14• die Wirtschaftspsychologin

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Mom klopft.
Dann wieder Stille.
Sie versucht es ein weiteres Mal und Annika hüpft aufgeregt auf ihrem Arm herum. Fast schon hätte sie den Türrahmen geküsst.

„Gut. Dann können wir ja wieder gehen.", sage ich und will mich gerade meiner Feigheit hingeben, da öffnet Riaan Schick gekleidet die Tür. Fast schon verwundert mustere ich ihn, denn in solcher Kleidung habe ich ihn mir gar nicht vorstellen können. Und sein dunkelbraunes Haar liegt perfekt.
Er wirkt bewundernswert.
Und das scheint ihm Mom hoch anzurechnen.

„Riaan! Wow, du siehst fantastisch aus! So erwachsen."
Ich bin mir sicher, wenn sie Annie nicht auf dem Arm hätte, würde sie ihm in die Wangen kneifen.
„Mit vierundzwanzig darf ich das erwarten, oder?", fragt er lächelnd und bittet uns elegant rein.
„Seit wann so vornehm?", betone ich, als ich mich an ihm vorbei schleiche.
„Ich muss artig sein, schließlich möchte ich nicht, dass der Weihnachtsmann mir nur Kohle unter den Baum legt."
Sympathisch.

Ich folge ihm in die Küche, weiter ins Esszimmer, das randvoll mit leckeren Köstlichkeiten vollgestopft ist. Ich sehe den Tisch vor lauter Essen nicht mehr.
Doch alles wirkt freundlich und gemütlich und die verschiedenen Lichterketten verleihen dem Anblick eine ganz besondere Nuance. Die Dekoration ist schlicht und dennoch in zarten Gold und Rottönen gehalten. Im Raum riecht es wunderbar nach Braten.

Für einen kurzen Moment bin ich wahrhaftig glücklich darüber, mitgekommen zu sein. Denn ich konnte sagen was ich wollte, aber Weihnachten bei den Moreau's war schon immer perfekt. Vor allem weil Mike dafür lebt.
„Ich bin so froh, dass ihr gekommen seid! Setzt euch bitte und Riaan tischt schon die Vorspeise auf!", sagt er und deutet auf seinen ältesten Sohn. Mike sieht ebenfalls elegant aus, er trägt ein sauber gebügeltes, weißes Hemd und eine weinrote Krawatte. Sein Haar ist ordentlich nach hinten gegelt und ich könnte schwören das Mom, ohne jeglichen Zweifel, den Mann ihr gegenüber durchaus attraktiv findet.

„Danke für die Einladung, Mike.", sagt sie höflich und fährt sich unauffällig auffällig durch die glatten Haare. Ihr Anblick lässt mich Schmunzeln.
„Immer wieder gerne, Marike."
Dann passiert etwas unerwartetes. Mike schafft es tatsächlich, meine Mom in seinen Bann zu ziehen. Denn für einen kurzen Moment scheinen sie in den Augen des jeweiligen verloren zu sein.

Ich sehe amüsiert zu Riaan, der die intensive Blicke bemerkt hat und lege den Kopf zur Seite. Er nickt, als würde er verstehen was ich zu sagen habe.
Doch nach einer Weile wird jedem von uns klar, dass das nicht den ganzen Abend so laufen kann und Espen bricht die Stille mit einem auffälligen Räuspern.
„So. Das Essen sieht wirklich lecker aus. Wer hat es denn gekocht?", er sieht zu Mike, der aus seiner Starre erwacht und süffisant grinst.
„Das war meine Wenigkeit natürlich. Als würde Riaan kochen."

„Entschuldigung! Ich kann kochen. Ich will nur nicht.", schützend hält er seine Hände in die Höhe und nimmt ebenfalls Platz. „Einen guten Appetit.", sagt er und beginnt zu essen.
Annika wippt aufgeregt auf ihrem Stuhl hin und her. Sie kann es kaum glauben, dass heute der Weihnachtsmann kommt und sie auf dem großen Erwachsenenstuhl sitzen darf. Zwei unglaubliche Ereignisse an einem Tag.

Mir hingegen geht etwas anderes durch den Kopf. Ich sehe erwartungsvoll zu Espen und deute vorsichtig auf einen leeren Stuhl. Er runzelt die Stirn und folgt meinem Blick. Normalerweise versteht er immer sofort was ich meine.
Ich wage erneut einen Versuch und wiederhole meine Geste. Erfolgreich wie es scheint, denn mein Bruder formt seine Lippen zu einem stillen „O".

„Was ist mit Sander? Feiert er Weihnachten bei seinen Freunden?", beginnt er und mir rutscht das Herz in die Hose, als ich Mike's enttäuschter Gesichtsausdruck bemerke.
„Ich wünschte, ich könnte deine Frage bejahen. Aber er gab mir keine Auskunft darüber, wo er als nächstes sein würde."
Espen nickt und scheint mit dieser Antwort zufrieden zu sein. Aber mir reicht das einfach nicht.

Hoped you'd stayWo Geschichten leben. Entdecke jetzt