Hoped you'd stay

16• einfach mal zuhören

So richtig nach uns gesucht hat jedoch keiner. Annie, Espen, Kai und Riaan sitzen noch am Esstisch und kratzen die letzten Essensreste von ihren Tellern. Anders als erwartet reden und lachen sie miteinander, als wir den Raum betreten.

Mike und meine Mom scheinen stattdessen ein sehr ernstes Gespräch zu führen, denn sie sitzen beide in der Küche und nippen abwechselnd an ihrem Wein.

„Ellie! Wir haben euch noch etwas von dem Nachtisch aufgehoben! Wie sagt man auf Fancy? Es ist strawberry cheesecake.", ruft uns Espen zu und deutet leicht hibbelig auf unsere leeren Plätze.
Gerade in dem Moment wollte ich auf meinen Bruder zu gehen, werde jedoch von Sander abgelenkt, der sich leise versucht Richtung Haustür zu schleichen. Nein, nicht schon wieder!
„Sander? Iss doch noch mit. Nur noch der Nachtisch. Ich bin mir sicher es schmeckt sehr gut.", sage ich beinahe flüsternd.
Und ich bin mir sicher, dass Mike sich mehr als freuen würde. Und Annie auch. Ja, vielleicht sogar ich. Leicht verunsichert beobachte ich ihn.

Er sieht zu mir, dann zu seinem Dad.
Dann seufzt er leise, „Okay." und wir gehen gemeinsam auf unsere Plätze.

„Sander! Freut mich, dass du zum Dessert bleibst. Es schmeckt sehr gut." Mike stellt ihm einen Teller vor die Nase, es sieht wirklich sehr köstlich aus.
„Danke.", murmelt er leise und sein Dad wirkt leicht überrascht. Dieses Wort hat er vermutlich lange nicht von seinem Sohn gehört.
„Schmeckt es wirklich?", er beugt sich leicht zu Annie, die sich immer noch die Gabel ordentlich voll macht. „Ja!", ruft sie glücklich und schafft es, dem kalten Jungen ihr gegenüber ein kleines Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Dieses echte Lächeln.
Dieses, in das ich mich regelmäßig verliebt habe.

Warte, verliebt?
Meine Gedanken sind wieder viel zu schnell.

„Sehr gut. Die Kritikerin hat gesprochen, Ellie."
Für einen kurzen Moment musste ich die Luft anhalten. Die Art wie er das gesagt hat. Wie er mich angesprochen, und meinen Namen gesagt hat.
Vorwurfsfrei und mit einem Lächeln auf den Lippen.

Er sieht mich erwartungsvoll an und erst als er realisiert wie unbedacht und locker er mit mir gesprochen hat, schaut er wieder auf sein Teller.
„Wenn Annie das sagt.", erwidere ich mit einem schmalen Grinsen und probiere Mike's Werk.
Und Annie hat natürlich nicht gelogen, es ist der leckerste Kuchen den ich jemals probieren durfte. Aber Mike kann eben backen.

Der restliche Weihnachtstag verbringen wir auf Mike's Couch, Weihnachtsmusik hörend und Plätzchen essend. Obwohl Sander letztendlich die Feier frühzeitig verlasse hatte, hat er mir an diesem Tag eins der größten Geschenke gemacht; er hat mir zugehört.