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Deutschland blinzelte mit seinen Augen um die Schatten hinter dem Taschenlampenschein besser wahrnehmen zu können, doch das momentan schwache Mondlicht und die sonst düstere Umgebung machten sein Vorhaben praktisch unmöglich.

Es gab nichts, was ihm derzeit weitere Hinweise auf die Identitäten dieser Unbekannten hätte geben können.

Und so sah er weiter stumm zu, wie sich die zwei Schatten langsam auf die Forschungsbasis zubewegten. Ihr Gang wirkte vorsichtig und aufmerksam. Ab und an schwenkte der letzte Schatten seine Taschenlampe flüchtig nach hinten, so dass das Licht für einen kurzen Moment wie ein Halbkreis aussah. Deutschland bezweifelte jedoch, dass in dieser hektischen Bewegung der rückwärtige Weg angemessen ausgeleuchtet wurde.

Es wirkte auf ihn eher wie ein instinktives Handeln, ohne auszureichende Überlegung. Dazu trat plötzlich ein lauer Wind auf und wirbelte die erste Schicht der Schneeflocken vom Boden hinauf in die Luft. Der Wind ließ die dünnen, knorrigen Äste der umher liegenden Bäumen wie gruselige, lange Finger auf und ab wippen. Ein Ächzen und Knirschen erklang aus den wenigen großen und hohlen Bäumen und verkündeten somit ihr Warnsignal eines bevorstehenden Einsturzes. Angesammelter Schnee auf den dichten Nadeln der großen Tannen rieselte raschelnd zu Boden. Durch die zunehmende naturgegebene Geräuschkulisse konnten sich die zwei Gestalten nahezu unhörbar der Basis nähern, aber sie würde auch dem Deutschen zunutze kommen.

Er nahm einen tiefen Atemzug der kalten, sibirischen Nacht ein.

Es schmerzte ihn in seinen Lungen, lenkte ihn jedoch von dem dumpfen Druck in seinem Unterleib ab.

Die Unbekannten würden ihn nicht entdecken, wenn er ihnen mit gewissem Abstand folgen würde. Auf dem offenen Feld kurz vor den Containern würde es schwieriger erweisen, falls sich jemand von ihnen wieder umdrehen würde, doch dies war in den letzten Momenten nicht mehr geschehen.

Deutschland hatte für sich bereits den Entschluss gefasst, zum Schlafcontainer zurückzukehren und Russland zu warnen. Er musste ihn über die Fremden in Kenntnis zu setzen. Wenn es wirklich Familienmitglieder oder andere Wilderer waren, die Schutz in der Nacht suchten, dann wäre es am Besten, wenn diese Ihresgleichen trafen.

Und nicht auf einen "Großstadtjungen", wie Russland es so oft zu sagen pflegte.

Gebannt starrte er weiterhin auf die Schatten, während er sich den Kragen seiner Jacke über Mund und Nase schob, um sich vor dem Wind zu schützen. Die Luftbewegung wurde zwar nicht stärker, biss jedoch in sein Gesicht als sei es mit eisigen, kleinen Vampirzähnchen bestückt.

Deutschland ballte seine Hände zu Fäusten und spürte, wie ihn eine Welle von Adrenalin durchfegte. Schließlich stieß er sich von der Rinde ab und bewegte sich langsam, in geduckter Haltung ebenfalls auf die Basis zu.

Das Knirschen unter seinen Schuhsohlen wurde komplett vom Wind verschluckt. Eine Hand hielt er vor sein Gesicht, um nicht weiter den aufgewirbelten Schnee in die Augen zu bekommen und dennoch musste er umständlich hinter diesem hervorlugen, um die Fremden nicht aus den Augen zu lassen.

Vorsichtig und mit gebürtigen Abstand schlich er ihnen hinterher.

Die Gestalten hätten überhaupt keinen Grund, in seine Richtung zu blicken.

Er schlich geräuschlos über den Schnee hinweg.

Mit Erleichterung stellte Deutschland fest, dass die zwei Schatten den Forschungsbereich ansteuerten und nicht den Container, in dem Russland noch schlief.

Ohne es selbst zu bemerken, seufzte er erleichtert auf.

Das würde ihm mehr Zeit verschaffen Russland über die heikle Lage aufzuklären.

Countryhumans | RaureifWo Geschichten leben. Entdecke jetzt