Sie wollten hören, warum ich hier sitze.
Ich habe ihnen alles erzählt und jetzt schweigen sie...
Naja...
Alles habe ich natürlich nicht erzählt.
Es wäre einfach viel zu... offensichtlich... Egal wie hohl oder psychisch kaputt diese Leute sind, einige könnten sich ihren Teil schon denken.Meine Gedanken schweifen zu dieser Frau. Damals, als ich sie abends auf der Straße traf und sie sich als tod entpuppte...
Sie nannte mich nicht nur einen Feigling.
Sie sagte irgendetwas von 'mach weiter'...
Und als ich von der toten Sofia träumte, rief diese Stimme ebenfalls etwas in der Art.
'Du bist dran.'
Es wiederholte sich des Öfteren.
Auch Lori sagte es und ich hörte es ständig, wenn ich allein war.
Bens letzte Worte... Sie waren nicht:
'Ich denke, dass du dieses Spiel wieder spielen solltest.'
Nein. Es war ganz anders. Ich hatte ihn damals noch einmal gesehen, bevor ich geschlafwandelt bin.Es war glaube ich ein Sonntag. Es war noch recht früh, also beschloss ich nach draußen zu gehen. Ich ging in den Park und genoss die Stille um mich herum. Doch wenige Augenblicke später war Ben da. Er setzte sich zu mir auf die Bank und schwieg kurz. Dann seufzte er und fing an zu reden.
"Hör zu, ich weiß diese ganze Situation ist schwer für dich... Aber du solltest wirklich versuchen auf meine Vorschläge einzugehen."
"Der Besuch bei dieser alten Lady hat mir doch auch nichts gebracht. Was sollen deine restlichen Ideen denn noch bringen?"
"Glaub mir, ich bin mir bei dieser ganzen Sache sicherer, als du denkst!"
"Ach was... Wieso auf einmal?"
Er lächelte darauf hin nur mysteriös und legte den Kopf in den Nacken.
"Auf dieser großen Welt voller schöner und absurder Momente, Chris, bin ich derjenige, auf den du dich verlassen kannst. Zwischen all den Lügnern und Betrügern bin ich derjenige, der dir die Warheit sagt, egal ob sie dir eine Freude bereitet oder dich zum heulen bringt. Das müsstest du doch wissen!"
Ich hatte keine Ahnung wieso, aber seine Rede hörte sich einstudiert an und sein Lächeln sah gespielt aus.
Ich brachte ebenfalls nur ein falsches Lächeln heraus und wand meinen Blick ab. Es hatte sich noch nie so falsch angefühlt mit ihm zu reden.
Ich konnte ihm nicht einmal richtig in die Augen sehen."Aber Chris... Es ist an der Zeit sich zu ändern. Du solltest neutral werden. Im Moment bist du einfach nur der Spieler, der nicht gewinnen kann. Eigentlich ist es dem verlierenden bestimmt zum 'Würfel' zu werden. Im übertragenem Sinne, verstehst du? Ein anderer sollte dich als Spieler ablösen und du hilfst ihm nur ein bisschen, gibst ihm die nötigen Gründe und den Anschwung. Aber du hast die die Regeln gebrochen und geschummelt... Deshalb ist es für dich nicht so einfach der Würfel zu werden... Hör einfach auf mich und du kannst es nachholen. Also spiel!"
"Ben, ich habe gerade kein einziges Wort verstanden. Entweder du hast dich durch Zitate gegooglet oder du hast zu viel Monopoly gespielt."
"Eines Tages wirst du es verstehen. Unabhängig davon, ob du am Leben bleibst oder stirbst..."
Er erhob sich und ging davon.
Ich hatte damals wirklich keinen blassen Schimmer, wo von er gesprochen hatte, aber jetzt verstehe ich alles. Kurz nach dem letzten Spiel, als ER mich wirklich in meinen Träumen besuchte, verstand ich alles. Ich soll das gleiche machen, was Ben vor mir gemacht hat. Das, was der Typ vor Ben auch schon gemacht hat. Und ob ihr mich nun für verrückt erklärt oder nicht, es gefällt mir! Ben und seine Vorgänger waren alle tod, als sie ihre Aufgabe erledigten. Aber zur Strafe, dass ich an den Regeln rum gespielt habe, muss ich leben und gleich mehrere davon überzeugen und manipulieren.
Deshalb sitze ich in dieser komischen Versammlung von gestörten Psychos. Es ist meine eigene Schuld.
Apropos Tod...
Die Leiche, die der Mitternachtsmann mit sich rum schleppt, wollte ich eigentlich erst gar nicht erwähnen. Es ist mir einfach raus gerutscht und deshalb musste ich weiter sprechen. Aber das wichtigste konnte ich noch verschweigen.
Die Leiche, die zu sehen war kannte ich. Es war Ben. Wie gesagt war er bei seiner Aufgabe tod. Ich dachte, ich hätte mich nur versehen, weil ich Ben ja noch die nächsten Tage über sah. Eigentlich hätte er sich nach dem Spiel zurück ziehen können, doch ich hab ihm einen Strich durch die Rechnung gemacht.Nach diesen ganzen Informationen stellt sich für euch die Frage:
Kann man das Spiel überhaupt gewinnen?Die Antwort ist mir bereits bekannt. Denkt mal an den Salzkreis, welchen man ja nur mit sehr viel Geduld perfektionieren kann.
Aber hat man so viel Zeit im Spiel?Aidan klatscht einmal kurz in die Hände, um die anderen aus ihrer Starre zu holen.
"Nun gut, wer will sich als nächstes vorstellen, beziehungsweise seine Geschichte erzählen?"
"Ist das wirklich passiert? Oh mein Gott, ich könnte gar nicht mehr schlafen, ich würde mich von der nächsten Klippe stürzen." meldet sich eine junge Frau mit aufgeritzten Armen.
"Der kleine will uns nur verscheißen. Das ist die Jugend von heute." sagt ein alter Mann, der an Wutausbrüchen leidet.
"Oder das ist seine Krankheit. Er bildet sich Sachen ein und glaubt fest daran..." meint ein Mädchen in meinem Alter, welches an ADHS leidet. Sie hatte meinen Vortrag öffters unterbrochen...
"Hey, wir sind hier ganz neutral, wenn er sagt, dass es so passiert ist, dann glauben wir ihm das auch!" unterbricht Aidan die hitzigen Kommentare der Psychos.
Ich lächle leicht und lasse meinen Blick durch die Menge gleiten. Alle weichen meinen Blicken aus und sehen schnell zu Aidan.
Ich bin mir sicher, Aidan hat schon viel gehört. Sehr viel sogar.
Aber von allen Geschichten ist meine sicher die eigenartigste. Die anderen haben sicher nur über ihren Seitensprüngen oder ihren Depressionen geredet. Da ist meine Geschichte doch sicher mal eine ganz nette Abwechslung.
Aber jetzt muss ich schnell Handeln, bevor der nächste spricht und meine Geschichte droht in Vergessenheit zu geraten."Ihr glaubt mir also nicht, oder? Du auch nicht, Aidan, stimmt's?
'Das ist doch nur Quatsch!'
'So etwas existiert nicht!'
'Die einzige unsichtbare Macht an die ich glaube ist mein W-LAN!'
Das waren damals auch meine Worte und Gedanken, doch jetzt seht mich an! Ich war nie traurig, wütend oder einsam, habe mich nie geritzt und jetzt seht euch meinen Arm an! Sucht im Internet nach den Todesanzeigen und sucht den damals 15-Jährigen Ben! Sucht auch nach Sofia, ihrer Leiche, die im Wald gefunden wurde. Dann könnt ihr euch fragen, ob ich die Warheit sage, oder ob ich einfach nur sorgfältig auf Details geachtet habe, um die perfekte Lüge zu kreieren. Aber am einfachsten ist es, wenn ihr das Spiel auf seine Richtigkeit testet. Los, spielt das Spiel und findet heraus, ob ich gestört bin, oder ob ich die Warheit sage. Denn egal, was ihr im Internet oder sonst wo findet, nur das Spiel kann euch die Warheit versichern...."________________________________________________
The End
(2. Teil im Prozess
Buch für Infos in der Bibliothek behalten)

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Das Mitternachtsspiel
HorrorAnzeichen, dass ER näher kommt: Elf Es wird kälter, wenn er kommt. Zwölf Meine Kerze erlischt, wenn er kommt. Dreizehn Ich sehe vielleicht einen menschlichen, schwarzen Umriss, wenn er kommt. Vierzehn Irgendeine Strategie? Fünfzehn Wenn ich merke, d...