Milchstau und andere Ärgernisse

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L I S S Y

„Fühl mal, Lenja“ bat Lissy und ließ von der Hebammenschülerin ihre Brust abtasten. Lenja nickte wissend und seufzte hörbar aus:

„Kimi scheint nicht genug zu trinken, deshalb hast du da Verhärtungen, einen sogenannten Milchstau. Tut das weh? fragte sie und drückte mit der Handfläche vorsichtig gegen das verhärtete Gewebe. „Au!“ jaulte Lissy und hielt sich die schmerzende Brust. „Ja tut es.“ Lissys Gesicht war schmerzverzerrt.

„Ich guck mal kurz nach Kimi und dann zeig ich dir was dagegen hilft.“

Lenja kniete sich runter zu dem Säugling, der auf seiner Erlebnisdecke lag und vergnügt an den kleinen Fingerchen nuckelte. Er blickte Lenja mit ganz großen Augen an, verzog dann aber weinerlich das Gesicht, als er erkannte, dass es nicht seine Mama war, die ihn da jetzt anlächelte.

„Hallo Kimi, du musst doch nicht weinen. Ich muss dich jetzt nur mal schnell auf die Waage legen und dann darfst du gleich wieder dein Mobile mit den lustigen Tieren anschauen.“

Die Hebamme hob das Baby auf, legte ihn in die Waagschale und notierte sein Gewicht. Kimi schrie jetzt immer lauter, augenscheinlich gefiel ihm nicht, was nun hier mit ihm gegen seinen Willen veranstaltet wurde. Lenja runzelte die Stirn, was Lissy sofort verunsicherte und sie vorsichtig nachfragen ließ:

„Was hast du Lenja? Stimmt was nicht?“

„Hmmm ich hatte es befürchtet, Kimi trinkt nicht genug, deswegen hast du auch den Milchstau, er leert die Brust nie ganz und wiegt für sein Alter deutlich zu wenig.“

„Und nun?“ Lissy kämpfte mit den Tränen, das waren keine guten Neuigkeiten und sie war doch seit Tagen sowieso schon etwas niedergeschlagen. Die aufmerksame Lenja legte der verzweifelten Wöchnerin tröstend die Hand auf die Schulter:

„Hey, das ist wirklich nicht schlimm. Es muss jetzt eben zugefüttert werden, damit er sein Normalgewicht erreicht. Na Kimi, deine Mama, die macht sich Sorgen“ richtete die Hebammenschülerin sanft das Wort an den Säugling, der sich zwischenzeitlich beruhigt hatte und vor sich hin strampelte. „Am besten holst du dieses Milchpulver, weil Kimi ja auch immer so mit den Koliken kämpft. Das ist eine spezielle Mischung abgestimmt auf empfindliche Babys.“

Lenja zückte ihren Kuli und schrieb Lissy den Namen des Produktes auf und diese nahm den Zettel dankend entgegen.

„Super, ich werde gleich morgen einkaufen gehen, damit wir das auf Vorrat haben.“

Lenja kramte in ihrer Tasche nach einer Gratisprobe des besagten Pulvers und überreichte sie Lissy. 

„Hier, kannst du nachher gleich mal ausprobieren, halte dich aber bitte genau an die Vorgaben."

„Selbstverständlich“, versprach Lissy und reichte Lenja dankend die Hand, nachdem die junge Frau in ihren Mantel geschlüpft war.

„Nichts zu danken, und denk dran, du kannst mich immer anrufen, wenn du dich irgendwie unsicher fühlst, ok? Heippa Lissy.“

Samus Frau schloss schnell die Türe, um die Kälte aus der Wohnung fern zu halten und widmete sich ihrem Sprössling. Lissy trug ihr Baby nach oben in das liebevoll eingerichtete Babyzimmer, verdunkelte es, setzte sich in den Schaukelstuhl und summte ihrem Sohn leise ein Lied vor, welches ihn in seinen Mittagschlaf begleiten sollte. Es war wieder einer dieser wunderbaren Augenblicke, in denen Lissy mit den Tränen zu kämpfen hatte und ihr Glück, ein Kind mit ihrem Traummann zu haben, nicht fassen konnte. Kimi nuckelte an seinem Schnuller und seine Augen wurden immer kleiner, während Lissy ihm mit dem Zeigefinger über seine winzigen Fäustchen fuhr und ihn mit einer süßen Melodie ins Land der Babyträume schickte.

Eine Liebe auf Zeit (Eine Sunrise Avenue FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt