Epilog

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Egal, wie wichtig ich für ihn schien, sie stand über mir. Und dagegen hätte ich nie ankämpfen sollen. Liebende sollte man nicht trennen. Nie.

Seine Liebe mir gegenüber war eine veraltete, die er versucht hatte zu unterdrücken und es gelang ihm. Selbst wenn ein wenig dieser Liebe noch in ihm steckte, hatte sie meinen Platz erfolgreich ersetzt.

Dass sein Herz sich nach ihr sehnte, obwohl ich ihm all meine Liebe schenkte, durfte ich ihm nicht böse nehmen. Er hat seinen Seelenverwandten gefunden und genau so fühlte es sich an. 

Als mein Vater begann immer schwächer, kränker zu werden, hatte ich Yvain radikal von mir gestoßen, ihn nicht mehr an mich rangelassen. Ich wollte ihm nicht zeigen, wie schwach und wehleidig ich sein konnte. Das war mein erster Fehler.

Sein Vater starb und nahm meinem Vater das Versprechen ab unsere Familien miteinander zu vereinen. Einst sagte mein Vater, dass Yvain doch niemanden mehr hatte.

Doch er hatte Elodie.

Er hatte Alles.

In ihr sah er seine Zukunft, seine Welt.

Die Bindung zu mir hatten wir versucht zurückzuerobern und auch wenn sie vorhanden war, konnte man sie nicht mit der Beziehung zu Elodie vergleichen.

Scheinbar lagen sie nicht nur zusammen im Bett.

Diese Frau hatte die Wunden des Mannes geheilt, dem ich das Licht genommen hatte.

Meine Eltern hatten es akzeptiert, als ich ihnen die Wahrheit offenbarte. Der traurige Ausdruck in den Augen meines Vaters ging mir nicht aus dem Kopf.

Es war ein Kampf.

Manchmal gefiel mir der Gedanke ihn zu gewinnen. Mit ihm.

Doch das war unmöglich.

Denn dieser Mann gehörte nicht mir.

Ich wusste es von Anfang an, hatte es ignorant verdrängt, wollte es lange nicht wahrhaben.

Nun bin ich froh, dass er mit ihr gegangen ist.


Es sind Monate vergangen. Es kam der Tag, an dem sich sein Anwalt und meine Anwältin zusammensetzten und über die Scheidungspapiere sprachen. Wir würden auch da sein. 

Und doch zog es mich in keiner Weise runter. Seit Wochen traf ich mit dem neuen Direktor des großen Kunstmuseums aus der Innenstadt und auch wenn dieser Mann ganz andere Dinge, neue Gefühle in mir auslöst, als Yvain, lasse ich es langsam angehen. Ich heile noch. Dafür brauche ich Zeit für mich selbst.

Ich betrat den Raum und mein Blick traf seinen.

"Hallo" Er lächelte mir zu. So leicht hatte er es noch nie getan.

Unsere Anwälte begrüßten sich ebenfalls.

Yvains Gesicht und Haltung schien dennoch angespannt, verkrampft. Seine Stirn war in leichte Falten gelegt und die Augenringe waren dunkler, als sonst. So hatte ich ihn selten gesehen.

SO WAR ERWo Geschichten leben. Entdecke jetzt