Zurück

12.9K 475 34
                                    

»Endlich sind diese schrecklichen Sommerferien zu Ende«, dachte sich Hermine, während sie zum Bahnhof King's Cross fuhr. Sie wollte endlich wieder nach Hause, nach Hogwarts. Der Krieg war beendet und Hermine war gespannt, wie das neue Schulhaus wohl aussehen wird. Während den Sommerferien versuchte sie alle Geschehnisse zu verarbeiten. Es war schwierig mit dem Ganzen abzuschliessen, vor allem, dass ihr letztes Jahr auf Hogwarts so schrecklich endete. Während den Sommerferien sah man Hermine kaum noch lachen und verkroch sich für Stunden mit Büchern in ihrem Zimmer. Erst als sie vor zwei Wochen einen Brief von Professor McGonagall erhielt, stieg ihre Laune. Sie, und alle anderen ihres Jahrganges, wurden aufgefordert, das letzte Jahr zu wiederholen, um so einen guten Abschluss zu machen.

Von diesem Augenblick an ging es ihr nicht nur besser, sie brauchte auch eine Veränderung. Ihre Narbe verdeckte sie gekonnt mit Make-up und auch sonst sollte sich einiges an ihr ändern.

Sie traf sich in den Ferien mit Ginny in der Winkelgasse um einkaufen zu gehen. Hermine wollte ihre alten Kleider, manche noch mit Spuren vom Krieg, loswerden und Neues besorgen. Doch da sie keine Ahnung von Mode hatte, brauchte sie Ginnys Rat.

Nun hatte sie viele neue Kleider. Es waren schlichte aber schöne Sachen. Auch zum Friseur wagte sich Hermine wiedereinmal.

Mit neuem Selbstbewusstsein und Aussehen eilte Hermine nun aufs Gleis 9 3/4.

Am allermeisten freute sie sich auf ihre Freunde. Sie schrieb zwar Briefe an Harry, Ron und Ginny aber es kam nie zu einem Treffen. Sie wusste gar nicht mehr richtig, wie es ist, Ron zu küssen.

»Hermine!«, hörte sie plötzlich zwei bekannte Stimmen rufen. Sie drehte sich um und lag  schon in den Armen von Ron. Er gab ihr einen sanften Kuss und in ihr kribbelte es. »Jetzt weiss ich es wieder.« dachte sich Hermine und konnte nicht mehr aufhören zu grinsen. Auch Harry schloss Hermine in seine Arme. »Du siehst ja umwerfend aus!« sagte Harry ziemlich laut, so dass sich einige umdrehten um Hermine anzuglotzen. Es war ihr etwas unangenehm und sie schlug vor in den Zug zu steigen. Zusammen schleppten die drei ihre Taschen in ein freies Abteil und liessen sich erleichtert in die Sitze fallen.

»Wie wohl Hogwarts aussehen wird...« fragte Harry und schaute aus dem Fenster. »Ich denke wie vorher, sonst müssten wir wieder alle Zimmer neu finden.« meinte Hermine. »In Hogwarts wird man sich nie richtig auskennen.« sagte Ron dazu, bevor alle in ihre eigenen Gedanken sanken.

»Ob sich wohl alle erhohlt haben? Und wie werden sich die Slytherins nun verhalten?« Viele Fragen schwebten Hermine im Kopf auf die sie noch keine Antworten hatte.

Sie unterhielten sich noch lange über Hogwarts und was sie in den Sommerferien gemacht haben, doch über den Krieg verlor niemand ein Wort. Es war noch zu früh um darüber zu sprechen. Nur einmal erwähnte Harry, kurz bevor der Zug anhielt, er sei froh, dass der Krieg zu ende sei. Alle stimmten ihm zu und so verliessen sie die scharlachrote Lokomotive.

Als sie später in der Schule ankamen und in die grosse Halle traten, hörte man von überall her ein lautes »uhh« und »ahh«. Das Schloss sah genau so aus wie vor dem Krieg. Man konnte auf den ersten Blick keinen Unterschied erkennen. Hermine war so glücklich wieder hier zu sein und blieb einen Moment stehen, um alles zu betrachten. Während die Masse von Schülern an ihr vorbei zog, konnte sie ihr breites Grinsen nicht verstecken.

Sie setzte sich zu den anderen und suchte bekannte Gesichter. Neville und Luna entdeckte sie, und auch alle bekannte Hufflepuffs und Ravenclaws. Als sie zum Slytherin Tisch hinüber sah, musste sie etwas genervt feststellen, dass auch da wieder alle von ihrem Jahrgang am Tisch sassen. Sie schaute die einzelnen Slytherins an, bis ihr Blick an jemanden hängen blieb.

Malfoy hatte sich verändert. Nicht unbedingt sein Aussehen, sondern seine Ausstrahlung. Hermine war in ihre Gedanken versunken, als er plötzlich zu ihr herüber sah. Ihre Blicke trafen sich und die beiden sahen sich für ein paar Sekunden an. In seinem Blick hat sich etwas verändert. Hermine erkannte zwar immer noch eine Spur Arroganz, jedoch war der Spott und das hämische Grinsen verschwunden. Sie runzelte die Stirn und war sich nicht ganz sicher, ob sie sich das nur einbildete. Als Hermine bemerkte, dass sie sich immer noch anstarrten, richtete sie ihren Blick schnell nach vorne zu den Lehrern.

Später am Abend sass Hermine mit Ginny, Harry und Ron im Gemeinschaftsraum. »Echt komisch zu wissen, dass dies das letzte Jahr hier sein wird und dies ohne einen Besuch von Voldemort«. dachte Harry laut, wobei ihm alle zustimmten. »Ron, Lust auf eine Runde Zauberschach?«, »Du wirst untergehen, Harry!« Ron gab Hermine noch einen Kuss und die beiden Gryffindor Mädchen liefen die Treppen hoch zu ihrem nun gemeinsamen Schlafsaal.

»Ginny, denkst du die ganzen Slytherins haben sich verändert?« fragte Hermine nachdenklich. »Ja ich denke schon. So ein Krieg kann nicht spurlos an Jemanden vorbei ziehen. Kein Mensch ist von Grund auf böse. Die haben alle verrückte Familien, die ihnen diese Ansichten eingeredet haben.« sagte Ginny überzeugt. »Ich hoffe du hast recht, Ginny. Auch wenn ich mich an die ganzen Sprüche gewöhnt habe, wäre ein normales Jahr schön, ohne dass ich mich die ganze Zeit aufregen müsste.« Ginny nickte und wünschte ihr gähnend eine gute Nacht. Hermine lag noch lange wach im Bett. Sie musste an Dracos Blicke denken. »Wahrscheinlich hab ich mir das ganze nur eingebildet, denk daran Hermine, es ist Malfoy, das Frettchen, der wird sich doch nie verändern...«, mit diesen Gedanken sank Hermine in einen traumlosen und  tiefen Schlaf.

Zur gleichen Zeit, tief unten in den Kerkern, lagen zwei Slytherins hellwach in ihren Betten. Draco dachte über die Geschehnisse während den Sommerferien nach. Sein Vater hatte sich nach einer Woche in Askaban umgebracht, worüber er nicht gross trauerte. Er hasste ihn, doch dies wurde ihm zu spät bewusst. Lucius hatte ihn und seine Mutter immer schlecht behandelt. Draco ballte seine Hände zu Fäusten und musste sich beruhigen.

Seine Mutter hatte das Malfoy Manor verkauft und zusammen sind sie in ein einfacheres Haus in einem Londoner Stadtviertel gezogen. Seine Meinung über den Blutstatut hatte er schon lange geändert, um genau zu sein seit dem sechsten Jahr auf Hogwarts. Doch er war schon zu tief in der Todesser-Sache verwickelt um noch hinaus zu kommen. Er wollte doch nur seine Mutter beschützen! »Stop, denk an was anderes Draco!«, ermahnte er sich selbst, »Es ist alles vorbei, du kannst jetzt selbst über deine Taten entscheiden.«

Blaise Zabini im Bett nebenan bemerkte Dracos aufkommende Wut. »Draco, hör auf immer an die Vergangenheit zu denken! Schau jetzt nach vorne. Wir haben viele Fehler gemacht aber was solls, jetzt kannst du nichts mehr ändern. Mcgonagall hat uns nicht ohne Grund aufgefordert mit den Anderen das Schuljahr zu wiederholen.« Blaise stand auf und boxte seinem besten Freund gegen die Schultern. Während Blaise duschen ging, dachte Draco über den Blickkontakt mit Granger nach. So wie sie ihn stirnrunzelnd angeschaut hatte, muss sie wohl gemerkt haben, dass er nicht mehr derselbe ist, wie die ganzen Jahre zuvor. Auch Granger hat sich verändert, das ist ihm aufgefallen. Mit den Kleidern, die sie am Bahnhof trug betonte sie ihre schlanke Figur. Auch ihre Haare waren anders. Er musste zugeben, dass sie ziemlich gut aussieht. »Was denkst du denn da! Sie ist immernoch ein... ein Gryffindor, und zwar Granger! Der nervende Besserwisser!« ermahnte sich Draco schon zum zweiten Mal selbst. Er verlor keine Gedanken mehr über Granger oder sonst etwas und schlief ruhig ein.

Changing FacesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt