{24}

128 11 0
                                    

Das Miauen von Iki sowie die raue kleine Zunge, wie sie über mein Gesicht, welches auf dem Schreibtisch lag, leckte, weckten mich nach mehreren Stunden nach dem Verlust meines Bewusstseins wieder auf. Als nächstes verspürte ich den strahlenden Schmerz ausgehend von den Stiften, die noch immer in meinem Bein steckten. Stöhnend probierte ich mich aufzurichten, wobei ich kläglich versagte, und somit sackte ich bereits nach wenigen Sekunden erneut auf dem Schreibtischstuhl zusammen. Iki indessen wachte über dieses Geschehen mit neugierigen Augen, jedoch sprang sie erschrocken nach unten und versteckte sich anschließend zwischen Wand und Kissen auf dem Bett, als ich Stift für Stift aus meinem Körper zog. Ein Schwall Blut nach dem anderen floss aus den Wunden an meinem Bein herunter und bildete dadurch unmittelbar vor mir eine Pfütze auf dem laminierten Boden, was in jenem Moment mein kleinstes Problem darstellte. Ich riss regelrecht meine Haut um die Einstichstelle hinfort, weshalb die Pein mit jedem Atemzug umso unerträglicher wurde. Als ich den finalen Stift aus meinem Bein zog, ließ ich einen ohrenbetäubenden Schmerzensschrei heraus, der mit Sicherheit im gesamten Haus zu hören war.

Tranceartig griff ich nach einem in der Nähe liegenden T-Shirt, welches ich unverzüglich anzog, und humpelte langsam in Richtung des Badezimmers, damit ich mich selbst verarzten konnte, bevor ich mich um die Nachricht von Scoday kümmerte. Dem Schock verschuldet, spürte ich beinahe keine Schmerzen mehr, obwohl ich mir einen Druckverband angelegt hatte. Im Grunde verspürte ich gar nichts. Keine Trauer. Keinen Ärger. Nichts. Mich umgab eine alles verschlingende Leere, die dafür sorgte, dass ich mich, wie ferngesteuert, durch meine Wohnung bewegte und starr nach unten schaute. Immer wieder ließ ich den Lappen hin und her über den Boden schleifen und so bahnte ich mir meinen Weg bis hin zum Badezimmer, in welchem ich das Blut-Schmutzwasser-Gemisch wegschüttete, den Lappen auswusch und ihn zu guter Letzt zum Trocken über die Badewannenwand legte. Ich war nicht mehr der Herr meines eigenen Körpers, was unter anderen Umständen beängstigend wäre, aber mir nun dabei half, dass die Stifte zu säubern, mich vollständig anzuziehen, Iki zu füttern sowie das Video als Beweis für den erledigten Auftrag an Scoday zu schicken und mich schlussendlich auf meine heutige Aufgabe zu konzentrieren, die es heftig in sich hatte.

>>Hallo Lola. Ich hoffe, dass du nun endlich aus deinen Fehlern gelernt hast und eine solche Aktion nicht noch einmal durchziehen wirst, denn bei einem weiteren Vergehen solcher Art, werde ich dafür sorgen, dass die Person noch mehr leidet und dass du davon ein tatsächlicher Augenzeuge wirst. Dabei wird es mir egal sein, ob du mich anbettelst und mir den Himmel auf Erde versprichst. Aber ich bin mir sicher du hast deine Lektion endlich gelernt. Nur um dein Wissen zu vertiefen, wirst du als deine heutige Aufgabe den Inhalt des Päckchens, welches dir noch zu geliefert wird, an Renate weitergeben. Dir ist es verboten, den Inhalt zu begutachten. Mach mich stolz, Lola! Scoday<<

Er folterte mich und mir wurde bewusst, dass ich keinen anderen Ausweg hatte, als nach seinen Regeln zu spielen, selbst wenn, ich an meine eigenen Grenzen stieß. „Verzeih mir, Scoday! Ich flehe dich an!" Die beste Möglichkeit, um die nächsten Tage halbwegs heile zu überstehen sowie Scoday zu beweisen, dass er mir vertrauen kann. Anstatt einer Antwort, vernahm ich ein Klingeln an meiner Haustür für die, wie es sich wenig später herausstellte, der Postbote verantwortlich war. Unter großen Schmerzen, humpelte ich zur Tür, welche ich ohne weitere Umschweife öffnete und das Päckchen annahm. „Danke!" Murmelte ich, ehe mir plötzlich schwindlig wurde und ich beinahe meine Balance verlor, wenn der Postbote mich nicht vorher aufgefangen hätte. Alles drehte sich viel zu schnell, weshalb ich das dringende Bedürfnis verspürte, mich übergeben zu müssen. „Übel..." Vergebens versuchte ich ihm mitzuteilen, dass ich zur Toilette muss, bevor es zu spät war und gleichzeitig den Würgereiz zu unterdrücken. „Ist dir schlecht? Musst du kotzen?" Mein Kopf fühlte sich so schwer an, während ich ihn zum Bejahen nach vorne und nach hinten bewegte, und schon wurde ich leicht in die Luft gehoben und anschließend ins Badezimmer getragen. Mein Hals brannte und ich hatte Angst zu ersticken, da ich das Würgen nicht unter Kontrolle zu bringen vermochte.

Sobald ich Stunden später in meinem Bett erwachte, saß der Postbote auf dem Schreibtischstuhl und begrüßte mich mit einem nahezu besorgten Gesichtsausdruck. „Ich war so frei und habe mich um dich Miststück gekümmert. Du hast echt keinen Plan wie du deine Wunden richtig versorgst. Der Druckverband war viel zu eng und hätte beinahe die gesamte Blutversorgung deines Beines abgeschnitten. Außerdem musst du besser auf deine anderen Verletzungen aufpassen und du solltest erstmal im Bett bleiben!" Die Verachtung, welche normalerweise in seiner Stimme herrschte, war nicht da, im Gegensatz, er klang fürsorglich und etwas beruhigt darüber, dass ich wach geworden war. „Deine Aufgabe ist erledigt, die Katze habe ich gefüttert und ich werde jetzt gehen, Lola! Bleib im Bett!" Ehe ich etwas entgegnet konnte, stand er auf und verließ das Zimmer „Warte!" Schrie ich hinterher, ohne jedoch eine Antwort von ihm zu erhalten, und als ich aufstehen wollte, meldete sich Scoday zu Wort. „An deiner Stelle würde ich dies nicht tun. Bleib liegen! Das ist ein Befehl. Bei Missachtung folgt eine Bestrafung." Ich verstand die Welt in jenem Moment nicht mehr, da ich mir sicher war, dass er ein kaltherziges Monster war, welches keine Rücksicht auf Verluste nahm und nun zeigte er abermals, dass er über Empathiefähigkeit verfügte.

Ich fragte ihn weshalb er auf einmal sich so verhielt und was der Postbote meinte, als er sagte, dass die Aufgabe erledigt war. „Unter normaler Umständen hättest du das Video selbst abgeben müssen, allerdings kann ich nicht riskieren, dass du erneut zusammenbrichst und eventuell sogar ins Krankenhaus eingeliefert wirst. Ich habe es abgesegnet, dass aufgrund dessen dir die Aufgabe abgenommen werden kann, dafür stehst du tief in seiner sowie meiner Schuld. Zieh deine Sachen aus, dann sind zumindest wir quitt. Was er als Gegenleistung erhalten will wird er dir persönlich sagen. Darüber habe ich keine Kontrolle, meine liebste Lola. Du musst wieder zu Kräften kommen, damit du deine morgige Aufgabe erfüllen kannst." Anschließend an dieses Statement und nachdem, wie verlangt, ich mich meiner Kleider entledigt hatte, verstummte er für den restlichen Abend. Mehrere Male versuchte ich vergebens mit ihm Kontakt aufzubauen, ganz so wie zu Beginn vor zwei Wochen, jedoch gab er mir keinerlei Chance, sodass ich die Nacht nackt, frierend sowie tränennah an die Decke starrend im Bett verbrachte. Mir wurde bewusst, dass dies erst der Anfang des Horrors war, welcher mir noch bevorstand, auch wenn ich die Hälfte bereits hinter mir hatte. Stunden vergingen und noch immer spürte ich keine Müdigkeit, erst als ich einen Schluck von der Wasserflasche genommen hatte, versank ich kurz später in einen traumlosen Schlaf.

_________________________________________

Ich hoffe dieses Kapitel hat dir gefallen. Mach dir einen schönen Tag, trink ausreichend Wasser tu dir was Gutes, das hast du dir verdient!❤

Todesspiel |Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt