Als ich ihn das erste Mal sah, wusste ich dass sein Herz jemandem gehören würde, nur nicht mir. Meine Augen würden einen Mann leidenschaftlich gerne ansehen, nur nicht ihn.
Verheiratet waren wir seit etwas mehr als
einem Jahr.„Ich bin weg"
Seine Stimme ist eine unverkennbare tiefe und raue Stimme, die sich anhört, als würde seine gesunde Lunge langsam zu der eines langjähriges Rauchers mutieren, wenn auch dieses leicht Kratzige in seinem Ton attraktiv auf die Frauenwelt wirkte.
„Viel Spaß"
Meine Antwort ist nur ein heiseres Flüstern. Konzentriert verfolge ich mit den Augen den Lappen in meiner Hand, welcher über den Tisch wischt. Es sollte mir weh tun, sein weißes Hemd in der Wäsche zu finden, um die ich mich kümmerte und einen dunkelroten Lippenstiftfleck zu erkennen. Doch das tat es nicht.
Jedesmal wenn ich solche Entdeckungen machte, ging ich ins Atelier. Dort zeichnete ich alles, nur nicht meine Gedanken. Er soll nicht sehen, wie es in mir aussieht.
Abends wenn er zurück kommt, setzen wir uns an den Esstisch und essen, was ich gekocht habe. Still. Gesprochen wird nur, wenn es dringend nötig ist. Ich weiß nicht einmal, ob es ihm schmeckt, doch hoffe es.
Ich rieche ein blumiges Frauenparfüm und es ist nicht meines. Ohne mich zu ihm vorbeugen zu müssen, weiß ich, dass es von seinem Körper aus kommt. Dafür hatte ich schon früh ein Gespür. Mit geschlossenen Augen stelle ich mir vor, wer es dieses Mal sein könnte, doch unterbreche den Gedanken schnell.
Am nächsten Abend sitzen wir erneut am Esstisch und wieder einmal rieche ich es. Mittlerweile ist es nichts Neues mehr für mich. Abgefunden habe ich mich damit. Es berührt mich nicht mehr. Es geht mir nicht nah. Gleichgültig ist es mir.
Nach dem Abendessen trennen sich unsere Wege, da ich in unser Schlafzimmer mit dem Doppelbett gehe und er ins Gästezimmer.
Im Badezimmerspiegel betrachte ich meine schulterlangen Haare. Ich könnte sie mal wieder kürzer schneiden. So hat er mich kennengelernt. Mir hat es gefallen. Vielleicht wäre eine neue Farbe schöner. Schwarz könnte mir stehen. Sanft streife ich mir durch die Haare, bevor ich mich ins Bett lege und ohne lange zu brauchen in einen tiefen Schlaf falle.
Am nächsten Morgen gehen wir unserer üblichen Routine nach. Er trinkt seinen Kaffee, schwarz, ohne Zucker, ohne Milch. Ich trinke meinen Tee, mit Zucker, manchmal mit Honig. Wenn ich in die Küche laufe, verlässt er sie. Wenn er sich an den Tisch setzt, erhebe ich mich.
Stelle ich das Radio lauter, dreht er den Hebel beim Vorbeigehen an der Anlage runter.
Nach meinem Tee spaziere ich mit Cecilé um den See, während er zur Arbeit fährt. Sie erzählt mir lebendig von ihrem neuen Auftrag. Ich erzähle ihr inspiriert von einer neuen Ausstellung, die ich besuchen möchte.
Am selben Tag kommt er abends nach Hause, schaut angespannt und erschöpft aus. Er nickt mir kurz zu, was ich ihm nachmache und dann weiter in meinem Roman über die Kunstepoche der Renaissance lese.
Nach einigen Minuten höre ich die Dusche und frage mich, welche Küsse er sich heute abwäscht.
Er arbeitete, das wusste ich. Doch er tat auch mehr, als nur Menschen zu operieren. Das wusste ich auch. Immerhin war ich nicht so dumm und naiv, wie er sich es dachte.
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SO WAR ER
RomanceDas ist keine Liebesgeschichte. Es ist eine Tragödie. Auszeichnung: #1 in KeineLiebe "Es ist eine Qualität vor Quantität - Sache bei dir und das liebe ich einfach. Es wird nicht unnötig um dem heißen Brei geredet, sondern es wird so befasst, dass er...