Countryhumans | Raureif

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Kaum hatte Deutschland seine Frage ausgesprochen, kroch eine ungute Vorahnung in ihm hoch. Er hörte, wie Russland neben ihm verächtlich ausatmete und ihn anschließend mit fassungslosen Gesichtsausdruck ansah. Der Russe schüttelte kaum merkbar mit seinem Kopf und erhob sich wenige Sekunden später ruckartig von der Couch.

"Das... kann nicht dein Ernst sein!!!" schrie er Deutschland beinahe an, während er zusätzlich wild mit seinen Armen gestikulierte.

"Ich habe bereits so viel für dich gemacht und du... ?" 

Vor Wut stampfte Russland mit seinem Bein auf. "Du verlangst mehr und mehr! Nie ist etwas ausreichend für dich! Immer wieder stellst du neue Anforderungen!!"

"D-das ist doch... g-gar nicht wahr..." stammelte Deutschland leise vor sich her und zugleich hatte er Sorge, dass er mit seiner minimalen, verbalen Gegenwehr den Russen nur weiter provozierte. Doch Deutschland ahnte bereits, dass seine milde Aussprache in Russlands Ohren nicht besonders wehrhaft klang. Hätte jemand hingegen Russland zu Unrecht einer Tat beschuldigt, so würde dieser seinen Unmut überlaut Kund tun. Da war sich Deutschland sicher.

Als wäre die Lautstärke für diese Menschen hier ein Indikator für Unschuld.

Aber er war einfach nicht der Typ für lautstarke Auseinandersetzungen. Dieses aufbrausende Verhalten war ihm fremd, so wie einem Fisch der Landgang. In Diskussionsgruppen war Deutschland stets ruhig, beinahe introvertiert, so dass andere ihn meist gar nicht wahrnahmen.

Dass er vor wenigen Stunden derart wütend reagiert und gegen Russlands Brust geschlagen hatte, war äußerst ungewöhnlich und hatte ihn selbst erschrocken. Im Nachhinein war ihm sein Verhalten mehr als peinlich.

Die Rauheit Russlands schien sich in dieser Situation auf ihn abgefärbt zu haben.

"Doch, Deutschland! Natürlich ist das wahr!" fuhr Russland fort, deutete dabei mit seinem Zeigefinger auf ihn und holte den Deutschen wieder aus seinen Gedanken in das Hier und Jetzt. "Du behandelst mich die ganze Zeit wie deinen Untertan, obwohl DU hier der Fremde bist!"

Die kurze Pause, die Russland dazu nutze ihn beharrlich anzustarren, war Deutschland äußerst unangenehm. Er hatte wieder das Gefühl, von einem unberechenbaren Tier angestarrt zu werden und ein widerwärtiger Schauer rauschte sein Rückenmark hinab. Russlands Zeigefinger zitterte in der Luft, welches für Deutschland ein Indikator dafür war, das die Wut unter Russlands Oberfläche nur brodelte. Wie lange würde es dieses Mal brauchen, bis sein Groll die Überhaupt nahm und ihn zu Spontanreaktionen führte? 

"Ich habe die ganze Zeit gedacht, dass du anders bist! Anders, als diese Menschen aus der Großstadt, die uns mit Verachtung ansehen und uns für verblödete Hinterwäldler halten! Nur wenn sie was von uns wollen, sind sie plötzlich scheiße freundlich zu einem... So wie DU!"

Noch bevor sich Russlands Wut in eine vernichtende Rage umwandelte, war er jedoch überraschenderweise selbst dazu in der Lage seinen Gemütszustand wieder nach unten zu regulieren. 

Er spannte seine Hände zu verkrampften Fäusten, öffnete und schloss sie wieder, während er dabei wie ein Stier, laut schnaubend die Luft aus seiner Nase stieß. Jede Faustschließung wurde von ihm letztendlich schwächer durchgeführt als die vorherige. Und je mehr er sich auf die niedriger werdende Spannung in seinen Muskeln konzentrierte, desto mehr ebbte auch die angestaute Wut in ihm ab. Russland knirschte schließlich mit seinen Zähnen und nahm wieder neben Deutschland Platz.

"Tsk... Du scheinst genau so zu sein. Du bist nur freundlich, weil du auf mich angewiesen bist und doch verlangst du Dinge von mir, die mich selbst in Probleme bringen!! Und dieser Punkt ist dir vollkommen egal! Du verschwendest keinen einzigen Gedanken an mich und welche Konsequenzen ich durch deine Forderungen bekommen könnte!"