Mein Zimmer war in Dunkelheit gehüllt, wie jeden Tag, als ich am späten Nachmittag auf meinem Bett saß und die Ruhe genoss, die mich einhüllte. Ich saß wie immer mit meinen Knien zum Kopf hochgezogen an meinem Kopfende und blickte nur gegen die Umrisse meiner Kommode, die leicht zu erkennen waren, durch das leichte Sonnenlicht, was sich durch die Jalousien durchdrückte. Ich hatte mich daran gewöhnt, wieder in meine alten Muster gefallen zu sein. Ich verkroch mich gerne wieder in meiner alten Welt, die so ruhig wirkte und ohne Probleme. Ich musste gestehen, ich mochte es, dennoch vermisste ich ihn. Meine Albträume waren zwar in der letzten Woche nicht wieder da gewesen und ich war erleichtert, dass ich nicht mehr jede Nacht gegen den Sandhügel fuhr, dennoch schlief ich unruhig. Nicht zuletzt, weil mir in der Nacht immer wieder Felix Anblick mit Laura im Bett vor den Augen auftauchte, sondern auch, seine Worte und Drohungen, genauso wie die von ihr. Sofort lief es mir eiskalt den Rücken runter und ich schielte zu der kleinen Schachtel auf meinem Nachtisch, wodurch ich sofort an mein nacktes Handgelenk griff. Über die letzten Wochen hatte sich ein leichter Abdruck gebildet durch die Sonne und somit blieb es auch nicht lange unentdeckt, dass ich das Andenken von Julian nicht mehr trug. Maximilian machte sich unnötig große Sorgen, als ich mit ihm nicht drüber sprechen wollte und somit schickte er Pia zu mir, der ich unter Sturzbächen von der Situation erzählte und sie versuchte auf mich gut einzureden, dass Julian das nicht verdient hätte, wie ich ihn zurückwies, doch irgendwie hatte sie dennoch ein wenig Verständnis gezeigt und meinte, ich sollte, nachdem ich mir genug Zeit nahm, nochmal drüber nachdenken, was ich jeden Tag in diesem dunklen Zimmer tat. Eigentlich war ich schon fast wieder eingeknickt, als er vor unserer Haustür stand und ich hörte, wie Maximilian der Anweisung von Pia Folge leistete und ich mich erstmal von ihm verleugnen ließ. Ich konnte genau hören, wie Julians Stimme in Enttäuschung umschlug, was mir wieder einen Riss im Herzen zuführte und ich wieder stundenlang ins Kissen weinte. Am liebsten wäre ich runtergelaufen und hätte ihn in den Arm genommen, um einfach nur seine Nähe zu spüren, doch ich wusste selbst noch nicht mit der Situation umzugehen. Seufzend über meine Gedanken knipste ich das Nachtlicht in meinem Zimmer an und schaute zu meinem Kleiderschrank, wo mein Rennanzug prangte, den meine Eltern mir nach meinem Unfall neu geschenkt hatten. Ich betrachtete das gute Stück, was mich wieder leicht lächeln ließ. Ein Gutes hatte die ganze Geschichte zumindest gehabt, als ich nachts nicht schlafen konnte und zu Maxi ins Zimmer schlich. Mir platzte der Schädel und ich weckte vorsichtig den Älteren, um meine beste Freundin daneben nicht gleich mit den Schlaf zu rauben. Es war nachts um 4 Uhr, was meinen Bruder auch dazu veranlasste mich als völlig bescheuert zu betiteln, was ich erstmal so hinnahm. Ich zog ihn aus seinem Bett runter in die Küche, wo ich uns beiden eine heiße Milch mit Hong machte, was wir immer tranken, wenn wir nicht schlafen konnten, auch wenn ich es in diesem Fall war und dann eröffnete ich ihm, dass ich es erneut versuchen wollte. Ich wollte wieder in ein Stock-Car steigen, um mich abzureagieren und wieder einen klaren Kopf zu bekommen, wie ich es damals immer machte. Ungläubig starrte mein Bruder mich an, der dachte, ich spinne und das auch gleich kundtat, als sich sein Blick erhellte und ein Lächeln auf seinem Gesicht kenntlich wurde. Somit gaben wir uns das Versprechen, dass das vorerst keiner mitbekommen sollte, als er wie von der Tarantel gestochen aufstand und sich umzog. Er wollte keine Sekunde warten, als wir am frühen Morgen bei der Rennstrecke ankamen und er die Garage aufschloss. Wir bereiteten alles vor und ich spürte, wie mein Herz mit jedem Schritt und jeder Vorbereitung darauf, dass ich gleich wieder in ein Auto steigen würde, schneller schlug. Ich hatte den Rennanzug aus meinem Schrank genommen und war bereits dabei mich umzuziehen, als Maximilian zu mir reinschaute und mich angrinste, wie ich mit dem halb offenen Anzug dastand und meine Haare zusammenband. Er verkündete mir, dass jetzt alles vorbereitet war. Dennoch wurde meine Nervosität nicht besser und das schien auch mein Bruder zu spüren, der sich ebenfalls in seine Rennklamotten schmiss und mir erklärte, dass er sich erstmal mit ins Auto setzten würde und so kam es, dass ich mich auf dem Fahrersitz wiederfand und Maxi sich neben mir platzierte. Ich spürte wie meine Finger zitterten, als ich den Motor startete und mein Kloß in meinem Magen immer mehr wuchs, als ich den Zündschlüssel wieder zurückdrehte und mit verängstigten Augen zu meinem Bruder sah, der mir sagte, ich sollte mir alle Zeit der Welt lassen und das tat ich auch. Wir saßen mindestens 45 Minuten nur stumm nebeneinander, bis ich meine Atmung beruhigt hatte und ich mir vorstellte, wie stolz alle auf mich sein würden. Nicht nur meine Eltern, wahrscheinlich auch Julian, wenn er jemals davon was mitbekam. Somit tastete ich erneut zu dem Zündschlüssel und schluckte erneut meinen Kloß herunter, der sich gerade wieder nach oben arbeiten wollte. Ich spürte, wie mein Bruder mich gespannt ansah, als das laute Motorengeräusch die Stille des frühen Morgens unterbrach und meine Ohren sofort klingelten. Ich machte den Motor wieder aus und atmete mehrere Male tief ein und aus und versuchte das Rauschen in meinen Ohren abzustellen, die mich beinah wieder in Trance fallen ließen und vielleicht im nächsten Moment eine Panikattacke auslösten. Maximilian hatte an diesem Tag sehr viel Geduld mit mir bewiesen und war wirklich stolz auf mich, auch wenn ich nicht einen Millimeter gefahren war, sagte er, es war ein Fortschritt und sogar kein kleiner. Er selbst beendete die Therapiestunde mit den Worten, dass wir das jetzt jeden Morgen machen könnten, wenn ich wollte und ich langsam meinen Respekt und meine Ängste überwand.
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Herzrasen (Julian Brandt x OC)
RomansaMäxine verliert nach ihrem Unfall ihr Hobby und ihre Leidenschaft für das Stock Car fahren. Sie wird von Albträumen und Ängsten heimgesucht, die unüberwindbar scheinen. Das einzige was sie morgens aufstehen lässt und abends ruhig zu Bett gehen, ist...