Der Alkohol hatte tatsächlich nur wenige Stunden später seine Wirkung entfacht. Inzwischen tanzte ich unbesorgt auf der Tanzfläche neben verschwitzen, betrunkenen Teenagern, so wie ich einer war. Doch ich konnte mir nicht helfen, es fühlte sich so gut an zu tanzen, zu lachen, sich keine Sorgen zu machen. Und mit Clara und Kolja an meiner Seite wirkt alles perfekt. Fast so wie vor wenigen Wochen, wo uns die Welt gehört hat.
„Ich habe euch so vermisst, Leute!", lalle ich lachend und falle den beiden um den Hals.
„Wir dich doch auch!", sagen beide im Chor.
Ich liebte es hier zu sein.
Die Musik dröhnt in meine Ohren und verankert sich fest.
Ich sehe zu Kolja, der mich grinsend mustert.
„Das dir nicht alle Jungs um den Hals fallen, wundert mich!", sagt er und sieht sich um.
„Das gleiche wundert mich bei dir auch!", erwidere ich amüsiert.
Dann verfinstert sich seine Mimik für einen kurzen Moment. Er sieht in Richtung Tür und sein Lachen verschwindet.„Was ist los?", frage ich, als ich das Spektakel beobachte.
„Sieh jetzt nicht hin, aber da marschiert gerade Sander mit seiner Freundin und deinem Bruder rein."
Natürlich sehe ich hin. Schneller und unkontrollierter als mir lieb ist. Da ist er. Sander ist hier und er hat lässig seinen Arm um ihre Schulter gelegt. Panisch versuche ich zu atmen.
„Kolja, mir ist gerade nicht mehr nach tanzen, lass uns noch was trinken.", schlage ich vor und verlasse die Tanzfläche.
All die positiven Gefühle haben sich in Luft aufgelöst. Sie sind verschwunden und kurz vergesse ich, warum ich da bin.
„Jetzt lass dir nicht die Stimmung vermiesen.", sagt Clara ruhig und reicht mir einen Drink.
„Aber was macht Kai denn hier?", frage ich finster. „Will er mich jetzt beobachten? Hat Mom ihn beauftragt, den Babysitter zu spielen?"Kolja seufzt laut.
„Ist er nicht auch ein Freund von Sander?", fragt er schließlich, während er die beiden akribisch beobachtet.
„Nein.", antworte ich.
„Ich meine Ja. Nein, ich meine ich weiß es nicht. Vielleicht erklärt das, warum er sich so merkwürdig verhält." Der Braunhaarige zuckt mit den Schultern.
„Vielleicht will er nur feiern."
„Kai geht nicht feiern. Er geht so gut wie nie raus."
Kaum habe ich die Worte ausgesprochen, fällt Kai's Blick zu uns rüber. Er sieht erst mich, dann Kolja musternd an und lächelt dann leicht.„Er ist so ein Idiot.", murmelt Kolja kaum so laut, dass ich mir sicher sein konnte, es richtig verstanden zu haben.
„Kai?", frage ich schnell und betrachte Kolja kritisch.
Ertappt schüttelt er den Kopf.
„Nein. Sander. Wie er mit seiner Freundin hier auftaucht."
Ungläubig winke ich ab.„Mach dir nichts daraus. Kai mag selten meine Freunde.", bestätige ich und wage einen Blick Richtung Sander.
Wir bleiben noch eine Weile an der Bar sitzen, doch nach einer Zeit belastet mich die laute Techno Musik, auf die ich eigentlich gar nicht stehe. Oder war es doch Sander, der seine Freundin im Arm hält?
Ohne nachzudenken, kippe ich das nächste Glas Wodka. „Wow Ellie, mach mal halblang. Das ist schon... dein wievieltes Glas? Für Leute die das nicht gewohnt sind, kann das echt schlecht enden.", sagt Clara nun und kippt widersprüchlich auch die durchsichtige Flüssigkeit.
„Das sagt die Richtige!", erwidere ich lächelnd und wage es mich nicht, wieder zu Sander zu sehen.„Aber Clara hat recht, Süße. Nicht, dass wir dich nachhause tragen müssen.", Kolja zwinkert mir spielerisch zu.
Ich weiß, dass beide recht haben. Aber ich will das. Es lässt mich besser fühlen. Oder nicht?„Wenige Minuten noch, dann rutschen wir ins neue Jahr. Was erwartet ihr von den kommenden 365 Tagen?", fragt Clara und gibt dem Barkeeper Handzeichen.
„In erster Linie, dass die Wiederholung so gut wird wie der erste Teil.", lachend lässt er sich in den Hocker fallen.
Die Musik wird immer unerträglicher.
„Kolja!", Clara schlägt ihm lächelnd gegen den Arm. „Immer nur das Eine im Kopf.", murmelt sie anschließend. Nur einen Augenblick später, schiebt der eben genannte Barkeeper uns die drei weiteren Shotgläser entgegen.
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Hoped you'd stay
Teen Fiction„Alles was ich wollte war, dass du bleibst. Ellie, ich habe gehofft, du würdest bleiben." Ellie hat etwas getan, was viele nicht nachvollziehen können. Sie ist gegangen, als alle anderen sie gebraucht haben. Doch ihre Rückkehr verläuft anders als e...