doch gesagt, dass ich nicht mitkommen werde."
"Tatsächlich?" Unschuldig klimpere ich mit den Wimpern. "Das muss ich wohl irgendwie überhört haben."
"Oder konsequent ignoriert. So wie immer", entgegnet Zoe trocken und lehnt sich mit vor der Brust verschränkten Armen gegen den Türrahmen. "Aber dieses Mal wirst du mich nicht überzeugen. Ich muss drei Vorlesungen nachbereiten, für die anstehende Klausur lernen und ich habe am Morgen noch ein Gespräch mit Professorin Bender wegen meiner Hausarbeit, auf das ich mich auch noch vorbereiten muss."
Ich hebe eine Augenbraue. "Und das willst du alles heute Abend noch machen? Chapeau, ma chère."
"Du kannst es nicht lassen, oder?"
Während Zoe genervt aufstöhnt, stiehlt sich ein verschmitztes Lächeln auf meine Lippen.
"Was hast du denn? Meine Sprachkenntnisse können zwar nicht annähernd mit denen einer angehenden Französischlehrerin mithalten, aber für ein paar Worte reicht es durchaus. Und ehrlich gesagt bevorzuge ich ja auch eine andere Art von Französisch..."
"Mona!"
Zoes Ausruf und die steigende Röte in ihren Wangen lassen mich auflachen und anschließend die Hände in die Hüften stemmen.
"Jetzt schau mich nicht so schockiert an, Süße. Sag mir lieber, warum du dich an einem Samstagabend so dermaßen mit Arbeit zuschüttest, wenn du doch eigentlich mit mir auf diese Party gehen solltest. Wobei...eigentlich musst du mir das nicht mal sagen. Wenn du dich freiwillig so sehr in Arbeit verkriechst, kann es dafür eigentlich nur einen Grund geben. Und dass du meinem Blick jetzt ausweichst, bestätigt mich in meiner Annahme nur nochmal."
Während meine Augenbraue sich erneut prüfend hebt, hat Zoe ihren Kopf ein wenig gesenkt und ihre Arme fester vor ihrem Körper verschränkt.
"Ich...ich wollte ja nur nochmal mit Robert reden...", murmelt sie nach einer Weile des Schweigens, "aber wir haben uns direkt wieder gestritten und...ach, keine Ahnung...es ist alles irgendwie so kompliziert."
"An dieser Situation ist überhaupt nichts kompliziert", sage ich kopfschüttelnd und lege Zoe eine Hand auf die Schulter, wodurch sie wieder ihren Kopf hebt und zu mir schaut, "der Typ will eine Beziehungspause und dann soll er sie auch haben. Lauf ihm doch nicht hinterher. Das hast du überhaupt nicht nötig. Zumal er dich auch überhaupt nicht verdient hat. Du bist viel zu gut für ihn."
Ich bin fast schon erstaunt, als sich Zoes Mund zu einem amüsierten Lächeln verzieht. "Das sagst du auch nur, weil du mich mit einer deiner unzähligen Bekanntschaften verkuppeln willst, oder?"
"Ich?!" Mit einer eleganten Bewegung löse ich meine Hand von Zoes Schulter und werfe mein dunkles Haar über eine Schulter zurück, während ich dramatisch aufseufze. "Also wirklich, Süße. Was du immer gleich von mir denkst. Tz tz tz. Aber...nun, da du es ansprichst und für den Fall, dass du es tatsächlich in Erwägung ziehen solltest und dich ein bisschen von dem ganzen Stress mit diesem Volltrottel von Möchtegern-Freund ablenken möchtest, könnte ich da durchaus meine Kontakte für dich spielen lassen. Hannah fand dich beispielsweise laut ihrer Aussage auf der Party letzte Woche richtig süß. Und auch Nika meinte, du wärst sehr...ansprechend...gewesen."
Ich zwinkere Zoe vielsagend zu und muss erneut über die sich ausbreitende Röte in ihren Wangen lachen.
Das lässt Zoe ein weiteres Mal ihre Augen verdrehen, bevor sie mit einem tiefen Seufzer ihre Schultern strafft und sich etwas aufrichtet.
"Danke, Mona. Ich weiß, dass du mich nur aufheitern möchtest, aber mir ist heute wirklich nicht nach feiern zumute. Oder...", sie zögert und ich sehe, wie sich die Röte in ihren Wangen etwas intensiviert, "...oder...nach etwas anderem..."
"Noch nicht", entgegne ich breit grinsend und bevor Zoe mich davon abhalten kann, habe ich mich an ihr vorbei und in den Flur der WG geschoben.
"Mona, warte!", ruft sie mir nach, während ich zielsicher auf Zoes Zimmer zusteuere.
Ich bin zwar erst zweimal zuvor in Zoes WG gewesen, aber den Weg durch den Flur zu dem letzten Zimmer auf der linken Seite konnte ich mir auch ohne besondere Orientierungskenntnisse merken.
"Mann, du bist unmöglich!", höre ich Zoe hinter mir rufen und drehe mich im Gehen lachend zu ihr um.
"Und du liebst es. Und abgesehen davon lasse ich es nicht zu, dass du dir wegen diesem Kastanienkopf deinen kostbaren Samstagabend ruinierst. Schließlich...au!"
Ein Schmerz durchzuckt meinen Oberarm und ich verziehe das Gesicht.
"Verdammt", fluche ich leise und reibe mir über die schmerzende Stelle, während ich mich zu dem Hindernis umdrehe, welches plötzlich aus dem Nachbarzimmer in den Flur getreten ist und gegen welches ich ohne Hinzusehen in einem relativ flotten Tempo gestoßen bin. "Tut mir Leid, ich wollte nicht..."
Ich verstumme und blinzle mehrfach, während ich die junge Frau vor mir mustere, die sich ebenfalls mit einer Hand über ihren Arm reibt.
Sie ist in Zoes Alter, etwa einen halben Kopf kleiner als ich und trägt im Gegensatz zu Zoes pyjama-inspiriertem Outfit eine Jeans und eine feine Bluse, welche ihre Figur hervorragend betont. Ihr Gesicht wird von dichten rotblonden Wellen umrahmt und ihre großen azurblauen Augen schauen mich etwas verschreckt, aber auch neugierig an, während sie mich ebenfalls zu mustern scheint.
Das muss wohl eine von Zoes beiden Mitbewohnerinnen sein...interessant...sehr interessant...
"Oh nein! Alles in Ordnung, ihr beiden?", höre ich Zoes Stimme rufen, während sie mit eiligen Schritten auf uns zukommt.
"Alles bestens", erwidere ich, ohne meinen Blick von der unbekannten Schönheit abzuwenden und hebe langsam eine Augenbraue, "und bei dir?"
Die junge Frau schluckt kurz, nickt dann aber und hält dabei weiterhin meinem Blick stand. Beeindruckend...das schafft noch lange nicht jede...
"Alles gut, es ist ja nichts passiert", sagt sie und ich muss über den angenehmen Klang ihrer Stimme ein wenig lächeln, bevor ich meine Hand langsam von meinem Oberarm löse und sie stattdessen der jungen Frau entgegenstrecke.
"Freut mich sehr dich kennenzulernen. Ich bin Mona."
Für einen Moment scheint die unbekannte Schönheit verunsichert zu sein, fast schon schüchtern, bevor sie ihre Schultern ein wenig strafft und meine Hand ergreift.
"Ich bin Romy. Schön dich kennenzulernen...Mona."
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Liebe Auf Abwegen (Mona & Romy - Band 1) (girlxgirl)
RomanceSie wollten einander nicht mehr begegnen. Umso größer ist die Überraschung, als Schuldirektorin Mona Berger auf ihre Affäre aus Studententagen, Romy Faber, trifft, deren Sohn fortan Monas Schule besuchen soll. Die Begegnung ist nur kurz und oberfl...