# 38

3.1K 179 28
                                    

- Mona -

„Frühstück!“
Mit einer Mischung aus Grummeln und Stöhnen drehe ich mich auf die andere Seite und kneife meine Augen noch etwas fester zusammen.
„Moni?“
Ich schnaube leise.
„Ignorierst du mich oder hast du mich nicht gehört?“
„Diesen animalischen Schlachtruf hat man bis nach Frankreich gehört.“
„Sehr witzig“, ich höre das Geräusch klatschender Hände hinter mir, „na komm schon, Moni. Es ist Zeit zum Aufstehen. Ein neuer Tag möchte von dir begrüßt werden.“
„Mann, Ellie“, murre ich und ziehe mir nun die Bettdecke über den Kopf, „es ist Sonntag. Sonntag, verdammt nochmal! Weißt du nicht, was das heißt?!“
Schritte von nackten Füßen patschen in schnellem Tempo über den Parkettboden und das nächste, was ich spüre, ist eine dumpfe Erschütterung, als Ellie sich auf die Matratze neben mich geworfen hat.
„Ich schätze mal, dass du damit auf die sonntägliche Tradition des Ausschlafens anspielst, oder?“
„Ganz genau“, erwidere ich und hebe meine Bettdecke ein minimales Stück an, um Ellie zu sehen, die sich seitlich mit angewinkeltem Ellenbogen und in die Hand gestütztem Kopf hingelegt hat, „und anstatt hier halbe Erdbeben zu verursachen, solltest du dich lieber auch nochmal hinlegen und schlafen. Und vor allem, mich in Ruhe weiterschlafen lassen!“
„Ach, Moni“, seufzt Ellie und hebt meine Decke wieder etwas an, nachdem ich diese wieder zugezogen habe, „es ist doch schon nach neun. Ich habe extra ein schönes Sonntagsfrühstück auf deinem Balkon vorbereitet und war sogar beim Bäcker, um frische Brötchen zu besorgen. Komm schon, Moni…bitte…“
Mit einem weiteren Stöhnen vergrabe ich mein Gesicht im Kissen, als ich Ellies große himmelblaue Kulleraugen sehe.
Das ist unfair…so verdammt unfair.
„Okay, okay“, seufze ich ergeben gegen das Kissen und drehe meinen Kopf wieder zu Ellie, die mich breit anstrahlt, „ich stehe ja gleich auf, in Ordnung? Aber erst mal muss ich richtig wach werden…“
„Klar, Moni. Kein Problem“, erwidert Ellie und kichert fröhlich, während ich herzhaft gähne und mich ausgiebig strecke, „und in der Zwischenzeit kannst du mir ja von deinem Date mit Romy erzählen.“
„Ah, verstehe“, sage ich und gähne ein weiteres Mal, während ich mit einem geöffneten und einem geschlossenen Auge zu Ellie schaue, „deshalb willst du unbedingt, dass ich wach werde, du kleiner Fuchs.“
„Schuldig im Sinne der Anklage“, sagt Ellie und lächelt mich breit an, bevor sie sich auf verschwörerische Weise zu mir vorlehnt, „und jetzt raus mit der Sprache, Moni. Wie ist es gelaufen?“
Ich strecke mich erneut und kann an Ellies Gesicht ablesen, wie ihre Ungeduld zunehmend wächst.
„Es war gut“, sage ich schließlich und reibe mir über meine noch vom Schlaf leicht beeinträchtigten Augen, „sehr gut sogar…zumindest teilweise.“
„Was?“ Ellies Stirn runzelt sich. „Wie meinst du das, Moni?“
„Zwischenzeitlich war es etwas…na ja…problematisch“, ich streiche mir ein paar vom Schlaf verirrte Haarsträhnen aus dem Gesicht, „Linda war nämlich auch in dem Restaurant und sie kam zu uns rüber und hat behauptet, sie wäre meine Freundin.“
„Wie bitte?!“
„Ja, ungefähr so habe ich gestern Abend auch geschaut“, sage ich und deute mit dem Zeigefinger auf Ellies entgeisterten Gesichtsausdruck, „und du kannst dir bestimmt vorstellen, dass Romy auch nicht allzu begeistert von dieser Behauptung gewesen und mich kurzerhand im Restaurant sitzen gelassen hat.“
„Aber du bist ihr doch hoffentlich nachgegangen, oder Moni?“, fragt Ellie und schaut mich ernsthaft besorgt an, woraufhin ich die Augen verdrehe.
„Nein, ich habe sie natürlich einfach gehen lassen und mir stattdessen einen schönen Abend mit Linda gemacht.“
„Du hast was?!“
„Mann, Ellie“, stöhne ich genervt und verdrehe erneut die Augen, „das war ein Scherz. Dafür, dass du angeblich schon so wach bist, scheint dein Sinn für Humor aber noch ziemlich im Lalaland zu sein.“
„Das hat doch nichts mit Humor zu tun“, erwidert Ellie verärgert und stößt mir mit ihrer gesunden Hand gegen meine Schulter, „erzähl mir lieber, was wirklich passiert ist. Ich meine, du bist doch Romy hoffentlich nachgegangen, oder?“
„Natürlich bin ich das“, erwidere ich, während ich mir über die Stelle an meiner Schulter reibe, gegen die Ellie mich gestoßen hat, „allerdings nicht ohne Linda vorher für diese Behauptung eine ordentliche Ohrfeige zu verpassen.“
„Hah, das geschieht ihr recht“, sagt Ellie und nickt entschlossen, während ich kurz inne halte und dann meinen Kopf langsam und mehrfach blinzelnd in Ellies Richtung drehe.
„Was ist, Moni? Wieso schaust du mich so an?“
„Ich überlege gerade nur, wer Sie sind und was Sie mit meiner Cousine gemacht haben“, entgegne ich, woraufhin Ellie mir ein weiteres Mal gegen die Schulter stößt.
„Mann, Moni!“, murrt sie quengelnd, „du nimmst mich überhaupt nicht ernst!“
„Wie soll ich dich denn bitte ernst nehmen, wenn du mich auf einmal alle fünf Minuten boxt und es plötzlich gut findest, dass ich Linda eine Ohrfeige verpasst habe? Ist Gewalt in deiner Räucherstäbchenreligion überhaupt erlaubt? Ich dachte, da gilt so etwas wie Pazifismus und innerer Frieden.“
„Ich finde Gewalt ja auch nicht gut“, seufzt Ellie und setzt sich mit einer schwungvollen Bewegung auf, „aber ich bin der Ansicht, dass jeder das im Leben bekommt, was er verdient, auch wenn es erst viel später eintritt und man eigentlich gar nicht mehr damit rechnet. Aber bei dem Verhalten, was diese Linda bisher dir und auch mir gegenüber an den Tag gelegt hat, ist diese Ohrfeige mehr als angemessen gewesen.“
„Also ein klarer Fall von Karma, Frau Spiritualität?“, frage ich, woraufhin Ellie mit den Schultern zuckt.
„Vielleicht, aber das kann und möchte ich nicht beurteilen“, sagt sie und positioniert sich so, dass sie neben mir in einem Schneidersitz sitzt, „ich würde lieber wissen, wie dein restlicher Abend mit Romy gelaufen ist. Konntest du sie noch einholen?“
„Ja, zum Glück“, sage ich und nicke, „ich konnte ihr das mit Linda erklären und habe ihr in diesem Zuge auch gesagt, dass ich…na ja…dass ich sie liebe und habe sie gefragt, ob sie sich mit mir eine gemeinsame Zukunft vorstellen könnte.“
„Und?“ Ellies himmelblaue Augen werden größer. „Was hat sie gesagt, Moni? Jetzt spann mich doch nicht so ewig lang auf die Folter! Was hat sie gesagt?“
„Das würde ich ja gerne, wenn du mich mal zu Wort kommen lassen würdest“, erwidere ich lachend und räuspere mich anschließend, „wir…wir wollen es langsam angehen lassen. Und als ich sie nach Hause gefahren habe, hat sie mich zum Abschied geküsst, also werte ich das mal als ein positives Zeichen.“
Ellies freudiges Quietschen schrillt in meinen Ohren und ich muss erneut lachen, als sie in ihrer Schneidersitzposition beginnt, auf der Matratze auf und ab zu wippen.
„Das ist ja toll, Moni! Ach, ich freue mich so für dich! Darauf müssen wir unbedingt gleich mit dem Frühstückskaffee anstoßen!“
„Wenn du das sagst“, erwidere ich und setze mich mit einem Lächeln auf, bevor ich meine dunklen Haare gähnend aufschüttle, „aber erst brauche ich eine lange heiße Dusche zum Wachwerden.“
„Ach? Hat Romy sich etwa über Nacht in deiner Dusche versteckt?“, fragt Ellie und mustert mich mit einem vielsagenden Blick, bevor sie quietschend aufspringt und aus meinem Schlafzimmer flüchtet, während ich ihr sämtliche Kissen, die sich in meinem Bett befinden, nachwerfe.
„Wie war das nochmal mit dem Karma, Cousinchen?“, rufe ich ihr nach und höre nur, wie Ellie im Flur vor sich hinkichert, bevor ich meine Bettdecke zurückschlage und ebenfalls aufstehe.

Liebe Auf Abwegen (Mona & Romy - Band 1) (girlxgirl) Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt