Kapitel 26

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Ich versuchte meine Hilflosigkeit in mein Kissen zu schreien. Erfolglos. Ich saß völlig regungslos da und starrte an die Wand, in der Hoffnung eine Lösung zu finden. Ich versuchte mich mit fechten abzulenken, aber es half nur dabei die Aggressionen zu mildern.

Alles was man von mir verlangt hatte, hatte ich befolgt. Ich hatte einen Mann ausgewählt, mit dem ich eine arrangierte Ehe eingehe würde, um den Thron besteigen zu können. Die Bedürfnisse desVolkes hatte ich immer hinter meine gestellt und dafür den vermutlich einzigen Mann verbannt, den ich jemals geliebt hatte.
Alles was ich tat, war für das Wohl der Anderen und der Dank dafür war, dass ich erpresst wurde?

Nachdem ich mich ausführlich in Selbstmitleid gesuhlt hatte, ging ich zu Selbsthass über. Wie hatte ich so naiv sein können? Jetzt im Nachhinein sah ich die Anzeichen, die es gegeben hatte, für dich ich damals aber zu blind war.

Ich war so versessen darauf gewesen einen Mann zu finden, den es mir erlaubt war zu heiraten. Und mit dem ich wenigstens eine Freundschaft eingehen konnte, die annähernd an das herankamen was ich mit Emmett gehabt hatte. Graham war natürlich schlau genug gewesen das zumerken und hatte mir genau das gegeben. Ich war wirklich gefühlsdusselig.

Mein Hass auf mich selbst war aber nichts dagegen wie die Gefühle die in mir hochkamen, wenn ich daran dachte, was das für mein Volk bedeuten würde. Die hart erkämpfte Demokratie und Meinungsfreiheit wäre Geschichte, sobald ich Graham das Ja-Wort geben würde.

Wenn ich schon mein Leben der Krone verpflichtet hatte, dann würde ich auch auf keinen Fall zulassen, dass England der Demokratie beraubt werden würde. Ich hatte nicht alles aufgegeben, um auch noch mein Land zu verlieren.

Entschlossen machte ich mich auf den Weg in das Büro von Dad. Die ersten Tage des neuen Jahres waren ruhig verlaufen und mein Vater schien absolut zufrieden mit den Dingen. Ich hatte ein wenig Panik davor, wie er auf die Nachrichten reagieren würden, aber ich brauchte Hilfe. Vermutlich würde ich um eine Strafpredigt nicht herumkommen, doch das würde ich schon überleben. Hauptsache das Worst-Case-Scenario würde nicht eintreffen.

„Dad, ich muss dringend mit dir sprechen." Ohne anzuklopfen platze ich in sein Büro. Normalerweise würde ich deshalb schon Ärger bekommen, aber Dad ignorierte das seltsamerweise. „Das trifft sich gut, denn ich muss auch dringend mit dir sprechen. Setz dich."

Etwas widerwillig ließ ich mich auf den Stuhl fallen, auf den Dad zeigte. Ich wollte nicht noch zuerst irgendetwas anderes besprechen, sondern gleich mit der Tür ins Haus fallen, bevor mir noch der Mut ausging.

„Unsere Auseinandersetzung vor einigen Wochen hat mir zu Denke gegeben", begann Dad, was mich verwirrt die Stirn runzeln ließ. Ich war davon ausgegangen, dass er etwas geschäftliches mit mir besprechen wollen.

„Und ich finde es ist an der Zeit uns auszuprechen."
Überrascht sah ich ihn an. Damit hatte ich nicht gerechnet. „Bevor du irgendetwas sagst, bitte ich dich mir einfach nur zu zuhören."
Also nickte ich zustimmend.

„Mir war nicht klar, wie sehr dich mein Verhalten verletzt hat, bevor du es mir so ungehalten an den Kopf geworfen hast. Mein Erbe lastet auf dir und das kann ich besser nachvollziehen als jeder anderer, weil ich damals in genau der gleichen Situation war. Alles was ich wollte, war sich so gut wie möglich auf dein Amt vorzubereiten. Ich war streng mit dir, weil ich dich auch in gewisser Weise abhärten wollte. Du solltest einfach auf alles vorbereitet sein. Bei Olivia war das nicht nötig, daher hast du vielleicht das Gefühl bekommen, ich würde sie bevorzugen. Mir war nicht klar, wie sehr du unter meiner Vorgehensweise gelitten hast. Ich weiß wie sehr du dich bemüht hast alles richtig zu machen und es tut mir aufrichtig leid, wenn du das Gefühl hattest ich würde dich dennoch bei allem kritisieren."

Royal LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt