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Ich erwachte nach nun mehr als 15 Stunden aus einer wenig erholsamen Nacht, in welcher ich einen scheinbar so verstörenden Traum gehabt haben musste, dass ich mich nicht daran erinnern konnte, aber er mich trotzdem unterbewusst ziemlich negativ beeinflusste. Noch während des Wach Werdens überkam mich ein so beklemmendes Gefühl, dass mir sofort die Tränen in die Augen schossen und ich mich zusätzlich instinktiv gewaltsam mit meinen Händen in die Bettdecke krallte. „Atme, meine Liebe! Es ist alles gut!" Ganz so, als wäre Scoday Kilometer weit von meinem zitternden Körper entfernt, drang seine Stimme nur sehr leise, wie das Quieken einer Maus, zu mir durch. „Beruhige dich, Lola. Beruhige dich! Streck deinen Rücken durch, entspanne deine Muskulatur ein wenig; Atme ruhig ein und aus!" Mit aller Kraft versuchte ich seinen Tipps Folge zu leisten und die Kontrolle über mein Bewusstsein wiederzuerlangen, welche ich durch die Panikattacke um ein Haar fast vollständig verloren hätte. Es dauerte eine kurze Weile bis die ergriffenen Maßnahmen ihre Wirkung entfalteten und ich ließ Stück für Stück die Decke los, wobei mir nach einen schnellen Blick auf meine Hände auffiel, dass sie ganz rot angelaufen waren. „Danke!" Keuchte ich erleichtert, indessen ich mir die Tränen vom Gesicht wischte und versuchte aufzustehen, in jenen Moment klingelte es an meiner Haustür.

„Bitteschön. Du darfst die Tür öffnen, es ist der Postbote. Ich habe dir ein kleines Geschenk geschickt und ich hoffe, dass es dir gefällt!" Kam prompt die Antwort, folglich machte ich mich auf den Weg in Richtung Tür und überlegte voller Vorfreude, was er damit gemeint hatte. Langsam öffnete ich die Tür, vor welcher ich von dem - wie immer- genervt aussehenden Postboten mit zwei Paketen „begrüßt" wurde, die er mir wortlos in die Hände drückte. Bevor ich etwas sagen konnte, drehte er sich augenrollend auf den Fersen um und verschwand im Treppenhaus. Beide Pakete waren verhältnismäßig schwer, weshalb ich mich beeilte wieder in mein Schlafzimmer zurückzukehren und sie dort abstellen zu können. Bei der näheren Inspizierung des oberen Päckchens stach mir ins Auge, dass dieses mit Luftlöchern versehen und mit einer Warnung „Vorsicht! Nicht schütteln! Lebender Inhalt!" beschriftet war. Verwundert schnappte ich mir ein kleines Messer aus der Küche und öffnete zunächst das andere etwas größere Päckchen, in welchem sich Katzenspielzeug, ausreichend Futter für die nächste Woche sowie eine Katzentoilette befand. Danach tat ich das gleiche mit dem Ersten mit den Warnungen. Kaum hatte ich den Deckel abgenommen, schon sprang ein kleines weißes Fellknäul heraus und verschwand unter meinem Bett. Davon überrumpelt verfolgte ich mit meinen Augen dieses Geschehen ohne einzugreifen und überlegte zeitgleich, wie ich es aus dessen Versteck rauslocken konnte.

In der Utensilien-Kiste lag -zu meinen Glück- eine kleine Schachtel mit Leckerlis, die ich darauffolgenden Augenblick vor holte und verführerisch schüttelte, somit -hoffentlich - das klackende Geräusch meinen neuen Mitbewohner zu mir kommen ließ. Misstrauisch tastete das weiße Tierchen aus der sicheren Höhle heraus und schlich langsam auf mich zu, allerdings ohne die wachsamen strahlend blauen Augen von der Schachtel abzuwenden. „Na, wer bist du denn?" Flüsterte ich dem Kätzchen zu, während es die Leckerlis, die ich inzwischen auf den Boden gelegt hatte, aufaß. Ich konnte ein leises Schnurren vernehmen, als ich sehr sorgsam meine Finger nach dem weichen Fell ausstreckte „Du bist eine wahre Schönheit! Hast du denn auch einen Namen?" Mein Herz schlug bei diesem Anblick schneller, da ich schon immer den brennenden Wunsch nach einem Haustier gehabt hatte. „Ihr Name ist Schneeflocke. Gefällt sie dir?" Mischte Scoday bei, was mich sowie Schneeflocke erschreckte und so verschwand sie abermals unter dem Bett. „Du hast sie erschreckt! Klar, gefällt mir sehr. Dankeschön! Du hast mir eine sehr große Freude gemacht!" Wir lachten beide zeitgleich, jedoch wollte ich Schneeflocke nicht weiter verstören, weswegen ich, wie gerade zuvor, die Leckerlis zum Vertrauensaufbau verwendete, das erneut funktionierte. „Lola, bedenke, dass heute ein neuer Tag ist, das heißt, ich habe eine neue Aufgabe für dich."

Just zu jenem Zeitpunkt, teilten Scoday und ich den selben Gedanken und ich informierte ihn darüber, dass ich in ein paar Minuten die Nachricht lesen würde, aber zunächst präferierte ich die Katzentoilette an einen geeigneten Ort zu platzieren.

>>Hallo meine schöne Lola. Ich fühle mich nach wie vor sehr geschmeichelt von dem Traum, der Zeichnung und der Zeit, die wir miteinander verbringen. Ich habe dir, falls du die Nachricht zuvor liest, ein kleines Geschenk zu kommen lassen. Es ist ein kleines Kätzchen mit dem Namen Schneeflocke. Sie ist ein reinrassiges Birma-Kätzchen. Ich dachte, dass du an ihr vielleicht Gefallen finden wirst. Das nötige Zubehör schicke ich dir selbstverständlich mit, damit du dich die ersten 10 Tage nicht damit rumplagen musst alles zu besorgen. So, nun komm ich zum eigentlich Grund der Nachricht. Wie du weißt, rede ich sehr gerne mit dir und daher wird es dir für die kommenden 48 Stunden, ab heute 12 Uhr verboten sein zu schlafen, dazu gehört auch das ausruhen der Augen, wenn die Dauer mehr als zehn Minuten beträgt. Dafür darfst du ab heute um 24 Uhr wieder essen. Dein Scoday. <<

Mein Körper war bereits total am Ende und jetzt sollte ich auch noch für eine so lange Zeit mir selbst den Schlaf entziehen? Ich wusste nicht, ob ich es durchhalten konnte, zudem setzte mich die Tatsache unter Druck, dass ich bei einem Verstoß elektrisiert werden würde. Ein weiteres Mal stieg in mir die Angst hoch, denn schließlich konnte auch der kleinste Fehler fatal und äußerst schmerzhaft sein. 48 Stunden. Mit Energy Drinks oder mit Kaffee wäre das ein Klacks für mich, letztendlich hatte ich in der Vergangenheit öfters mehrere Nächte durchgemacht und nie hatte mich damals die Müdigkeit übermannt. Ich merkte, dass ich wie beim Aufwachen in Panik geriet und diesmal wusste ich genau, was ich tun musste, um das Ganze vorzubeugen „Wirst du die ganze Zeit bei mir sein, Scoday?" Fragte ich hoffnungsvoll und bereitete mich zeitgleich vor, die Stunden durchzuplanen, sodass ich in jeder Minute eine Ablenkung hatte. „Wenn du mich brauchst, werde ich da sein." Ich bedankte mich und fing an einen Zeitplan auf einem Blattpapier zu erstellen, wobei Schneeflocke die Gegend erkundigte. Das Katzenklo hatte ich innerhalb meines Flures aufgestellt, damit mich die Gerüche nicht störten und mir der Anblick erspart blieb, da ich einen empfindlichen Magen hatte. Es war gerade um die Mittagszeit, womit die Barfuß-Aufgabe beendet war und ich sofort wieder Socken über meine kalten Füße streifte, und folglich verblieben noch exakt 12 Stunden des Hungers. Die Liste war nach 20 Minuten vollendet:

12 - 15 Uhr Schneeflockes Vertrauen gewinnen, Wäsche aufhängen

15 - 18 Uhr Fern schauen, Duschen

18 - 20 Uhr Schrank ausräumen/ aussortieren

20 - 22 Uhr Zocken

22 - 24 Uhr Essen Vorbereiten

24 - 02 Uhr ESSEN!

02 - 04 Uhr Küche aufräumen

04 - 08 Uhr Fernsehen, Duschen

08 - 10 Uhr Aufgabe erledigen, Essen Vorbereiten

10 - 12 Uhr ESSEN!

12 - 15 Uhr Küche aufräumen

15 - 17 Uhr Zocken oder Zeichnen

17 - 20 Uhr Kuchen backen

20 - 24 Uhr Aufräumen, Essen vorbereiten

24 - 03 Uhr Essen, Duschen

03 - 06 Uhr Fernsehen

06 - 09 Uhr Aufgabe erledigen, Essen vorbereiten

09 - 12 Uhr Essen, Bett fertigmachen

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Ich hoffe dieses Kapitel hat dir gefallen. Mach dir einen schönen Tag, trink ausreichend Wasser und tu dir was Gutes, das hast du dir verdient!❤

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