SO WAR ER

DREIZEHN

Den Tag über gingen wir uns aus dem Weg.

Am Abend sah ich ihn aus der Küche kurz durch den Flur laufen.

Er sah atemberaubend aus. Das schwarze Hemd lag ihm locker um die breiten Schultern.

"Koche heute nicht für mich mit", hörte ich ihn aus dem Badezimmer sagen.

Schulterzuckend schnitt ich weiterhin den Salat.

"Hatte ich ohnehin nicht vor", murmelte ich leise vor mich hin.

"Dann passt das"

Er hatte es dennoch gehört.

Augenrollend verdrängte ich den Gedanken an seine Präsenz im Kokos. Die Kellnerinnen dort hatten es schon auf ihn abgesehen, als wir mit meinen Eltern in der Bar unsere Verlobung gefeiert hatten.

"Lass den Stress, Guilo. Ich komme, wenn ich es schaffe zu kommen", sprach er in sein Telefon, gerade als er das Esszimmer betrat.

Man wartete auf ihn. Denn sein Eintritt führte dazu, dass die Menschen aufblühten, mit ihm lachten und alte Geschichten austauschten. So einen Fluss hatte er auf seine Mitmenschen.

"Viel Spaß"

Er sah zu mir, nickte nur kühl.

Ich konnte diese Art nur verabscheuen.

"Guten Appetit"

Ich nickte nun.

"Den werde ich haben"

Sein stechender Blick lag erhitzend auf mir.

"Gut"

Ich schnitt den Salat schneller.

"Fein"

Er verschränkte die Arme vor der Brust.

"Du wirst zu einer richtigen Diva"

Meine Mundwinkel zuckten leicht, doch ich unterdrückte den Instinkt sofort.

"Ich rufe den Anwalt morgen an"

Ich sah ihn nicht an, sah auf meine Hand auf dem Schneidebrett.

"Mach das. Grüß ihn von mir"

Höhnisch lachte ich auf. Er war immer noch nicht gegangen.

"Er kennt dich doch nicht mal"

"Bald wird er mich ja kennenlernen, nicht wahr?"

"Ja, wird er" Ich sah ihn and und stimmte ihm keck lächelnd zu.

"Musst du nicht gehen?", fuhr ich fort.

Mit gehobenem Kinn sah ich zu ihm.

Er riss sich von dem Blick los, sah zu dem Gericht im Ofen, wieder zu mir und ging dann.

Eine Stunde verging. Ich aß, legte What's going on von Marvin Gaye auf den Plattenspieler, las dabei George Elliot.