Das Mitternachtsspiel

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Die nächsten Wochen sprach Ben nur noch ein paar mal über dieses Spiel. Ich hatte immer wieder die Hoffnung, dass er es schon vergessen hatte oder er es von Anfang an nicht ernst meinte. Doch die Hoffnung starb, als er mir einen Tag vor Halloween schrieb.

'Na alter? Schon aufgeregt wegen morgen?'

Wirklich jetzt?

'Nur wegen meinem nächtlichem Spaziergang... -.-'

'Ach was... Ein kurzer Sprint nachts durch die Nachbarschaft wird dir gut! ^^ '

'Ich hasse dich!...'

'Ich dich auch ;-) '

Wir klärten noch schnell ein paar Einzelheiten und ehe ich mich versah war der nächste Tag auch schon angebrochen. Ich war total aufgeregt und anders als sonst verging die Zeit VIEL zu schnell. Um fünf Uhr abends kam Ben. "Du weißt, um das Spiel spieln zu können, brauchst du eine Holztür. Die einzige Holztür in unserem Haus ist, jetzt halt dich fest, auf unserem Dachboden..." Er sagte das alles so locker, als wäre das alles witzig... Und das alles nur um herauszufinden wie Sam gestorben ist... "Ich war noch nie auf dem Dachboden von euch..."

"Das ist doch das spannenede daran. Ich habe dir alles was du brauchst vor die Tür gelegt. Du musst nur die Treppen so lange hochgehen bis du eine hölzerne Tür siehst. Da gehst du rein und ja... Dann siehst du alles was du brauchst."

Um halb 12 ging ich dann raus. Ich musste so leise wie möglich sein, um meine Eltern nicht zu wecken. Ich rannte durch die Straßen und versuchte Menschen aus dem Weg zu gehen. Ben hatte mir den Schlüssel für das Haus unter die Fußmatte gelegt. Ich öffnete die Tür und trat ein. Es war stockdunkel. Ich ging die Trepen hoch und blieb im 1. Stock stehen. Muss ich das wirklich machen? Ich könnte doch ganz einfach wieder nach Hause rennen... So viel Theater nur um herauszufinden wie Sam gestorben ist... Ich ging weiter hoch. Die Treppen knarrten und ich beschleunigte mein Tempo. Endlich war ich oben angekommen. Dort lag ein dunkler Gang vor mir. Langsam setzte ich meinen Weg fort und hoffte über nichts zu stolpern. Nach ein paar Schritten sah ich die einzige Holztür des Hauses. Ich ging auf sie zu, drückte die Klinke runter und befand mich kurz darauf in einem dunklen Raum voll mit Gerümpel und Spinnenweben... Wie versprochen fand ich dort alles was ich brauchte. Ben hatte sogar einen Zettel hinterlassen. Ich beleuchtete den Zettel mit meinem Handy und las: 'Vor dir liegt alles was du für's Spiel benötigen wirst. Stell dein Handy vorher auf stumm, denn die Geräusche gelten als störend, unhöflich und du weißt ja, dass du "IHN" damit provozieren wirst. Im ganzen Haus sind Uhren, damit du weißt wie lange du noch zu spielen hast. Halte bis 3.33 Uhr durch und renn danach so schnell es geht nach Hause. Pass auf dich auf! Bis später -Ben'

Wie süß er glaubt also wirklich an den Mitternachtsmann... So ein Idiot! 

Es war bereits 10 vor 12 und ich musste so langsam mit den Vorbereitungen beginnen.

Ich nahm mir den Zettel und einen Stifft, schrieb meinen vollständigen Namen drauf. Danach nahm ich mir die Nadel. Ich zögerte kurz, bevor ich mir in den Finger stoch und ein Tropfen meines Blutes auf den Zettel tropfen ließ. Was als nächstes?  Ach ja...

Ich legte den Zettel vor die Tür und wartete bis 0.00 Uhr. Ich hatte auf einmal panische Angst vor dem Spiel. Der Angeber in mir war auf einmal weg und das Weichei kam raus. Mit zittrigen Händen entzündete ich die Kerze und stellte sie auf den Zettel. Jetzt nur noch 22 mal gegen die Tür klopfen, die Tür öffnen die Kerze ausblasen, die Tür wieder schließen, die Kerze sofort wieder anzünden und dann beginnt das Spiel... Irgendetwas wichtiges noch? Genau, mein letztes Klopfen muss um 0.10 Uhr erfolgen.

Verzweifelt fuhr ich mir durch die Haare und began mein Klopfen zu zählen.
Eins
Warum mach ich das überhaupt
Zwei
Nur um herauszufinden wie Sam gestorben ist? Vielleicht interessiert es mich auch gar nicht
Drei
Jetzt sei kein Schisser!
Vier

Der furchtlose Angeber in mir kam zurück.
Fünf
Es gibt keine verdammten Geister!
Sechs
Nach dem Tod werden wir wenn überhaupt als Tiere wiedergeboren, nicht als Geister!
Sieben
Scheiße wo ist das Salz? Wenn ER näher kommt muss ich mich in einem Salzkreis schützen! Ach da...
Acht

Der Schisser war zurück.
Neun
Okay... ganz ruhig
Zehn
Anzeichen, dass ER näher kommt:
Elf
Es wird kälter, wenn er kommt.
Zwölf
Meine Kerze erlischt, wenn er kommt.
Dreizehn
Ich sehe vielleicht einen menschlichen, schwarzen Umriss, wenn er kommt.
Vierzehn
Irgendeine Strategie?
Fünfzehn
Wenn ich merke dass er kommt, bilde ich einen Salzkreis um mich.
Sechszehn
Mit dem Salzkreis hab ich nicht gewonnen und nicht verloren.
Siebzehn
Ich müsste bis 3.33 im Salzkreis bleiben, sonst hat er mich.
Achtzehn
Was passiert wenn er mich hat?
Neunzehn
Die einen sagen man durchlebt seine schlimmsten Ängste...
Zwanzig
Andere sagen man stirbt einen qualvollen Tod...
Einundzwanzig
Wie spät ist es?

Ich sah ein letztes mal auf mein Handy. Es war bereits 0.10.

Alles war bereit. Es stellte sich nur noch eine Frage: Bin ICH bereit?

Zweiundzwanzig...

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