14.

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Wir gingen in den Wald. Es war kaum noch Licht am Himmel zu sehen und vorallem zwischen den ganzen Bäumen drang fast gar nichts davon nach unten.
Das Mädchen schien glücklich zu sein, sie dachte ja auch, dass sie jeden Moment ihre Mutter sehen würde...
In ein paar Minuten wird der ganze Scheiß ein Ende haben... In ein paar Minuten kann ich wieder ein ganz normales Leben führen...

"Wo ist sie denn?" Ihre niedliche Stimme riss mich aus meinen Gedanken.

"Sie muss hier irgendwo sein... Komm weiter, kleine..."

Unbewusst drückte ich ihre Hand noch fester ich weiß nicht ob aus Angst, dass sie abhauen würde, oder aus Angst sie wirklich umzubringen... Sie verzog ihr Gesicht, doch sie versuchte sich den Schmerz nicht anmerken zu lassen. Ich steckte meine rechte Hand in die Jackentasche. Ich zitterte wie verrückt und das bemerkte auch das mir unbekannte Mädchen.

"Ist dir kalt?"

"Ich... Nein ich... Wie heißt du eigentlich?"

"Sofia..."

"Schöner Name... Ich bin Chris..." meine Stimme zitterte auch, doch ich versuchte es mir zu unterdrücken.

Ich griff nach dem Messer und sah mich genau um.
Niemand hier...
Ich lief langsamer und überlegte, wie ich es am besten hinter mich bringe.
Ein schneller Tod... Entweder sie schnell, oder ich langsam... Das ist doch... fair...
Ich lächelte.
Wer will in so einer Generation schon aufwachsen? Was würde denn aus ihr werden, mit Eltern, die ihre Kinder abends aus den Augen lassen, oder Freunden, die einem warscheinlich schon mit 11 ne Kippe andrehen?
Mein Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen.
Ich würde ihr doch einen Gefallen tun!
Und dann kicherte ich.
Sie wird mir noch dankbar sein!
Ich lachte und das Mädchen fing an Angst zu bekommen. Sie versuchte sich meinem Griff zu entziehen doch ich hielt sie zu fest. Sie schien bemerkt zu haben, dass etwas nicht stimmte.
Jetzt oder nie.
Ich zog das Messer raus und rammte es in ihren Brustkorb. Ein gedämpfter, schmerzvoller Schrei entwich ihrer Kehle, ehe sie auf den Boden zusammensackte. Ich lachte wieder, doch sie atmete noch. Ich hockte mich zu ihr hin.

"Dich jetzt noch lebendig lassen würde keinen Sinn machen süße... Schlaf gut..."

Ich griff nach dem Messer, welches immer noch in ihrer Brust steckte und zog es ihr bis zum Bauchnabel runter. Ihre Augen rollten langsam, aber sicher hoch. Ich zog das Messer raus und rammte es noch einmal in ihre Brust und dieses Mal hörte sie für immer auf zu atmen. Ihr blut klebte nicht nur sprichwörtlich gesehen an meinen Händen.
Ich hörte gar nicht auf zu lachen und merkte gar nicht, wie mir eine Träne die Wange runter lief. Ich setzte mich auf den weichen Waldboden und fing an zu graben. Meine Hände wurden eiskalt vom Graben, doch ich hörte nicht auf. Nach einer guten halben Stunde war das Loch schon ziemlich groß.
Ich griff nach ihrem schlaffen Körper und legte sie vorsichtig rein. Ich schloss ihre Augen und schob langsam Erde über ihre Leiche. Als über ihr schon eine ca. 10 cm dicke Erdschicht lag, legte ich meine Hand auf ihr 'Grab' und sagte diesen Satz. Er lautete übersetzt ungefähr:

Die Seele, nicht die meine,
Übergeb' ich nun zu dir
Nimm' sie an, als die deine,
Lasse mich in Frieden hier.

Ich wiederholte es ein paar mal und und stand auf. Ich lachte nicht mehr und ein beklemmendes Gefühl machte sich in mir breit. Ich pflückte ein paar Blumen und legte sie an ihr 'Grab'. Ich stand noch eine Weile dort, unfähig etwas zu sagen, zu machen, oder.... etwas zu fühlen...
"Es tut mir furchtbar leid..."
Nach ein paar Minuten ging ich dann doch ein paar Schritte weg von ihr und spürte plötzlich eisige Kälte um mich herum.
Ein Blick auf mein Handy sagte mir, dass es erst acht Uhr war und ich um die zehn Nachrichten und Anrufe von Ben hatte.

'Bin da und wo bist du?'

'Hallo?'

'Ey Chris bist du abgehauen?'

'Was ist los mit dir? Wolltest du dich nicht mit mir treffen?'

'Wenn das ein Streich oder so ist, dann find ich's gar nicht lustig! -.- '

'Ich geh gleich! >:( '

'So... bin weg... -.-'

Sorry Ben... Ich musste den Fluch loswerden...

Ich ging langsam nach Hause. Ich blickte fast nur auf den Boden, da ich Angst hatte irgendetwas merkwürdiges zu bemerken...

Es ist endlich vorbei... Ich bin den Fluch endlich los...


Am nächsten Tag in der Schule ging ich mal wieder zu Ben, um mich zu entschuldigen.

"Hey Ben, die Sache von gestern tut mir wirklich leid... Mir wurde schlecht und ich bin so schnell es ging nach Hause."

"Das hättest du mir schreiben können..."

"Ja... Sorry aber ich hab mich gestern direkt hingelegt und bin eingepennt. Hab die Nachrichten erst heute früh gesehen..."

"Schon gut... Naja... Aber ich muss noch mit dir reden..."

"Was ist denn los?"

"Wegen dieser Opfergabe... mach das nicht!"

"Wieso? Wenn ich dadurch wieder normal leben kann?"

"Es funktioniert nicht! Die Menschen früher haben das doch auch gemacht und es hat nichts gebracht... Es gibt Sachen, an die du glauben kannst und vielleicht auch sollst, aber an Opfergaben... Verlass dich nicht darauf, dass das klappt! Im Endeffekt hast du einen Menschen getötet... Ohne jeglichen Grund..."

Das ist doch quatsch! Natürlich funktioniert es! Ich bin jetzt endlich Frei von den Biestern, es hat verdammt nochmal funktioniert!
Ich beschloss Ben nichts zu erzählen.

"Keine Sorge... Ich hatte sowieso nicht wirklich vorgehabt, einen Menschen zu töten... Ich bin nicht kriminell, das weißt du auch!"

"Gut! Dann muss ich mir ja keine Sorgen machen... Ich hätte gleich wissen müssen, dass du sowas nie tun würdest. Du bist keiner dieser kranken Mörder, welche auch noch denken ihre Seele dadurch zu reinigen... Sowas ist echt krank nicht?"

"Äh... ja... Du kannst beruhigt sein! Mein Vorbild ist nicht wirklich Jeff The Killer..."

Aber mein Vorbild führt ein normales Leben, ohne Geister und Flüche... und Dämonen...

Ich fühlte mich plötzlich richtig schlecht.

Was wenn es wirklich nicht funktioniert hat und ich mir den Frieden nur einbilde?... Was wenn es nur eine ruhige Phase war und mich demnächst wieder etwas schreckliches erwartet?... Was ist wenn... ich umsonst jemanden getötet habe?...

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Das MitternachtsspielWo Geschichten leben. Entdecke jetzt