Lautes Stimmengewirr und Rufe drangen durch die noch geschlossenen Wagentüren zu uns durch. Die königliche Limousine war gerade vor die noble viktorianische Villa gefahren, die die Armentrouts für ihre Veteranen-Gala gemietet hatten.
Wie zu erwarten scharte sich ein Meer von Journalisten zwischen den Wagen und die Eingangstür. Ich konnte bereits hören wie sie meinen Namen riefen. Zum Glück hielten die getönten Scheiben das grelle Blitzlichtgewitter noch ab. Besonders scharf war ich nicht darauf von den Kameras geblendet zu werden und nicht mehr zu wissen wo ich hin trat.
Innerlich hatte ich gehofft, dass vielleicht Dad oder Olivia mich begleiten würden. Nicht dass ich noch nie alleine auf Veranstaltungen war, ich mochte es nur nicht besonders gerne. Dad hatte sich mit anstehender Arbeit aus dem Schneider gezogen und Olivia hatte die Ausrede gebracht, dass schließlich ich und nicht sie eingeladen war. Olivia auf wohltätigen Veranstaltungen zu sehen war sowieso etwas paradox. Ich war mir ziemlich sicher, dass sie heute Nacht wieder durch irgendwelche Clubs ziehen würde, um sich das Gehirn weg zu saufen.
Früher war ich oft mit Mum auf Veranstaltungen gegangen und der Gedanke an sie trieb mir schon wieder fast die Tränen in die Augen. Hartnäckig widerstand ich dem Drang. Ich durfte mir keine Tränen erlauben. Es war ein Zeichen von Schwäche und Schwäche konnte ich mir absolut nicht leisten.
„Alles in Ordnung?", Emmett riss mich zurück in die Gegenwart. Ich fragte mich ob er vielleicht auch nervös war. Es war sein erster Einsatz außerhalb der Palastmauern mit einem Haufen aufdringlicher Journalisten. Das war etwas anderes, als die Treffen, die er in den letzten Wochen bewacht hatte. Wenn er tatsächlich nervös war, merkte man es ihm zumindest nicht an. Emmett war die Ruhe selbst.
Stumm nickte ich.
Gleich darauf wurde die Wagentür geöffnet und der Lärm der Journalisten traf in voller Lautstärke an unsere Ohren. Emmett stieg zuerst aus, dann reichte er mir die Hand, um mir zu helfen. So elegant wie möglich stieg ich aus dem Wagen und setzte ein strahlendes Lächeln auf.Das Blitzlicht blendete mich enorm, als ich begann den roten Teppich entlang zu schreiten. Etwa bei der Hälfte blieb ich stehen, damit die Fotografen in Ruhe ihre Bilder schießen konnten. Emmett und ein weiterer Bodyguard standen etwas abseits, und überblickten die Situation ausdruckslos. Zu ihren maßgeschneiderten Dienstanzügen, trugen die beiden Sonnenbrillen, um sich vor dem Blitzlicht zu schützen. Außerdem konnte ich wie immer das Kabel mit dem Knopf in ihrem Ohr erkennen, damit sie über Funk in Kontakt blieben. Es wirkte wahnsinnig professionell und brachte mich fast zum Lachen.
„Prinzessin Wilhelmina! Wie laufen ihre Dates?"
„Wie ist es die neue Bachlorette Englands zu sein?"
„Eure königliche Hoheit! Sind Sie bereits verliebt?"
„Wie stehen Sie zu den Eskapaden Ihrer Schwester?"
Unzählige Fragen prasselten auf mich ein, aber ich reagierte nicht, sondern setzte meinen Weg fort. Meine Bodyguards folgten. An der Tür wurde ich von einem Angestellten höflich in Empfang genommen und es dauerte nicht lange, da kam auch schon Colin auf mich zu.
„Wilhelmina!", rief er überschwänglich, ganz mit der Absicht die Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. „Wie schön, dass du es dir einrichten konntest!" Er zog mich an sich, um mich rechts und links auf die Wange zu küssen.
Ich kochte vor Wut, da er auf meinen Titel verzichtet hatte und wir noch lange nicht beim Du waren. Und dann diese Küsschen! Offensichtlich wollte er mit mir bei den anderen Gästen angeben und tat so, als wären wir bereits beste Freunde. Die ausgewählten seriösen Journalisten, die sich im Inneren des Gebäudes aufhalten durften, ließen sich natürlich nicht davon abhalten eifrig ihr Bildmaterial zu knipsen.
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Royal Love
RomanceHinter der glamourösen Fassade ist Prinzessin Willows Leben alles andere als märchenhaft. Noch immer kämpft sie damit den Tod ihrer Mutter zu verarbeiten, als ihr herrischer Vater sie zu einer königlichen Ehe zwingt, ohne die sie den Thron Englands...