16.

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Manchmal litt ich ja unter ziemlichen Totalausfällen und während des Sandfußballs hatte ich mal wieder einen davon. Zusammen mit Mats spielten Jenny und ich in einem Team, während Julian, Lennard und Marcel unsere Gegner waren. Mats Frau Cathy sonnte sich währenddessen ein paar Meter neben uns im Sand. Ein Eurostück entschied, wer beim Spielen in die Sonne schauen musste. Natürlich waren wir die Idioten, die die ganze Zeit in die Sonne starren mussten. Das ich kein Talent hatte, den Ball zu kicken, dass war mir ja bereits im Voraus klar. Doch es war so schlimm, dass ich mich blamierte und es mich stresste. Das Spiel war nur zum Spaß, klar, aber gepaart mit der Sonne, der Hitze und der Müdigkeit vom Flug. Kein Essen, zu wenig trinken und meinem Ehrgeiz - kurz gesagt, kippte ich irgendwann wortwörtlich aus den Latschen und mitten in den Sand. Als ich da so lag und ich den Sand bereits in meiner Bikinihose spürte, wäre ich am liebsten einfach ganz im Sand versunken. „Yve ist alles in Ordnung?" fragte Lennard mal wieder wie von der Tarantel gestochen und starrte mich von oben an. Sein Oberkörper beugte über mir, während er mir prüfend in die Augen starrte. Ich verdrehte meine: „Ja, bin nur gestolpert." log ich. „Komm ich helfe dir auf." sagte Julian ruhig als er mir seine Hand entgegen hielt. Dankend nahm ich sein Angebot an. „Spielt ihr weiter, wir gehen eben etwas trinken." sagte er zu den anderen. Lennard nickte. Julian zog mich förmlich mit seiner Hand wieder in Richtung Ferienhaus und ließ mich erst wieder los als ich mich auf eine der Liegen pflanzte. Als ich mein Getränk von eben sah, krallte ich es mir und nahm einen ordentlichen Schluck davon. „Genau, Alkohol ist jetzt genau das richtige!" lachte er sarkastisch. Grinsend stellte ich das Glas wieder ab und räusperte mich: „Ich bin ja ich nur gestolpert." beharrte ich auf meiner Notlüge. „Genau! Danach sah es auch aus." kam es schon wieder sarkastisch neben mir. „Geh mir aus der Sonne." lachte ich als und rutschte etwas zur Seite damit er sich eventuell neben mich legte. Genau diese Chance ließ er sich entgehen: „Mache ich. Ich werde dir jetzt etwas zu essen machen gehen." lächelte er und verschwand schnell im Haus. Peinlich, dachte ich mir, als ich mich langsam zurück lehnte und meine Augen schloss. Was mache ich hier überhaupt? Das ist ja mit einer Verzweiflungstat gleichzusetzen. Ich fühlte mich wie ein weiblicher Sugardaddy der es unbedingt nötig hatte, sich einen jungen Fisch zu angeln. Was war denn aus dem Vorsatz, sich darauf zu konzentrierender was ich wirklich wollte, geworden? Andererseits, was war denn an einem kleinen Urlaubsflirt auszusetzen? Ach man, das war doch alles nichts halbes und nichts ganzes. Ich setzte mich also wieder auf, zog mir das Hemd über und schlang meine Arme um meinen Bauch. Ich sollte einfach alles auf mich zu kommen lassen, das wäre das Beste. Seit wann nahm ich das Leben eigentlich nicht mehr so leicht?
Ich war auf Ibiza, wir sollten einfach alles mal ein wenig lockerer sehen.
Später half ich Jenny und Mats Frau Cathy dabei, den Grillabend vorzubereiten. Jenny und ich machten den Salat, während Cathy sich an den Dips probierte und die Kerle natürlich das Fleisch auf den Grill legten.
Es war eigentlich ein schöner Abend, mit gutem Essen, Bier und Wein. In der Luft lag der schöne abendliche Sommerduft, den eigentlich jeder liebte und ihr entschieden uns dazu, später auf eine Strandparty zu gehen. Dennoch lag die Betonung auf eigentlich, denn als ich das sah was ich eben sah, hätte ich am allerliebsten den nächsten Direktflug nach Deutschland genommen, koste es was wolle. Es gab einen Gang, der die Häuser miteinander verbindet, da man sich den Pool teilte. Durch die Abenddämmerung hindurch erkannte ich eine Silhouette, und zwar eine die ich unter Tausenden wieder erkennen würde. Erst als die Person näher kam erkannte ich das volle blonde Haar. Er trug ein weißes Hemd, eine weiße Shorts und Flip Flops. Seine Sonnenbrille stand ihm perfekt. Mist, das konnte ich jetzt gar nicht gebrauchen. Jenny trat mich unter dem Tisch und erntete einen sauren Blick von mir. Sie holte mich aber endlich wieder zurück in die Realität. „Bro, wie gut, dass es doch noch geklappt hat!", „Besser spät als nie!" Mats und Marco umarmten sich brüderlich. Der Rest wurde mit einem Handschlag begrüßt. Mir lächelte er zu. „Hätte mir man das nicht vorher sagen können?" raunte ich Jenny an und wickelte Lennards Hemd eng um meinen Körper, der mittlerweile schon den ganzen Tag in diesem Bikini steckte. „Gut, dass es so dunkel ist, sonst würde man sehen wie rot du gerade anläufst." scherzte sie leise. Also trat ich sie unterm Tisch und nahm einen ordentlichen Schluck Wein, der aber auch nicht meine Sorgen hinunter spülen konnte. „Aber mal ehrlich die Chance, dass er wirklich in England seinen Umzug regelt und dann nach Deutschland fliegt, um sich wieder in den Flieger zu setzen um hier her zu kommen, die war schon sehr gering, Außerdem seit ihr doch Freunde.", „Ja. Freunde." murmelte ich leise und musste mich zwingen Marco nicht weiter anzustarren. Lag das an dem Sonnenlicht hier auf der Insel oder warum sah er plötzlich nochmal besser aus als zuvor. Ich merkte, wie sein Blick mich förmlich durchbohrte, als er direkt gegenüber von mir neben Lennard Platz nahm und mich anstarrte. Man, warum löste er denn immer so etwas in mir aus? Das war doch unfair. So ging das nicht, mit dem Abstand und allem was ich mir vorgenommen hatte. Ich hätte mich am liebsten für den Satz mit der Freundschaft geschlagen. Er hing mir nicht nur mittlerweile aus den Ohren heraus, sondern er war auch ziemlich voreilig gesagt worden. Jetzt gab es doch kein zurück mehr. Wollte ich wirklich, dass er mit anderen Frauen flirtete? Wollte ich wirklich dabei zusehen, wie er irgendwann eine andere Frau küsste anstatt mich? Nein eigentlich nicht. Eigentlich auf keinen Fall. Um genau zu sein wäre das ein unschönes Gefühl, das mit ansehen zu müssen. Aber war das wirklich, weil ich Marco noch liebte oder weil ich mal wieder nicht wusste, ob ich die richtige Entscheidung getroffen hatte?

Schmetterlingseffekt IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt