What has to go, must go.

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Während die Sonne unbarmherzig auf uns niederbrannte, ließ ich meinen Blick langsam über die Bahn kreisen. Ich wartete darauf, dass mein Herz schwer wurde, meine Lunge anfing zu kollabieren und ich wieder in einen Trancezustand fiel. Ich achtete auf jedes Anzeichen, was vielleicht eine neue Panikattacke andeutete, doch es kam nichts. Ich konnte ohne Probleme neben Julian auf der Fahrbahn laufen und erzählte ihm sogar ein paar Anekdoten, die während meiner aktiven Zeit passiert waren. Ich war erstaunt darüber, dass es mir so leicht über die Lippen ging und an denen hing auch Julian, als wir zusammen ab und zu über die lustigen Geschichten lachten, die hier passiert waren. Zum Beispiel, dass Rosa sich mal in einem Auto ihres Vaters versteckte und sie unfreiwillig bei einem Rennstart dabei war. Gott sei Dank hatte der Fahrer das kleine Mädchen noch rechtzeitig bemerkt oder wie Maximilian mal nackt über die Strecke laufen musste, weil er gegen mich eine Wette verlor. Julian klebte mir förmlich an den Lippen und ich bemerkte gar nicht, wie wir schlussendlich an dem Sandhügel vorbeiliefen, der mein Trauma verursachte. Abrupt blieb ich stehen und starrte den Hügel an, der mich erdrückte. Ich hatte das Gefühl, dass er vor mir immer weiter in die Höhe wuchs und die Sonne verschluckte, die noch so viel Wärme spendete. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, als sich wieder Bilder aus meinem Hinterkopf in mein Bewusstsein schoben. Ich kniff kurz die Augen zusammen und wünschte mich an einen anderen Ort. Scheiß Idee, dachte ich mir, als ich langsam versuchte meine Atmung zu kontrollieren, als ich eine Berührung an meiner Wange spürte, die sich leicht und angenehm anfühlte, als jemand drüber streichelte. Ich öffnete meine Augen wieder und erkannte zwei blaue Augen, die auf meine trafen. Mein Herz stolperte immer noch, aber sicherlich nicht mehr wegen des Sandhügels, der auf einmal viel kleiner war als vor ein paar Minuten noch. Ich konzentrierte mich nur auf die Augen meines Gegenübers und auf die Berührung an meiner Wange.

„Dir passiert nichts. Ich bin bei dir.", murmelte Julian vor mir, der immer noch behutsam mit seinem Daumen über meine Wange strich. Ich fixierte seine Augen, als ich versuchte meine Atmung in den Griff zu bekommen. Mein Herz hämmerte dennoch gegen meine Rippen, sodass ich das Gefühl hatte, es würde mir gleich aus der Brust springen.

„Lass mich nicht allein.", flüsterte ich und griff nach seiner Hand, die an meiner Wange ruhte. Ich konnte nur noch sehen, wie er leicht den Kopf schüttelte, als er mich in eine Umarmung zog und mich fest an sich drückte. Ich spürte, wie er sein Kinn auf meinen braunen Haaren bettete und mir behutsam über den Rücken strich. Ich genoss die Nähe zu ihm. Ich genoss den Moment, wo ich nicht mehr an meine Ängste dachte. Meine geschlossenen Augen waren auf einmal wieder auf, als ich begriff, was hier eigentlich vor sich ging. Meine Panikattacke war wie verflogen, als ich spürte, dass Julian da war. Er half mir direkt, mich aus meinem Tunnel zu holen, was bisher niemand schaffte. Er war einfach da und er tat mir so gut. Es war dieser Moment, an dem ich mir und meinem Herz schmerzlich eingestand, dass eigentlich nicht Julian hier hätte stehen sollen, sondern jemand anders. Jemand, der mein Freund war und mich unterstützen sollte. Jemand dem ich zu 100 % vertraute und das war in diesem Falle nicht Felix, sondern Julian. Ich drückte mich leicht von dem Fußballer ab, der mich mit leicht hochgezogenen Mundwinkeln anblickte. Ich wusste, was ich wollte. Ich wusste, was mein Herz wollte und dadurch tat die Situation nur noch mehr weh, als ich mir erneut eingestand, dass ich langsam im Begriff war für den Fußballer immer mehr Gefühle zu entwickeln.

„Alles wieder gut?" Seine sanfte und leise Stimme holte mich aus meinen Gedanken wieder zurück, als ich langsam nickte.

„Danke." Ich lächelte ihm entgegen, als er zur Seite trat und mir wieder der Sandhügel in die Augen fiel. Er war nicht mal halb so gefährlich und angsteinflößend, wie ich ihn in Erinnerung hatte. Ich betrachtete ihn. Sah ihn nochmal genau an und auch die Stelle, an der ich damals den Unfall hatte. Ich wartete darauf, dass irgendwas in mir passierte, doch es geschah nichts. Ich sah den Hügel einfach nur an. Er veränderte sich nicht. Langsam trat ich auf ihn zu und stockte kurz, als ich die Hand nach der Stelle ausstreckte, wo ich noch etwas vom Unfall wusste, bevor ich Ohnmächtig wurde. Ich spürte, wie Julian mich keine Sekunden aus den Augen ließ, als ich sachte mit meiner Hand über die sandige Oberfläche strich. Irgendwie brachte es mich zum Lächeln. Ich wusste nicht, wieso meine Mundwinkel sich nach oben begaben. Ich wusste nicht mal, warum ich Angst davor hatte. Langsam drehte ich mich zu Julian um, der sich kurz durch seine Haare fuhr und mich musterte.

Herzrasen (Julian Brandt x OC)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt