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Die Kopfschmerzen, mit welchen ich am nächsten Tag aufwachte, waren noch schlimmer als die gestrigen, weshalb ich abermals meine Sinne mit Tabletten und Alkohol betäubte. Auch, wenn ich mich mit dem Alkohol zurückhielt, trank ich genug, um einen leicht angetrunkenen Zustand zu erreichen, in welchem ich ein Gefühlshoch erreichte und dabei dennoch die Kontrolle über mein Handeln behielt. Bei dem Versuch aufzustehen wurde mir plötzlich schwindelig, sodass ich zum Badezimmer rannte, allerdings schaffte ich es nicht mehr rechtzeitig und übergab mich mitten in meinem Flur. Bevor es mir abermals hochkam, wankte ich weiter, darauf bedacht nicht in mein Erbrochenes hineinzutreten, und beim zweiten Mal traf ich die Toilettenschüssel. Aufgrund des ständigen Würgens traten mir die Tränen in die Augen und mir blieb etwas die Luft weg, weshalb ich zusätzlich nun auch zu husten begann. Vielleicht, so kam es mir in den Sinn, hätte ich Medikamente und Alkohol nicht mischen sollen. Jetzt blieb mir jedoch nichts Anderes übrig als es auszuhalten und darauf zu hoffen, dass mein Körper sich schon bald beruhigte, um richtig in den Tag zu starten. Es vergingen ganze 20 Minuten bis ich mich von der Toilette losreißen und die Sauerei im Flur reinigen konnte.

Zuvor jedoch genehmigte ich mir eine Dusche, da ich mich ziemlich schmutzig fühlte, und danach befüllte ich einen Eimer mit heißem Wasser zu welchem ich noch etwas Putzmittel dazu gab. Ehe ich mit dem richtigen Wischen begann, beseitigte ich das Gröbste mit Hilfe von Küchentücher, woraufhin ich beschloss noch heute den Müll runterzubringen, somit es nicht die gesamte Wohnung durch seinen Gestank verpestete. Nach einer halben Stunde war der Flur sauber und während die Stelle trocknete, ging ich kurzer Hand in die Küche. Dort bereitete ich mir einen Kamillentee zur Beruhigung zu, welchen ich darauffolgend rüber in mein Schlafzimmer trug und stellte diesen - wie jedes Mal - auf meinem Schreibtisch ab. Mit diesem gebrochenen Finger musste ich vorsichtiger bei sämtlichen alltäglichen Aktivitäten sein, weil ich allein beim Anziehen mehrfach daran hängen geblieben war, was zu extremen Schmerzen führte. Da ich mich übergeben hatte, musste ich abermals weitere Tabletten nehmen und spülte sie diesmal nicht mit Alkohol, sondern mit Leitungswasser runter, damit mir ein solches Dilemma erspart blieb. Schwindelig war mir zwar nach wie vor, jedoch tat der Tee sowie das reine Wasser meinem Körper gut, weshalb ich mich alsbald fit genug fühlte wie vorhin beschlossen den Müll rauszubringen. Das erledigte ich, noch ehe ich die Nachricht von Scoday, welche mich auf ein Neues, mit seiner neuen Aufgabe, anlächelte. Diese öffnete ich kaum zehn Minuten später, als ich mich zurück an meinen Platz setzte.

>>Hallo Lola, meine Liebe. Ich hoffe, dass dein Finger sowie dein Kopf nicht allzu sehr schmerzt und dass es dir gut geht. Ich habe lange darüber nachgedacht, welche Aufgabe ich dir heute geben könnte, nachdem du die letzten Beiden so wundervoll und zu meiner vollsten Zufriedenheit ausgeführt hast. Allerdings wird der Weg zur Erfüllung jener Aufgabe etwas beschwerlich, da sie an sich relativ einfach ist. Auch wenn ich weiß, dass du keine Rätsel magst, gebe ich dir heute doch nochmal eins, welches wirklich sehr einfach ist. Pass gut auf! Im Alter bekommt man(n) es oft und ungern. Viele Produkte, Medikament, Pülverchen und Rituale existieren zur Vorbeugung und Bekämpfung. Heut zu Tage ist es ein Trend, ein Statement, von jungen Frauen, was im Internet präsentiert wird. Ein Wort um dies zu beschreiben ist Fleischmütze. Viel Spaß bei der Ausführung, um sie zu erhalten, und zum Beweis möchte ich von dir lediglich ein kleines Bild mit deinem wunderschönen Lächeln. Scoday<<

Erneut musste ich einige Minuten darüber nachdenken, zum einen, weil ich den Begriff „Fleischmütze" noch nie zuvor in meinem gesamten Leben gehört oder irgendwo gelesen hatte, und zum anderen, da ich mit den vermeintlichen Tipps nicht viel anfangen konnte. Ebendeswegen nutzte ich abermals das Internet, um mir mit diesem kleinen Problem zu helfen, und schon wenige Augenblicke später fand ich die Lösung. Fleischmütze war einfach nur ein anderer Begriff für Glatze. Obgleich ich mich darüber freute, dass ich nun wusste, was meine heutige Aufgabe war, wollte ich sie eigentlich gar nicht ausführen. Meine langen dunklen Haare hatten für diese Länge Jahre zum Wachsen gebraucht, daher wollte ich sie weder kürzen, noch komplett abrasieren und der Gedanke daran, Scoday zu enttäuschen war unerträglich, sodass ich, wenn auch schweren Herzens, eine Schere, Rasierer, mehrere Zopfgummis sowie Rasierschaum zusammensammelte, bevor ich anschließend ins Badezimmer ging. Um es mir zu erleichtern schaute ich mir rein zur Informationsgewinnung Videos mit Tipps und Tricks an, wie man sich am schnellsten und effektivsten eine Glatze schnitt. Frustriert teilte ich meine Haare in zwölf gleich dick geflochtene Zöpfe auf, welche ich Stück für Stück unterhalb der Gummis abschnitt und zurückblieben circa ein bis zwei Zentimeter lange Rückstände. Auch diese schnitt ich mit Hilfe der Schere insoweit wie es ging ab und nahm, nachdem ich meinen Kopf in Rasierschaum eingedeckt hatte, letztendlich den Rasierer in die Hand. Das Waschbecken war bereits mit warmen Wasser befüllt, damit ich die Zwischenräume des benutzten Rasierers ausspülen konnte, um dann mit einer sauberen Klinge weiterzumachen.

Nach 30 Minuten war mein Kopf kahl und weich wie ein Baby Po, obwohl mir die Weichheit gefiel, fand ich mich mit Glatze um ein vielfaches unattraktiver und ganz wohl war mir bei der Sache ebenfalls nicht. Damit keine der feinen Härchen mich später juckten, stellte ich mich kurzer Hand nun schon zum zweiten Mal unter die Dusche, wonach ich mich abermals neu anzog. Ich versuchte auf dem Bild so gut wie nur irgendwie möglich auszusehen, aus diesem und einem anderen Grund, nämlich dem, dass die Wunde auf meinem Kopf durch meine Haare nicht mehr verdeckt werden konnte, schminkte ich mich dezent, und schickte das Ergebnis dann anschließend zu Scoday. Ich musste mich definitiv noch an jene „Frisur" gewöhnen und mir war durchaus bewusst, dass ich für die Anfangszeit bei jedem Rausgehen eine Mütze tragen würde. Noch im selben Augenblick, während die Nachricht verschickt wurde, suchte ich im Internet nach einer halbwegs hübschen schulterlangen Perücke, die ich direkt ohne langes Zögern bestellte. Auf Scodays Antwort musste ich auch nicht lange warten und diese verschaffte mir ein breites Lächeln. Er nannte mich bildschön und meinte, er könne seine Augen nicht von dem Bild nehmen, da ich ihn mit meinen traumhaften Augen verzaubert hatte. Die Kopfschmerzen kamen wenige Minuten später wieder zurück, weshalb ich mich dazu entschloss den Tag an dieser Stelle zu beenden und mich ins Bett zum Schlafen zu legen.

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