Ende der Enthaltsamkeit

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L I S S Y

"Wirklich?" Katis Grinsen im Gesicht wurde immer breiter und sie konnte kaum glauben, was sie von der Betriebsrätin soeben erfahren hatte.

"Wenn Herr Ahonen verzichtet, steht ihrer Versetzung nichts im Wege, denn sie sind die Nächste auf der Warteliste" erklärte Frau Schulze-Maier sachlich.

Kati musste sich sehr anstrengen ihre Seriosität zu wahren und der Kollegin nicht um den Hals zu fallen, deshalb erwiderte sie nüchtern: 

"Ich freue mich sehr. Dann werde ich wohl mal meinen Umzug organisieren." 

Ihr Gegenüber nickte und spielte mit dem Kugelschreiber in ihren Händen. 

"Denken sie auch an die Behördengänge." 

"Aber sicher, ich hab mich schon eingehend darüber informiert, wie ich mich wo ummelden muss" bestätigte Kati, erhob sich aus dem Stuhl und strich ihren Rock wieder glatt, der etwas nach oben gerutscht war. Dann reichte sie der Betriebsrätin dankend die Hand und rauschte aus deren Büro. Sie schaute sich einmal prüfend zu allen Seiten um, dann reckte sie ihre Faust in die Höhe und stieß einen Freudenschrei aus, sodass einige Mitarbeiter kopfschüttelnd aus ihren Arbeitszimmern hervorlugten und Kati mit ihren Blicken straften. Die junge Frau wurde rot und stahl sich schnell davon, um zu telefonieren. Sie haderte mit sich, wem sie die freudige Nachricht zuerst mitteilen sollte und entschied sich zunächst für ihre beste Freundin, während sie aufgeregt ihre Unterlagen in die Handtasche stopfte und mit einem schnellen Mausklick den PC runter fuhr.

"Super Kimi, noch ein kleines Stückchen, dann liegst du auf deinem Bäuchlein und hast dich zum ersten Mal alleine gedreht." Mama Lissy platzte beinahe vor Stolz und klatschte vergnügt in die Hände. Sie hatte sich mit ihrem Kind auf dem großen Teppich vorm Kamin niedergelassen, nachdem sie eine schöne Collage der vor Kurzem von Samu liebevoll aufgenommenen Familienfotos gerahmt und aufgehängt hatte. Sie war sich sehr sicher, dass Samu es freuen würde, wenn er nach Hause kam.  Kimi jammerte unzufrieden, da sich der gewünschte Erfolg doch noch nicht einstellen wollte und verzog weinerlich das Gesicht. Die einfühlsame Mama reagierte sofort und half ihm sich auf den Bauch zu drehen. 

"Du musst nicht schimpfen, kleiner Mann" beruhigte ihn Lissy, drückte ihn fest an sich, küsste sein Köpfchen und stupste ihn an der Nase. Hmmmm du riechst so fein. Der Papa hat dich gestern ganz toll gebadet. Kimi verzog seinen Mund zu einem Lächeln, umklammerte Mamas Haare und wollte die Strähne auch nicht mehr loslassen. 

"Aua Kimi, nicht!" rief Lissy und biss die Zähne zusammen, was ihr kleiner Sohn mit einem fröhlichen Glucksen quittierte. Lissy schriller Klingelton unterbrach die traute Zweisamkeit von Mutter und Kind und Lissy klemmte sich das mobile Gerät zwischen Ohr und Schulter, während sie Kimis Bäuchlein kraulte. 

"Suooooomiiiiiiii, ich komme" tönte es aus dem Hörer und Lissy brauchte nicht weiter zu spekulieren wer denn nun am Telefon war. "Was?" rief sie fröhlich. "Echt jetzt? Wann?" bombardierte sie ihre Freundin mit Fragen, erhob sich vom Boden und tapste in den Küche um Kimis Fläschchen zu holen.

"Du, Süße, das wird wahrscheinlich erst im Frühling, weißt doch noch wie es bei dir war. Die Wohnung muss ich zum Glück nicht kündigen, aber dafür schnell einen neuen Mieter finden. Das kann etwas dauern." 

"Mhhhh" murmelte Lissy und war etwas enttäuscht, denn sie hatte gehofft Kati käme schon früher. 

"Zu deinem Geburtstag werde ich aber wohl mal schnell rüberjetten, du feierst doch oder?" hakte Kati nach. 

Eine Liebe auf Zeit (Eine Sunrise Avenue FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt