Epilog

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18 Monate später

Olivia und ich saßen schweigsam am Frühstückstisch. Sie hatte die Nase in einem Modemagazin vergraben und ich blätterte mich durch dieZeitung.

„Guten Morgen", erklang Emmetts Stimme und schon drückte er mir einen zarten Kuss auf die Lippen, der mich zum Lächeln brachte.
„Und auch dir einen guten Morgen, kleiner Racker." Mei kugelrunder Bauch bekam ebenfalls einen Begrüßungskuss ab.

„Wollt ihr euch nicht endlich das Geschlecht sagen lassen? Wenn Emmett wie ein gestörter Idiot mit deinem Bauch redet, braucht er sich wenigstens nicht so bescheuerte Namen ausdenken", brummte Olivia hinter ihrer Zeitschrift.

Ich wollte schon eine bissige Antwort geben, aber mein Ehemann kam mir zuvor. „Aber dann wäre doch die Überraschung bei der Geburt kaputt. So ist es noch viel aufregender." Mit einem breiten Grinsen setzte er sich neben mich.

„Oh Gott, diese ganzen Hormone in diesem Haus lassen alle verrückt werden."

Emmett lachte schallend. Seit er im Palast wohnte, war der Umgang in unsere Familie ganz anders. Es war als hätte er als Vermittler gefehlt. Mit Dad verstand er sich prächtig und er konnte sogar Olivia händeln. Während ich ihr schon längst Beleidigungen an den Kopf geworfen hätte, reagierte er mit Scherzen. Aber es funktionierte. Wir lernten, wenn auch langsam, als Familie mehr Zeit zu verbringen und uns anzunähern.

Nicht nur in der Familie machten wir Fortschritte, sondern auch ich in der Beziehung zu meinem Volk. Nachdem ich die Rede meines Lebens gehalten hatte, hatte ich tatsächlich eine Abstimmung durchgeführt und die deutliche Mehrheit stimmte dafür die Thronfolge so zu belassen wie sie war. Es war ein Lernprozess auf beiden Seiten, aber ich wurde vom Volk immer mehr akzeptiert.

Emmett wurde von allen geliebt. Noch im selben Jahr hatten wir geheiratete und das ganze Land war aus dem Häuschen gewesen. Als ehemaliger Bodyguard war er nun für die Sicherheit zuständig und ihm unterstanden alle Bodyguards. Es war die perfekte Aufgabe fur ihn und er ging darin richtig auf.

„Guten Morgen, entschuldigt die Verspätung." Dad kam als letzter in den Speisesaal gerauscht. „Susan lässt grüßen, wir habe gerade telefoniert."

Eigentlich hatte ich Susan angeboten ebenfalls in den Palast zu ziehen oder zumindest mehr in die Nähe, aber sie konnte sich von ihrem Cottage nicht trennen. Dafür kam sie uns aber regelmäßig besuchen.

„Ich habe übrigens große Neuigkeiten." Dad war ganz aufgekratzt. Allgemein hatte er sich sehr verändert. Er bemühte sich, nicht mehr ganz so streng zu sein. Die Rolle als zukünftiger Großvater tat aber, glaubte ich zumindest, sein übriges.

„Ich werde abdanken." Er ließ die Bombe einfach ohne weitere Vorwarnung platzen.
„Was?", krächzte ich entsetzt und griff nach Emmetts Hand, um diese zu zerquetschen. Ich musste mich irgendwo festhalten.

„Ich war lang genug König. Und jetzt wo Nachwuchs unterwegs ist, möchte ich meine restlichen Jahre mit der Familie verbringen. Daher denke ich, es ist an der Zeit, dass du übernimmst."
Den Schock musste ich erst einmal verarbeiten.

„Aber bist du dir denn sicher, dass ich schon bereit bin?"
„Natürlich bist du bereit, Willow. Und das Volk auch. Ihr habt im letzten Jahr große Fortschritte gemacht."

Emmett sah mich voller Stolz an und da wusste ich, ich würde das schaffen.
„Okay, dann bin ich einverstanden."

Begeistert stand Dad auf, um mich in eine Umarmung zu ziehen. „Du wirst eine wundervolle Königin. Wir werden sofort mit den Vorbereitungen anfangen. Die Schneiderin muss informiert werden, Westminster Abbey reserviert und die anschließende Feier geplant werden."

Er sah aus, als würde er gedanklich schon Listen schreiben und Telefonate führen, dabei sollten wir es nicht überstürzen.

„Hey, Olivia?" Der Gedanke kam mir spontan und war vielleicht ein Versuch unsere verkorkste Beziehung etwas zu verbessern.

„Hm?", kam es unbeteiligt hinter der Zeitschrift hervor. Selbst als Dad verkündet hatte, er wolle abdanken, war keine Reaktion von ihr gekommen.
„Hast du Lust mein Krönungskleid zu entwerfen?"

Olivia ließ die Zeitschrift sinken und sah mich mit großen Augen an. „Ich? Ist das sein Ernst?"
„Du entwirfst doch noch Kleider, oder nicht?"
„Ja schon", erwiderte sie zögerlich, dabei beobachtete sie mich misstrauisch.
„Na dann."

Jetzt endlich bildete sich ein zaghaftes Lächeln in ihrem Gesicht.



Mein Herz hämmerte in meinem Brustkorb wie verrückt, als ich den Mittelgang im Westminster Abbey entlang lief. Zuletzt war ich hier im Hochzeitskleid entlang geschritten, ähnlich nervös wie jetzt. Der Unterschied bestand nur darin, dass nicht Emmett vor dem Altar auf mich wartete, sonder der Erzbischof.

Emmett saß dafür in der ersten Reihe, zusammen mit unserer Neugeborenen Tochter Carolina Susan Henstridge. Wir hatten beschlossen sie nach unseren Müttern zu benennen, die für uns beide ein großes Vorbild waren. Susan hatte dabei mehrere Tränchen vor Rührung verdrückt und ich war mich sicher, meine Mutter hätte sich darüber auch gefreut.

Olivia hatte mit dem Kleid wahre Wunder bewirkt. Ein Traum aus weiß mit Spitze und Perlen umschmeichelte meine Figur, sodass ich mich tatsächlich wie eine waschechte Königin fühlte. Bei den Anproben allerdings war ich davon überzeugt, dass Olivia die Nadeln ein paar Mal mehr als nötig in mein Fleisch gerammt hatte.

Die vielen Monate der Planung waren anstrengend, aber auch aufregend gewesen. Zwischendurch hatte ich Bedenken gehabt, als frisch gebackene Mutter auch gleichzeitig Königin zu werden, aber Dad hatte versprochen mich in den ersten Jahren tatkräftig zu unterstützen. Und Emmett war sowieso die größte Stütze überhaupt. So treu wie er als Bodyguard war, war er auch als Ehemann und ein großartiger Vater für unser kleines Mädchen.

Während ich also den Gang entlang schritt, konnte ich einige ehemalige Casting-Teilnehmer erkennen, sowie Austin und Theodore, mit denen ich tatsächlich noch in Kontakt stand.

Graham war hochkant aus dem Palast geflogen, nachdem ich öffentlich unsere Verlobung gelöst hatte. Sein Studium in Politikwissenschaften war ihm aberkannt worden, damit er möglichst keine Chance mehr hatte in der Politik zu arbeiten. Außerdem hatte Dad dafür gesorgt, dass die Familie Lane in der Gesellschaft ihr Ansehen verlor, was für mich persönlich Strafe genug war. Jillian und Graham würden genug darunter leiden.

Schneller als ich realisieren konnte, war die Zeremonie auch schon wieder vorbei. Der Erzbischof hielt einen Abendmahl Gottesdienst, ich wurde gesegnet und wurde schließlich mit dem Ring der Königin, dem Zepter des Herrschers und weiteren zeremoniellen Gegenstände ausgestattet.

Als ich schließlich mit Krone und Zepter vor den Zuschauern stand, bekam ich eine Gänsehaut. Ich fing Emmetts Blick auf, der unsere Tochter auf dem Arm hielt und mich voller Liebe ansah.

Egal was passieren würde, er würde für immer an meiner Seite bleiben. Und das war alles was ich wollte.

Royal LoveWo Geschichten leben. Entdecke jetzt