Nachdem sich unsere Lippen berührt hatten, packte ich meine Tasche. Eine Autofahrt später stand ich vor Cecilés Haustür mit der Erklärung, dass sich mein Ehemann erkältete und ich mich aufgrund meiner baldigen Ausstellung nicht anstecken lassen wollte.
"Das ist schade, weil doch Henry bald seinen runden Geburtstag feiert. Da wart ihr auch eingeladen" Mit einer wegwerfenden Handbewegung betrat ich das Haus. "Bis dahin geht es ihm mit Sicherheit wieder besser"
Cecilé hatte mich noch nie auf uns angesprochen. Ich war mir sicher, dass sie nicht bemerkte, dass unsere Ehe anders verlief, als ihre eigene perfekte. Vielleicht fielen ihr einige seltsame Situation auf, doch tatsächlich ansprechen wollte sie mich nie und ich dankte ihr von Herzen dafür.
Ich lag im Gästebett, dachte nach, berührte meine Unterlippe mit dem Zeigefinger, zog ihn zurück. Sein Gesicht tauchte plötzlich an der Wand auf. Ich halluzinierte.
Ich fragte mich, ob er zu Hause war. Beim Gedanken daran zog sich etwas tief in mir zusammen. So wollte ich nie sein.
Tage vergingen. Er rief nicht an. Er klingelte nicht an Cecilés und Henrys Haustür. Wenn ich mir sicher war, dass er arbeiten war, fuhr ich heim, bemalte die neuen Leinwände und packte mir neue Klamotten ein. Kochen musste er für die paar Tage alleine. Essen genau so, denn gegen Abend kehrte ich wieder zurück zu Cecilé, sodass ich ihm nicht begegnen musste.
Sie stellte keine Fragen. Ich liebte sie dafür."Heute habe ich meinen alten Kollegen im Korridor getroffen. Auch genannt, dein Ehemann" Ich wünschte ich könnte über Henrys Witz lachen.
"Tatsächlich? Mir hat er noch nicht gesagt, dass es ihm besser geht", log ich. "Er meinte, dass die Symptome so langsam weg gehen" Ich wusste, dass er mitspielen würde. Das tat er immer. Das mochte ich an ihm.
"Er hat nach dir gefragt" Ich strich mir eine Strähne aus dem Gesicht. "Wie genau?", wollte ich wissen. Henry lächelte kindlich. "Du hast mir gar nicht von der neuen Ausstellung erzählt. Er wollte wissen, wie du da voran kommst" Ich sah zu Cecilé.
"Ich habe vergessen, es dir zu erzählen, Henry" Cecilé erhob die Stimme. Henry nickte. "Hat er noch was anderes gesagt?", wollte ich wissen. Meine Neugierde sollte der Normalfall sein. Immerhin war ich seine Ehefrau.
Ein Kopfschütteln Henrys. Enttäuschung machte sich in mir breit.
Am nächsten Abend fuhr ich zum Delouré.
Es war bereits dunkel. Ich trug ein rotes Kleid, da die Töne der Werke dieses Monats rötliche Farben mit sich trugen. Menschen erscheinen, er nicht.
Ich wartete, sprach mit vielen Besuchern, diskutierte mit Einigen von ihnen über meine Intention bezüglich der Motive der verschiedenen Gemälde, an der die sie verzweifelten.
Cecilé erschien nach einer Stunde mit Henry und hörte nicht auf mir zu sagen, wie sehr sie gerne meine künstlerischen Hände hätte. Die Ablenkung hielt nicht lange.
Ich dachte über ihn nach.
Ich stand vor einem meiner kleinsten Gemälde. Die Töne waren ineinander verwurzelten. Tizianrot, Safranrot, Glutrot. Von oben und unten streckten sich zwei Hände entgegen. Sie hielten einander fest.
"Steht das noch zum Verkauf?" Ich sah neben mich.
Sein Kopf wand sich wieder zum Bild, als er die Arme vor der Brust, die von einem maßgeschneiderten Anzug versteckt wurde, verschränkte.
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SO WAR ER
RomanceDas ist keine Liebesgeschichte. Es ist eine Tragödie. Auszeichnung: #1 in KeineLiebe "Es ist eine Qualität vor Quantität - Sache bei dir und das liebe ich einfach. Es wird nicht unnötig um dem heißen Brei geredet, sondern es wird so befasst, dass er...