Heute denke ich das erste Mal seit langem wieder an die Zeit in meinem Leben, in der ich wirklich und bedingungslos glücklich war.
Etwas das mir heute schwer fällt.
Und ich erinnere mich an keinen glücklichen Moment, indem nicht Sander involviert war. Mehr hatte- und brauchte ich nicht.
Denn ich war nie der Mensch, der viele Freunde hat. Unbeliebt ist das Wort, das mich auch heute noch sehr gut beschreibt. Aber wer braucht schon ein Dutzend, wenn man einen besten Freund hat, mit dem man alles teilen kann.
Früher habe ich die Tage gezählt, an denen ich nicht geweint hatte und mein Ergebnis stolz den anderen präsentiert.
Das ging über mehrere Jahre.Noch vor wenigen Wochen verging kaum ein Tag, an dem ich nicht weinte.
Als ich noch zur Schule ging hat man mir immer gesagt, ich solle es genießen weil das die schönste Zeit in meinem Leben sein wird.
Verstanden habe ich es nie, weil ich mir nicht vorstellen konnte, dass diese schrecklich Zeit tatsächlich die Schönste sein soll.
Ich fragte mich wie ich es schaffen sollte, wenn ich jetzt schon mit meinem Leben überfordert war.
Aber die Wahrheit ist; wir haben keine andere Wahl.
Die Entscheidungen die ich jeden Tag treffe, treffe ich nicht für mich, sondern für meine Zukunft.
Eine Zukunft von der ich nicht weiß, ob ich sie überhaupt habe.
Bis vor kurzem dachte ich, ich würde keine zwanzig werden. Doch ich bin auf Menschen gestoßen die mir gezeigt haben, wie unfassbar facettenreich das Leben doch ist und wie wenig wir davon wissen. Und dieser Gedanke tröstet mich auch heute noch.
Vor allem in diesem Moment.
An schlechten Tagen erstellte ich mir eine To-do Liste mit Dingen die ich niemals erleben würde, nur weil ich den Ehrgeiz hatte, es doch irgendwann zu schaffen.
Und irgendwie hielt mich das am Leben.
Vielleicht hatte ich einfach versucht, dadurch etwas zu ersetzen.
Ein leeres Gefühl.
Die stumpfen Schreie in meinem Kopf.
Der Überlebensinstinkt.Was soll ich sagen, es ist mir gelungen.
Ich sitze hier auf meiner Fensterbank und beobachte meine Nachbarn, wie sie gerade versuchen ihren großen Tannenbaum im Garten mit Lichterketten zu schmücken. Es ist amüsant mit anzusehen.Weihnachten steht vor der Tür.
Schon lange fühlt sich es nicht mehr wie das Weihnachten an, das ich als Kind kennengelernt habe.
Weil ich nicht mehr an den Weihnachtsmann glaube.
Weil ich die Wunder nicht mehr sehe.
Oder weil ich mir Dinge wünsche, die mit Geld nicht zu kaufen sind.Es ist unglaublich anstrengend immer mit solchen Gedanken aufzuwachen und diese zu bekämpfen, wenn man schlafen möchte.
Heute ist so ein schlechter Tag, von dem ich gesprochen habe.
•••
„Ellie! Aufstehen! Ich habe gute Neuigkeiten.", ruft Mom und klingt dabei ausgelassen fröhlich. Ich hingegen würde mir am Liebsten die Decke über den Kopf ziehen und die Außenwelt ignorieren.
Doch das wird mir nicht gegönnt.
Stattdessen stürmt sie in mein Zimmer.
„Na los, heute ist dein erster Arbeitstag!"
Ich brumme verschlafen.„Ellie!"
Erst jetzt realisiere ich, was meine Mom da eben gerade angesprochen hat und stelle mir sofort tausende Fragen. Aber am Wichtigsten ist: „Was für ein Arbeitstag?"Dann zieht sie die Decke runter.
Wie ich mein Hotelbett vermisse.„Ich habe dir eine Arbeit besorgt!", verkündet sie stolz. „Und du kannst heute schon anfangen."
„Wie? Wann? Wo?"
„Erinnerst du dich an Erik?"
„Erik?", fragend öffne ich meine Augen. In meinem Zimmer ist es noch dunkel.„Erik William. Der von..."
„O nein, der Erik?"
Mom grinst.„Er hat doch das Café zwei Straßen weiter. Vor Weihnachten brauchen sie eine Aushilfe und da dachte ich, es ist die perfekte Gelegenheit für dich Geld zu verdienen. Du bist schließlich schon fast einundzwanzig!"
Ich beschließe, nicht länger darauf einzugehen und das zu tun, was sie sagt. Es wäre verschwendete Lebenszeit ihr zu erklären, dass es für mich fast unmöglich ist, verantwortungsvolle Pflichten zu übernehmen. Dennoch willige ich ein.
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Hoped you'd stay
Jugendliteratur„Alles was ich wollte war, dass du bleibst. Ellie, ich habe gehofft, du würdest bleiben." Ellie hat etwas getan, was viele nicht nachvollziehen können. Sie ist gegangen, als alle anderen sie gebraucht haben. Doch ihre Rückkehr verläuft anders als e...