Willkommen Zuhause, Kimi

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L I S S Y

„Ihr seid mein letzter Besuch“, freute sich Lissy und begrüßte ihre Nachbarn Sami und Susanna, morgen dürfen Kimi und ich endlich nach Hause. „Ich freue mich, dass ihr es doch noch geschafft habt.“

„Ja“ meinte Susanna entschuldigend, „heute geht es mir endlich besser, nachdem ich tagelang nur rumgelegen bin und zu nichts mehr fähig war, außer die Toilettenschüssel zu umarmen. War das bei dir auch so?“ fragte Susanna, die unter schwerer Gestationsübelkeit zu leiden hatte.

„Ich ...“ Lissy wurde unterbrochen, da die Türe aufging und der stolze Samu mit seinem Söhnchen auf dem Arm von der zweiten Vorsorgeuntersuchung zurückkehrte. Er freute sich über den Besuch von Sami und seiner Freundin und begrüßte die beiden überschwänglich, dann wandte er sich an seine Frau:

„Also, unser Kimi ist kerngesund, aber er hat wohl zu viel Bili...irgendwas. Ich weiß nicht mehr genau“, gab Samu ehrlich zu. Sein skeptischer Gesichtsausdruck sprach Bände, doch Lissy lächelte und klärte ihn auf:

„Bilirubin. Er hat Neugeborenengelbsucht und muss Sonne tanken.“

Mit einem Blick aus dem großzügigen Fenster stellte Lissy fest, dass dies nicht so einfach war, denn die Sonne versteckte sich erneut hinter Wolken, die schon wieder Schnee schickten. Susanna und Sami warfen einen ersten Blick auf den Haber-Sohn und sofort brach die junge Finnin in Tränen aus:

„Oh Gott ... er ist bezaubernd, ich hab solche Angst, dass wir ... nicht so weit kommen“, schluchzte sie und vergrub ihr Gesicht an Samis Brust.

„Ach Zuckertüte, warum denkst du denn sowas?“

„Genau“ bekräftigte Lissy und Susanna blickte zu ihr: „Du bist so vorsichtig und hältst dich an alle Regeln, es wird gutgehen, das spüre ich hier drin“, machte Lissy ihrer Freundin Mut und legte die Hand auf ihr Herz, was sie augenblicklich zum Jammern brachte.

„Au...nur dieser Milcheinschuss ist furchtbar. Es fühlt sich an als würden die Dinger gleich platzen.“

Sie fischte ihre Kühlpads aus ihrem Nachtschränkchen und stopfte sie unauffällig in ihren Still-BH.

„Was sagt denn dein Gynäkologe?“ hakte Lissy weiter nach.

„Da ist alles ok“, gab Susanna zurück und strich über Kimis blonden Babyflaum, der immer noch in Papas starken Armen ruhte. Der frischgebackene Vater verliebte sich jeden Tag ein bisschen mehr in seinen Sohn, nie hätte er es für möglich gehalten, welche schlummernden Gefühle so ein kleiner Mensch in einem hervorlocken konnte. 

„Lissy, Sanna hat mich vorhin angerufen: Sie wollte wissen, wie es mit unseren Besuch für Silvester aussieht und ob sie mit uns rechnen kann wegen der Planung.“

„Das klingt wirklich schön, aber das kommt auf Kimi an, wenn er wieder Bauchweh hat und nur schreit, so wie gestern, dann macht es vermutlich keinen Sinn“, überlegte Lissy und Samu nickte zustimmend, dann übergab er seinen Stolz zurück in die Obhut seiner Mama, setzte die Mütze auf und verabschiedete sich:

„Kullanmuru, ich muss weiter, denn ich habe noch was zu erledigen, außerdem sollte ich noch unseren Kühlschrank auffüllen, da ist nichts mehr drin, außer Bier und Tiefkühlpizza.“

Lissy zog ihren hektischen Finnen in einen letzten, innigen Kuss und kurz darauf war er durch die Tür des Stationszimmers verschwunden.

Gutgelaunt parkte der Samu seinen Wagen in der Tiefgarage und installierte den Iso-Fix für Kimis Babyschale auf dem Rücksitz, was ihm ein leichtes Schmunzeln entlockte. Er hätte nicht im Traum daran gedacht, dass in diesem Auto mal ein Baby mitfahren würde, am allerwenigsten sein Eigenes.

Eine Liebe auf Zeit (Eine Sunrise Avenue FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt